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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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§. 16.

Durch diese und andere Exempel lernteJn den
neuern Zei-
ten ist die
Art zu krie-
gen gantz
verändert.

man nach und nach, daß es beym Kriege
nicht so sehr auf eine gar zu zahlreiche, als
vielmehr wohl ausgesuchte und geübte Ar-
mee ankomme. Alexander der Grosse
fochte daher mit sehr mittelmäßigen, oder
fast kleinen Krieges-Heeren. Seine Leu-
te aber waren ausgesucht und geübt, und
er besiegte damit die grösten Schaaren,
und brachte in kurtzer Zeit die sehr weit-
läuftige Monarchie der Perser unter sich.
Andere sind ihm darinn gefolget. Die
Römer so wohl unter den Kaisern, als auch
eine ziemliche Zeit vorher führten in Ver-
gleichung mit den ältern Völckern und der
Weite ihres Reichs mäßige Armeen ins
Feld. Hiedurch erhielt das männliche
Geschlecht abermahls einen Vortheil. Man
wurde auch endlich gelinder gegen die Ge-
fangenen, besonders, da das Christenthum
anfieng in einigen Reichen die Herrschafft
zu bekommen. Man wechselte sie gegen
einander aus, oder lösete dieselben mit Gel-
de. Daher denn auch mancher so hart-
näckigt nicht mehr fochte, wie sonst, sondern
ergab lieber sein Leben der Gnade des Sie-

gers.
O 3


§. 16.

Durch dieſe und andere Exempel lernteJn den
neuern Zei-
ten iſt die
Art zu krie-
gen gantz
veraͤndert.

man nach und nach, daß es beym Kriege
nicht ſo ſehr auf eine gar zu zahlreiche, als
vielmehr wohl ausgeſuchte und geuͤbte Ar-
mee ankomme. Alexander der Groſſe
fochte daher mit ſehr mittelmaͤßigen, oder
faſt kleinen Krieges-Heeren. Seine Leu-
te aber waren ausgeſucht und geuͤbt, und
er beſiegte damit die groͤſten Schaaren,
und brachte in kurtzer Zeit die ſehr weit-
laͤuftige Monarchie der Perſer unter ſich.
Andere ſind ihm darinn gefolget. Die
Roͤmer ſo wohl unter den Kaiſern, als auch
eine ziemliche Zeit vorher fuͤhrten in Ver-
gleichung mit den aͤltern Voͤlckern und der
Weite ihres Reichs maͤßige Armeen ins
Feld. Hiedurch erhielt das maͤnnliche
Geſchlecht abermahls einen Vortheil. Man
wurde auch endlich gelinder gegen die Ge-
fangenen, beſonders, da das Chriſtenthum
anfieng in einigen Reichen die Herrſchafft
zu bekommen. Man wechſelte ſie gegen
einander aus, oder loͤſete dieſelben mit Gel-
de. Daher denn auch mancher ſo hart-
naͤckigt nicht mehr fochte, wie ſonſt, ſondern
ergab lieber ſein Leben der Gnade des Sie-

gers.
O 3
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[213/0231] §. 16. Durch dieſe und andere Exempel lernte man nach und nach, daß es beym Kriege nicht ſo ſehr auf eine gar zu zahlreiche, als vielmehr wohl ausgeſuchte und geuͤbte Ar- mee ankomme. Alexander der Groſſe fochte daher mit ſehr mittelmaͤßigen, oder faſt kleinen Krieges-Heeren. Seine Leu- te aber waren ausgeſucht und geuͤbt, und er beſiegte damit die groͤſten Schaaren, und brachte in kurtzer Zeit die ſehr weit- laͤuftige Monarchie der Perſer unter ſich. Andere ſind ihm darinn gefolget. Die Roͤmer ſo wohl unter den Kaiſern, als auch eine ziemliche Zeit vorher fuͤhrten in Ver- gleichung mit den aͤltern Voͤlckern und der Weite ihres Reichs maͤßige Armeen ins Feld. Hiedurch erhielt das maͤnnliche Geſchlecht abermahls einen Vortheil. Man wurde auch endlich gelinder gegen die Ge- fangenen, beſonders, da das Chriſtenthum anfieng in einigen Reichen die Herrſchafft zu bekommen. Man wechſelte ſie gegen einander aus, oder loͤſete dieſelben mit Gel- de. Daher denn auch mancher ſo hart- naͤckigt nicht mehr fochte, wie ſonſt, ſondern ergab lieber ſein Leben der Gnade des Sie- gers. Jn den neuern Zei- ten iſt die Art zu krie- gen gantz veraͤndert. O 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/231>, abgerufen am 26.11.2024.