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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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den Sinn andeuten: Um der Hurerey
willen habe ein jeder seine eigene Frau
vom ersten Rang;
so muß man entweder
zugeben, daß Paulus die Nebenfrauen und
Concubinen nicht gebilliget habe, weil er
bloß eine Frau vom ersten Rang als ein
Mittel wider die Hurerey angepriesen:
Oder man muß annehmen, daß Paulus
seine Gedancken wider alle Regeln der
Vernunfft höchst unvollständig, ja unrich-
tig abgefasset. Welches zu sagen sich we-
nigstens ein Christ nicht unterstehen wird.
Daß aber Paulus hier an keine Kebsweiber
und Concubinen gedacht, wird weiter dar-
aus klar. Soll hier das Wort Weib ei-
ne Frau vom ersten Rang bedeuten, so wird
es diese Bedeutung in den unmittelbar vor-
hergehenden Verse auch haben, weil nicht
die geringste Ursach vorhanden, dieses Wort
in dem vorhergehenden Verse in einem
andern Verstande zu nehmen. So wä-
re denn aber der Sinn des Apostels: Es
ist dem Menschen gut
(nemlich in den da-
maligen gefährlichen Zeiten v. 26. 29.)
daß er keine Frau vom ersten Rang be-
rühre.
Jst dieses aber der Sinn des
Apostels? Wer dieses gantze Capitel lieset,

wird



den Sinn andeuten: Um der Hurerey
willen habe ein jeder ſeine eigene Frau
vom erſten Rang;
ſo muß man entweder
zugeben, daß Paulus die Nebenfrauen und
Concubinen nicht gebilliget habe, weil er
bloß eine Frau vom erſten Rang als ein
Mittel wider die Hurerey angeprieſen:
Oder man muß annehmen, daß Paulus
ſeine Gedancken wider alle Regeln der
Vernunfft hoͤchſt unvollſtaͤndig, ja unrich-
tig abgefaſſet. Welches zu ſagen ſich we-
nigſtens ein Chriſt nicht unterſtehen wird.
Daß aber Paulus hier an keine Kebsweiber
und Concubinen gedacht, wird weiter dar-
aus klar. Soll hier das Wort Weib ei-
ne Frau vom erſten Rang bedeuten, ſo wird
es dieſe Bedeutung in den unmittelbar vor-
hergehenden Verſe auch haben, weil nicht
die geringſte Urſach vorhanden, dieſes Wort
in dem vorhergehenden Verſe in einem
andern Verſtande zu nehmen. So waͤ-
re denn aber der Sinn des Apoſtels: Es
iſt dem Menſchen gut
(nemlich in den da-
maligen gefaͤhrlichen Zeiten v. 26. 29.)
daß er keine Frau vom erſten Rang be-
ruͤhre.
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Apoſtels? Wer dieſes gantze Capitel lieſet,

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[171/0189] den Sinn andeuten: Um der Hurerey willen habe ein jeder ſeine eigene Frau vom erſten Rang; ſo muß man entweder zugeben, daß Paulus die Nebenfrauen und Concubinen nicht gebilliget habe, weil er bloß eine Frau vom erſten Rang als ein Mittel wider die Hurerey angeprieſen: Oder man muß annehmen, daß Paulus ſeine Gedancken wider alle Regeln der Vernunfft hoͤchſt unvollſtaͤndig, ja unrich- tig abgefaſſet. Welches zu ſagen ſich we- nigſtens ein Chriſt nicht unterſtehen wird. Daß aber Paulus hier an keine Kebsweiber und Concubinen gedacht, wird weiter dar- aus klar. Soll hier das Wort Weib ei- ne Frau vom erſten Rang bedeuten, ſo wird es dieſe Bedeutung in den unmittelbar vor- hergehenden Verſe auch haben, weil nicht die geringſte Urſach vorhanden, dieſes Wort in dem vorhergehenden Verſe in einem andern Verſtande zu nehmen. So waͤ- re denn aber der Sinn des Apoſtels: Es iſt dem Menſchen gut (nemlich in den da- maligen gefaͤhrlichen Zeiten v. 26. 29.) daß er keine Frau vom erſten Rang be- ruͤhre. Jſt dieſes aber der Sinn des Apoſtels? Wer dieſes gantze Capitel lieſet, wird

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/189>, abgerufen am 09.11.2024.