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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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an einen Ort, wo sie ihres gleichen zeugen
können, dennoch sind sie fast alle dazu ge-
schickt. Alle vollkommene Saamen-Kör-
ner sind wieder mit Keimen versehen. Die
mehresten von diesen Keimen, sprechen sie,
haben keinen Nutzen. Sie kommen um
ohne ihres gleichen hervor zu bringen, wel-
ches doch der eintzige Nutzen derselben seyn
kan. Wäre nun GOtt allwissend, so
würden nur diejenigen Körner Keimen ha-
ben, die wieder in die Erde kämen und neue
Gewächse hervor treiben. Jch frage aber-
mahls, woher weiß man denn, daß die Kei-
men der Saamen-Körner sonst keinen Nu-
tzen haben, als daß sie neue Gewächse hervor
treiben? Man spricht: Es liegt das gan-
tze Gewächse schon in den Keimen drinne,
und kan folglich zu nichts anders dienen,
als daß dieses Gewächse sich daraus nach
und nach auswickele, in seine gehörige
Grösse ausdehne und seines gleichen zeuge.
Jst denn aber dieses eine richtige Folge?
Wir wissen keinen andern Nutzen von den
Keimen: derowegen können sie keinen an-
dern haben? Wie? wenn das Korn sei-
nen Kern nicht anders bekommen könnte,
als eben durch Hülfe dieses Keimen. Es

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an einen Ort, wo ſie ihres gleichen zeugen
koͤnnen, dennoch ſind ſie faſt alle dazu ge-
ſchickt. Alle vollkommene Saamen-Koͤr-
ner ſind wieder mit Keimen verſehen. Die
mehreſten von dieſen Keimen, ſprechen ſie,
haben keinen Nutzen. Sie kommen um
ohne ihres gleichen hervor zu bringen, wel-
ches doch der eintzige Nutzen derſelben ſeyn
kan. Waͤre nun GOtt allwiſſend, ſo
wuͤrden nur diejenigen Koͤrner Keimen ha-
ben, die wieder in die Erde kaͤmen und neue
Gewaͤchſe hervor treiben. Jch frage aber-
mahls, woher weiß man denn, daß die Kei-
men der Saamen-Koͤrner ſonſt keinen Nu-
tzen haben, als daß ſie neue Gewaͤchſe hervor
treiben? Man ſpricht: Es liegt das gan-
tze Gewaͤchſe ſchon in den Keimen drinne,
und kan folglich zu nichts anders dienen,
als daß dieſes Gewaͤchſe ſich daraus nach
und nach auswickele, in ſeine gehoͤrige
Groͤſſe ausdehne und ſeines gleichen zeuge.
Jſt denn aber dieſes eine richtige Folge?
Wir wiſſen keinen andern Nutzen von den
Keimen: derowegen koͤnnen ſie keinen an-
dern haben? Wie? wenn das Korn ſei-
nen Kern nicht anders bekommen koͤnnte,
als eben durch Huͤlfe dieſes Keimen. Es

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[291/0309] an einen Ort, wo ſie ihres gleichen zeugen koͤnnen, dennoch ſind ſie faſt alle dazu ge- ſchickt. Alle vollkommene Saamen-Koͤr- ner ſind wieder mit Keimen verſehen. Die mehreſten von dieſen Keimen, ſprechen ſie, haben keinen Nutzen. Sie kommen um ohne ihres gleichen hervor zu bringen, wel- ches doch der eintzige Nutzen derſelben ſeyn kan. Waͤre nun GOtt allwiſſend, ſo wuͤrden nur diejenigen Koͤrner Keimen ha- ben, die wieder in die Erde kaͤmen und neue Gewaͤchſe hervor treiben. Jch frage aber- mahls, woher weiß man denn, daß die Kei- men der Saamen-Koͤrner ſonſt keinen Nu- tzen haben, als daß ſie neue Gewaͤchſe hervor treiben? Man ſpricht: Es liegt das gan- tze Gewaͤchſe ſchon in den Keimen drinne, und kan folglich zu nichts anders dienen, als daß dieſes Gewaͤchſe ſich daraus nach und nach auswickele, in ſeine gehoͤrige Groͤſſe ausdehne und ſeines gleichen zeuge. Jſt denn aber dieſes eine richtige Folge? Wir wiſſen keinen andern Nutzen von den Keimen: derowegen koͤnnen ſie keinen an- dern haben? Wie? wenn das Korn ſei- nen Kern nicht anders bekommen koͤnnte, als eben durch Huͤlfe dieſes Keimen. Es iſt T 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/309>, abgerufen am 25.11.2024.