Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite


§. 23.

Der unpartheyische Leser urtheile fer-Weitere
Fortse-
tzung des
obigen.

ner, wie weit folgende Gründe beweisen,
daß unter den ersten Christen nicht leicht
oder gar keine Männer mit vielen Weibern
vom ersten oder vom zweyten Range ge-
wesen. Jm gantzen neuen Testament fin-
den wir kein einiges Exempel. Es werden
auch an keinem Orte ein Mann und viele
Weiber, sondern allemal Mann und Weib
oder Männer und Weiber neben einander
gesetzt. Und wäre es leicht geschehen,
daß ein Mann mit mehrern Weibern zu
der Christlichen Religion übergetreten,
sollte Paulus, da er 1. Cor. 7. v. 12. ent-
scheidet, ob ein Mann, der ein Christe
worden, seine unglaubige Frau behalten
könnte, nicht mit einem eintzigen Worte
darauf kommen seyn? Jst es wahrschein-
lich, daß er in diesem Fall nicht also wür-
de geredet haben: So ein Bruder ein
oder mehrere unglaubige Weiber hat,

und so weiter. Man beruft sich zwar
auf die Stelle, da Paulus 1. Tim. Cap.
3. v. 2. 12. setzt, ein Bischoff und ein
Diaconus oder Diener soll eines Wei-

bes


§. 23.

Der unpartheyiſche Leſer urtheile fer-Weitere
Fortſe-
tzung des
obigen.

ner, wie weit folgende Gruͤnde beweiſen,
daß unter den erſten Chriſten nicht leicht
oder gar keine Maͤnner mit vielen Weibern
vom erſten oder vom zweyten Range ge-
weſen. Jm gantzen neuen Teſtament fin-
den wir kein einiges Exempel. Es werden
auch an keinem Orte ein Mann und viele
Weiber, ſondern allemal Mann und Weib
oder Maͤnner und Weiber neben einander
geſetzt. Und waͤre es leicht geſchehen,
daß ein Mann mit mehrern Weibern zu
der Chriſtlichen Religion uͤbergetreten,
ſollte Paulus, da er 1. Cor. 7. v. 12. ent-
ſcheidet, ob ein Mann, der ein Chriſte
worden, ſeine unglaubige Frau behalten
koͤnnte, nicht mit einem eintzigen Worte
darauf kommen ſeyn? Jſt es wahrſchein-
lich, daß er in dieſem Fall nicht alſo wuͤr-
de geredet haben: So ein Bruder ein
oder mehrere unglaubige Weiber hat,

und ſo weiter. Man beruft ſich zwar
auf die Stelle, da Paulus 1. Tim. Cap.
3. v. 2. 12. ſetzt, ein Biſchoff und ein
Diaconus oder Diener ſoll eines Wei-

bes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0257" n="239"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 23.</head><lb/>
          <p>Der unpartheyi&#x017F;che Le&#x017F;er urtheile fer-<note place="right">Weitere<lb/>
Fort&#x017F;e-<lb/>
tzung des<lb/>
obigen.</note><lb/>
ner, wie weit folgende Gru&#x0364;nde bewei&#x017F;en,<lb/>
daß unter den er&#x017F;ten Chri&#x017F;ten nicht leicht<lb/>
oder gar keine Ma&#x0364;nner mit vielen Weibern<lb/>
vom er&#x017F;ten oder vom zweyten Range ge-<lb/>
we&#x017F;en. Jm gantzen neuen Te&#x017F;tament fin-<lb/>
den wir kein einiges Exempel. Es werden<lb/>
auch an keinem Orte ein Mann und viele<lb/>
Weiber, &#x017F;ondern allemal Mann und Weib<lb/>
oder Ma&#x0364;nner und Weiber neben einander<lb/>
ge&#x017F;etzt. Und wa&#x0364;re es leicht ge&#x017F;chehen,<lb/>
daß ein Mann mit mehrern Weibern zu<lb/>
der Chri&#x017F;tlichen Religion u&#x0364;bergetreten,<lb/>
&#x017F;ollte Paulus, da er 1. Cor. 7. v. 12. ent-<lb/>
&#x017F;cheidet, ob ein Mann, der ein Chri&#x017F;te<lb/>
worden, &#x017F;eine unglaubige Frau behalten<lb/>
ko&#x0364;nnte, nicht mit einem eintzigen Worte<lb/>
darauf kommen &#x017F;eyn? J&#x017F;t es wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich, daß er in die&#x017F;em Fall nicht al&#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
de geredet haben: <hi rendition="#fr">So ein Bruder ein<lb/>
oder mehrere unglaubige Weiber hat,</hi><lb/>
und &#x017F;o weiter. Man beruft &#x017F;ich zwar<lb/>
auf die Stelle, da Paulus 1. Tim. Cap.<lb/>
3. v. 2. 12. &#x017F;etzt, ein Bi&#x017F;choff und ein<lb/>
Diaconus oder Diener &#x017F;oll eines Wei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bes</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0257] §. 23. Der unpartheyiſche Leſer urtheile fer- ner, wie weit folgende Gruͤnde beweiſen, daß unter den erſten Chriſten nicht leicht oder gar keine Maͤnner mit vielen Weibern vom erſten oder vom zweyten Range ge- weſen. Jm gantzen neuen Teſtament fin- den wir kein einiges Exempel. Es werden auch an keinem Orte ein Mann und viele Weiber, ſondern allemal Mann und Weib oder Maͤnner und Weiber neben einander geſetzt. Und waͤre es leicht geſchehen, daß ein Mann mit mehrern Weibern zu der Chriſtlichen Religion uͤbergetreten, ſollte Paulus, da er 1. Cor. 7. v. 12. ent- ſcheidet, ob ein Mann, der ein Chriſte worden, ſeine unglaubige Frau behalten koͤnnte, nicht mit einem eintzigen Worte darauf kommen ſeyn? Jſt es wahrſchein- lich, daß er in dieſem Fall nicht alſo wuͤr- de geredet haben: So ein Bruder ein oder mehrere unglaubige Weiber hat, und ſo weiter. Man beruft ſich zwar auf die Stelle, da Paulus 1. Tim. Cap. 3. v. 2. 12. ſetzt, ein Biſchoff und ein Diaconus oder Diener ſoll eines Wei- bes Weitere Fortſe- tzung des obigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/257
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/257>, abgerufen am 24.11.2024.