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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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ich, daß sich in dergleichen Streitigkeiten kei-
ne unordentliche Leidenschafften mischen
möchten, welche oft verursachen, daß einer
dem andern fälschlich die grösten Thorhei-
ten auf bürdet. Jch mache zweytens eine
Anmerckung bey dem Vorgeben, als wäre
der Römer Concubinat unter den aller er-
sten Christen gantz gemein gewesen. Jch
glaube nicht, daß man unter den Christen
eher Exempel davon gehabt, als da man bey
dem Kayserlichen Hofe den Namen des Chri-
stenthums angenommen. Man findet we-
nigstens keine gewisse Uhrkunden und kein
einiges Exempel davon. Beruft man sich
auf die Lehrer des zweyten Jahrhunderts,
welche nicht zum besten von dieser Art der
Ehe geurtheilet, so verwerfen ja selbige den
Concubinat nicht als eine Sache, so unter
den Christen sondern unter den Heiden ge-
wöhnlich war. Und so, wie er unter den Rö-
mern im Gebrauch war und gar leicht ge-
trennet wurde, wenn die Concubine ihre
Schönheit verlohr, oder man sonst zur Ver-
änderung sehr geneigt war, oder eine Frau
vom Stande nehmen wollte, konnten sie ihn
allerdings nicht billigen. Alles dieses be-
weiset daher nicht, daß er damals schon un-
ter den Christen und zwar nach Art der Rö-
mer gewöhnlich gewesen. Man schliesset
ferner also. Unter den Römern war der
Concubinat sehr gemein. Es haben sich aber
gleich in den ersten Zeiten viele Römer zum
Christenthum bekehret. Darunter werden
folglich Männer mit Concubinen gewesen
seyn. Folglich muß unter den ersten Chri-
sten der Concubinat nach Art der Römer
gantz gemein gewesen seyn. Meiner Ein-
sicht
M 3


ich, daß ſich in dergleichen Streitigkeiten kei-
ne unordentliche Leidenſchafften miſchen
moͤchten, welche oft verurſachen, daß einer
dem andern faͤlſchlich die groͤſten Thorhei-
ten auf buͤrdet. Jch mache zweytens eine
Anmerckung bey dem Vorgeben, als waͤre
der Roͤmer Concubinat unter den aller er-
ſten Chriſten gantz gemein geweſen. Jch
glaube nicht, daß man unter den Chriſten
eher Exempel davon gehabt, als da man bey
dem Kayſerlichen Hofe den Namen des Chri-
ſtenthums angenommen. Man findet we-
nigſtens keine gewiſſe Uhrkunden und kein
einiges Exempel davon. Beruft man ſich
auf die Lehrer des zweyten Jahrhunderts,
welche nicht zum beſten von dieſer Art der
Ehe geurtheilet, ſo verwerfen ja ſelbige den
Concubinat nicht als eine Sache, ſo unter
den Chriſten ſondern unter den Heiden ge-
woͤhnlich war. Und ſo, wie er unter den Roͤ-
mern im Gebrauch war und gar leicht ge-
trennet wurde, wenn die Concubine ihre
Schoͤnheit verlohr, oder man ſonſt zur Ver-
aͤnderung ſehr geneigt war, oder eine Frau
vom Stande nehmen wollte, konnten ſie ihn
allerdings nicht billigen. Alles dieſes be-
weiſet daher nicht, daß er damals ſchon un-
ter den Chriſten und zwar nach Art der Roͤ-
mer gewoͤhnlich geweſen. Man ſchlieſſet
ferner alſo. Unter den Roͤmern war der
Concubinat ſehr gemein. Es haben ſich aber
gleich in den erſten Zeiten viele Roͤmer zum
Chriſtenthum bekehret. Darunter werden
folglich Maͤnner mit Concubinen geweſen
ſeyn. Folglich muß unter den erſten Chri-
ſten der Concubinat nach Art der Roͤmer
gantz gemein geweſen ſeyn. Meiner Ein-
ſicht
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[181/0199] (*) (*) ich, daß ſich in dergleichen Streitigkeiten kei- ne unordentliche Leidenſchafften miſchen moͤchten, welche oft verurſachen, daß einer dem andern faͤlſchlich die groͤſten Thorhei- ten auf buͤrdet. Jch mache zweytens eine Anmerckung bey dem Vorgeben, als waͤre der Roͤmer Concubinat unter den aller er- ſten Chriſten gantz gemein geweſen. Jch glaube nicht, daß man unter den Chriſten eher Exempel davon gehabt, als da man bey dem Kayſerlichen Hofe den Namen des Chri- ſtenthums angenommen. Man findet we- nigſtens keine gewiſſe Uhrkunden und kein einiges Exempel davon. Beruft man ſich auf die Lehrer des zweyten Jahrhunderts, welche nicht zum beſten von dieſer Art der Ehe geurtheilet, ſo verwerfen ja ſelbige den Concubinat nicht als eine Sache, ſo unter den Chriſten ſondern unter den Heiden ge- woͤhnlich war. Und ſo, wie er unter den Roͤ- mern im Gebrauch war und gar leicht ge- trennet wurde, wenn die Concubine ihre Schoͤnheit verlohr, oder man ſonſt zur Ver- aͤnderung ſehr geneigt war, oder eine Frau vom Stande nehmen wollte, konnten ſie ihn allerdings nicht billigen. Alles dieſes be- weiſet daher nicht, daß er damals ſchon un- ter den Chriſten und zwar nach Art der Roͤ- mer gewoͤhnlich geweſen. Man ſchlieſſet ferner alſo. Unter den Roͤmern war der Concubinat ſehr gemein. Es haben ſich aber gleich in den erſten Zeiten viele Roͤmer zum Chriſtenthum bekehret. Darunter werden folglich Maͤnner mit Concubinen geweſen ſeyn. Folglich muß unter den erſten Chri- ſten der Concubinat nach Art der Roͤmer gantz gemein geweſen ſeyn. Meiner Ein- ſicht M 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/199>, abgerufen am 24.11.2024.