Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.ein Concubinat ist geduldet worden, es ein solcher Concubinat gewesen, als er verthei- diget. Er muß beweisen, daß es ein Pelli- catus gewesen. Welches er nimmer wird thun können. Daß die ersten Christen ihm nicht ergeben gewesen noch gebilliget, erhel- let daraus, daß sie den Juden vorhalten kön- nen, wie sie auch darinne von jüdischer Wei- se abgiengen, daß sie sich mit einer Frau be- gnügten. Jvstinvs Martyr in Dial. cum Tryphone. Und daß sie insbesondere die Kebsweiber für unerlaubt gehalten, bewei- set Clemens Alexandr. Paedag. Lib II. Cap. 10. Was anbelangt den eigentlichen Concubinat d. i. die ehliche Verbindung ei- nes vornehmern ledigen Mannes mit einer geringern ledigen Frauens-Person, so daß ein jedes von beyden seinen eigenen Stand behält und die Kinder am Stande der Mut- ter gleich werden und den Vater nicht beer- ben, so mache ich bey demselben folgende An- merckungen. Erstlich belüget man die Theo- logen, wenn man sie überhaupt beschuldiget, daß sie diesen Concubinat verdammet, indem sie des Thomasens Disputation vom Concubinat widerleget. Thomas verthei- diget den Pellicatum oder das Recht Kebs- weiber neben der ersten Frau zu haben, und hierin haben ihm wenigstens die Theologen, so ich gelesen habe, allein widersprochen. Was den Römischen und anjetzt beschriebe- nen Concubinat betrifft, so glaube ich nicht, daß ihn heutiges Tages ein Theologe gantz verwerfen wird, wenn der Römer Schei- dung, die bey allen ihren Ehen erlaubt war, und Christus bey allen Ehen aufgehoben, davon getrennet wird. O wie oft wünsche ich, ein Concubinat iſt geduldet worden, es ein ſolcher Concubinat geweſen, als er verthei- diget. Er muß beweiſen, daß es ein Pelli- catus geweſen. Welches er nimmer wird thun koͤnnen. Daß die erſten Chriſten ihm nicht ergeben geweſen noch gebilliget, erhel- let daraus, daß ſie den Juden vorhalten koͤn- nen, wie ſie auch darinne von juͤdiſcher Wei- ſe abgiengen, daß ſie ſich mit einer Frau be- gnuͤgten. Jvſtinvſ Martyr in Dial. cum Tryphone. Und daß ſie insbeſondere die Kebsweiber fuͤr unerlaubt gehalten, bewei- ſet Clemenſ Alexandr. Pædag. Lib II. Cap. 10. Was anbelangt den eigentlichen Concubinat d. i. die ehliche Verbindung ei- nes vornehmern ledigen Mannes mit einer geringern ledigen Frauens-Perſon, ſo daß ein jedes von beyden ſeinen eigenen Stand behaͤlt und die Kinder am Stande der Mut- ter gleich werden und den Vater nicht beer- ben, ſo mache ich bey demſelben folgende An- merckungen. Erſtlich beluͤget man die Theo- logen, wenn man ſie uͤberhaupt beſchuldiget, daß ſie dieſen Concubinat verdammet, indem ſie des Thomaſens Diſputation vom Concubinat widerleget. Thomas verthei- diget den Pellicatum oder das Recht Kebs- weiber neben der erſten Frau zu haben, und hierin haben ihm wenigſtens die Theologen, ſo ich geleſen habe, allein widerſprochen. Was den Roͤmiſchen und anjetzt beſchriebe- nen Concubinat betrifft, ſo glaube ich nicht, daß ihn heutiges Tages ein Theologe gantz verwerfen wird, wenn der Roͤmer Schei- dung, die bey allen ihren Ehen erlaubt war, und Chriſtus bey allen Ehen aufgehoben, davon getrennet wird. O wie oft wuͤnſche ich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <note next="#a52" xml:id="a51" prev="#a50" place="foot" n="(*)"><pb facs="#f0198" n="180"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ein Concubinat iſt geduldet worden, es ein<lb/> ſolcher Concubinat geweſen, als er verthei-<lb/> diget. 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ein Concubinat iſt geduldet worden, es ein
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nicht ergeben geweſen noch gebilliget, erhel-
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ſe abgiengen, daß ſie ſich mit einer Frau be-
gnuͤgten. Jvſtinvſ Martyr in Dial. cum
Tryphone. Und daß ſie insbeſondere die
Kebsweiber fuͤr unerlaubt gehalten, bewei-
ſet Clemenſ Alexandr. Pædag. Lib II.
Cap. 10. Was anbelangt den eigentlichen
Concubinat d. i. die ehliche Verbindung ei-
nes vornehmern ledigen Mannes mit einer
geringern ledigen Frauens-Perſon, ſo daß
ein jedes von beyden ſeinen eigenen Stand
behaͤlt und die Kinder am Stande der Mut-
ter gleich werden und den Vater nicht beer-
ben, ſo mache ich bey demſelben folgende An-
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logen, wenn man ſie uͤberhaupt beſchuldiget,
daß ſie dieſen Concubinat verdammet, indem
ſie des Thomaſens Diſputation vom
Concubinat widerleget. Thomas verthei-
diget den Pellicatum oder das Recht Kebs-
weiber neben der erſten Frau zu haben, und
hierin haben ihm wenigſtens die Theologen,
ſo ich geleſen habe, allein widerſprochen.
Was den Roͤmiſchen und anjetzt beſchriebe-
nen Concubinat betrifft, ſo glaube ich nicht,
daß ihn heutiges Tages ein Theologe gantz
verwerfen wird, wenn der Roͤmer Schei-
dung, die bey allen ihren Ehen erlaubt war,
und Chriſtus bey allen Ehen aufgehoben,
davon getrennet wird. O wie oft wuͤnſche
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