Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.die Vielweiberey gleichfalls die ledigen Frauens-Personen mannigmal rar gemacht haben, so, daß es manchem Manne schwer worden, eine Frau zu bekommen. Wir schliessen dieses daher, weil die Väter, wel- che Töchter hatten, selbige gleichsam ver- kaufften, oder wenigstens von den Schwie- ger-Söhnen ansehnliche Geschencke forder- ten. Jacob, der doch eine reiche Erbschafft von seinem Vater zu gewarten hatte, mu- ste dennoch bey dem Laban um eine jede Tochter sieben Jahr dienen. Wären die ledigen Frauens-Personen nicht wegen der Vielweiberey rar gewesen, würde auch La- ban gegen einen Jacob seine Töchter so hoch im Preise gehalten haben? Man lese die- ses 1. Buch Mos. Cap. 29. Eben so bath auch Sichem, Hemors eines Königes Sohn, so viel für die Dina, als ihr Vater und Brüder nur haben wollten, 1. Buch Mos. Cap. 34. v. 12. Eben diese Gewohn- heit muß auch noch zu Sauls Zeiten gewe- sen seyn, wie aus 1. Buch Sam. Cap. 18. v. 23. 25. 27. deutlich abzunehmen. (*) Diese Gewohnheit würde damals eben so wenig statt gefunden haben, wie jetzt, wenn die Vielweiberey nicht in Friedens-Zeiten die (*) Bey den ältesten Griechen hat man eben-
fals die Töchter denen Vätern abgekaufft, und diesen ansehnliche Geschencke gegeben, um ihre Töchter zu Frauen zu bekommen. Man lese Clericum in Commentar. in Genes. Cap. XXXIV. v. 12. die Vielweiberey gleichfalls die ledigen Frauens-Perſonen mannigmal rar gemacht haben, ſo, daß es manchem Manne ſchwer worden, eine Frau zu bekommen. Wir ſchlieſſen dieſes daher, weil die Vaͤter, wel- che Toͤchter hatten, ſelbige gleichſam ver- kaufften, oder wenigſtens von den Schwie- ger-Soͤhnen anſehnliche Geſchencke forder- ten. Jacob, der doch eine reiche Erbſchafft von ſeinem Vater zu gewarten hatte, mu- ſte dennoch bey dem Laban um eine jede Tochter ſieben Jahr dienen. Waͤren die ledigen Frauens-Perſonen nicht wegen der Vielweiberey rar geweſen, wuͤrde auch La- ban gegen einen Jacob ſeine Toͤchter ſo hoch im Preiſe gehalten haben? Man leſe die- ſes 1. Buch Moſ. Cap. 29. Eben ſo bath auch Sichem, Hemors eines Koͤniges Sohn, ſo viel fuͤr die Dina, als ihr Vater und Bruͤder nur haben wollten, 1. Buch Moſ. Cap. 34. v. 12. Eben dieſe Gewohn- heit muß auch noch zu Sauls Zeiten gewe- ſen ſeyn, wie aus 1. Buch Sam. Cap. 18. v. 23. 25. 27. deutlich abzunehmen. (*) Dieſe Gewohnheit wuͤrde damals eben ſo wenig ſtatt gefunden haben, wie jetzt, wenn die Vielweiberey nicht in Friedens-Zeiten die (*) Bey den aͤlteſten Griechen hat man eben-
fals die Toͤchter denen Vaͤtern abgekaufft, und dieſen anſehnliche Geſchencke gegeben, um ihre Toͤchter zu Frauen zu bekommen. Man leſe Clericum in Commentar. in Geneſ. Cap. XXXIV. v. 12. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0182" n="164"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> die Vielweiberey gleichfalls die ledigen<lb/> Frauens-Perſonen mannigmal rar gemacht<lb/> haben, ſo, daß es manchem Manne ſchwer<lb/> worden, eine Frau zu bekommen. Wir<lb/> ſchlieſſen dieſes daher, weil die Vaͤter, wel-<lb/> che Toͤchter hatten, ſelbige gleichſam ver-<lb/> kaufften, oder wenigſtens von den Schwie-<lb/> ger-Soͤhnen anſehnliche Geſchencke forder-<lb/> ten. Jacob, der doch eine reiche Erbſchafft<lb/> von ſeinem Vater zu gewarten hatte, mu-<lb/> ſte dennoch bey dem Laban um eine jede<lb/> Tochter ſieben Jahr dienen. Waͤren die<lb/> ledigen Frauens-Perſonen nicht wegen der<lb/> Vielweiberey rar geweſen, wuͤrde auch La-<lb/> ban gegen einen Jacob ſeine Toͤchter ſo hoch<lb/> im Preiſe gehalten haben? Man leſe die-<lb/> ſes 1. Buch Moſ. Cap. 29. Eben ſo bath<lb/> auch Sichem, Hemors eines Koͤniges<lb/> Sohn, ſo viel fuͤr die Dina, als ihr Vater<lb/> und Bruͤder nur haben wollten, 1. Buch<lb/> Moſ. Cap. 34. v. 12. Eben dieſe Gewohn-<lb/> heit muß auch noch zu Sauls Zeiten gewe-<lb/> ſen ſeyn, wie aus 1. Buch Sam. Cap. 18.<lb/> v. 23. 25. 27. deutlich abzunehmen. <note place="foot" n="(*)">Bey den aͤlteſten Griechen hat man eben-<lb/> fals die Toͤchter denen Vaͤtern abgekaufft,<lb/> und dieſen anſehnliche Geſchencke gegeben,<lb/> um ihre Toͤchter zu Frauen zu bekommen.<lb/> Man leſe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Clericum</hi> in Commentar. in<lb/> Geneſ. Cap. XXXIV. v.</hi> 12.</note><lb/> Dieſe Gewohnheit wuͤrde damals eben ſo<lb/> wenig ſtatt gefunden haben, wie jetzt, wenn<lb/> die Vielweiberey nicht in Friedens-Zeiten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0182]
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Frauens-Perſonen mannigmal rar gemacht
haben, ſo, daß es manchem Manne ſchwer
worden, eine Frau zu bekommen. Wir
ſchlieſſen dieſes daher, weil die Vaͤter, wel-
che Toͤchter hatten, ſelbige gleichſam ver-
kaufften, oder wenigſtens von den Schwie-
ger-Soͤhnen anſehnliche Geſchencke forder-
ten. Jacob, der doch eine reiche Erbſchafft
von ſeinem Vater zu gewarten hatte, mu-
ſte dennoch bey dem Laban um eine jede
Tochter ſieben Jahr dienen. Waͤren die
ledigen Frauens-Perſonen nicht wegen der
Vielweiberey rar geweſen, wuͤrde auch La-
ban gegen einen Jacob ſeine Toͤchter ſo hoch
im Preiſe gehalten haben? Man leſe die-
ſes 1. Buch Moſ. Cap. 29. Eben ſo bath
auch Sichem, Hemors eines Koͤniges
Sohn, ſo viel fuͤr die Dina, als ihr Vater
und Bruͤder nur haben wollten, 1. Buch
Moſ. Cap. 34. v. 12. Eben dieſe Gewohn-
heit muß auch noch zu Sauls Zeiten gewe-
ſen ſeyn, wie aus 1. Buch Sam. Cap. 18.
v. 23. 25. 27. deutlich abzunehmen. (*)
Dieſe Gewohnheit wuͤrde damals eben ſo
wenig ſtatt gefunden haben, wie jetzt, wenn
die Vielweiberey nicht in Friedens-Zeiten
die
(*) Bey den aͤlteſten Griechen hat man eben-
fals die Toͤchter denen Vaͤtern abgekaufft,
und dieſen anſehnliche Geſchencke gegeben,
um ihre Toͤchter zu Frauen zu bekommen.
Man leſe Clericum in Commentar. in
Geneſ. Cap. XXXIV. v. 12.
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