Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.damahls zum Exempel die Lehre von der Dreyeinigkeit, wenn sie in ihrem vollen Lichte, wie im Neuen Testament, wäre vorgetragen worden, zu der Vielgötte- rey Gelegenheit gegeben, wovon die er- sten Menschen ohne dem gar zu leicht angestecket wurden. Es ist also für ei- ne besondere Glückseeligkeit der neuern Zeiten zu achten, daß sich GOTT in denselben über verschiedene Stücke deut- licher offenbahren können. Wir ha- ben uns also darüber nicht zu beschweh- ren, sondern GOTT für das grösse- re Licht, dessen wir geniessen, zu dan- cken. (**) (**) Damit wir bey niemand wegen dieser letzten Materie in übeln Verdacht gera- then, so wollen wir kürtzlich die unschul- dige Ursache anführen, warum wir sel- bige hier berühret. Es sind uns Perso- nen theils Gelehrte theils Ungelehrte auch vom weiblichen Geschlecht vorge- kommen, welche sich nicht wol haben überreden können, daß die alten Patri- archen eben so viel Erkäntniß von der Heil. Dreyeinigkeit gehabt, als wir. Sie haben hierinne grosse Lehrer unserer ei- genen Kirche zu Vorgängern. Einige verfallen aber hierdurch auf allerhand Zweiffel, mit welchen sie sich beunruhi- gen: andere hingegen schliessen, man habe L l 2
damahls zum Exempel die Lehre von der Dreyeinigkeit, wenn ſie in ihrem vollen Lichte, wie im Neuen Teſtament, waͤre vorgetragen worden, zu der Vielgoͤtte- rey Gelegenheit gegeben, wovon die er- ſten Menſchen ohne dem gar zu leicht angeſtecket wurden. Es iſt alſo fuͤr ei- ne beſondere Gluͤckſeeligkeit der neuern Zeiten zu achten, daß ſich GOTT in denſelben uͤber verſchiedene Stuͤcke deut- licher offenbahren koͤnnen. Wir ha- ben uns alſo daruͤber nicht zu beſchweh- ren, ſondern GOTT fuͤr das groͤſſe- re Licht, deſſen wir genieſſen, zu dan- cken. (**) (**) Damit wir bey niemand wegen dieſer letzten Materie in uͤbeln Verdacht gera- then, ſo wollen wir kuͤrtzlich die unſchul- dige Urſache anfuͤhren, warum wir ſel- bige hier beruͤhret. Es ſind uns Perſo- nen theils Gelehrte theils Ungelehrte auch vom weiblichen Geſchlecht vorge- kommen, welche ſich nicht wol haben uͤberreden koͤnnen, daß die alten Patri- archen eben ſo viel Erkaͤntniß von der Heil. Dreyeinigkeit gehabt, als wir. Sie haben hierinne groſſe Lehrer unſerer ei- genen Kirche zu Vorgaͤngern. Einige verfallen aber hierdurch auf allerhand Zweiffel, mit welchen ſie ſich beunruhi- gen: andere hingegen ſchlieſſen, man habe L l 2
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Dreyeinigkeit, wenn ſie in ihrem vollen
Lichte, wie im Neuen Teſtament, waͤre
vorgetragen worden, zu der Vielgoͤtte-
rey Gelegenheit gegeben, wovon die er-
ſten Menſchen ohne dem gar zu leicht
angeſtecket wurden. Es iſt alſo fuͤr ei-
ne beſondere Gluͤckſeeligkeit der neuern
Zeiten zu achten, daß ſich GOTT in
denſelben uͤber verſchiedene Stuͤcke deut-
licher offenbahren koͤnnen. Wir ha-
ben uns alſo daruͤber nicht zu beſchweh-
ren, ſondern GOTT fuͤr das groͤſſe-
re Licht, deſſen wir genieſſen, zu dan-
cken. (**)
(**) Damit wir bey niemand wegen dieſer
letzten Materie in uͤbeln Verdacht gera-
then, ſo wollen wir kuͤrtzlich die unſchul-
dige Urſache anfuͤhren, warum wir ſel-
bige hier beruͤhret. Es ſind uns Perſo-
nen theils Gelehrte theils Ungelehrte
auch vom weiblichen Geſchlecht vorge-
kommen, welche ſich nicht wol haben
uͤberreden koͤnnen, daß die alten Patri-
archen eben ſo viel Erkaͤntniß von der
Heil. Dreyeinigkeit gehabt, als wir. Sie
haben hierinne groſſe Lehrer unſerer ei-
genen Kirche zu Vorgaͤngern. Einige
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Zweiffel, mit welchen ſie ſich beunruhi-
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