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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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GOtt, der euch einen so deutlichen und
wunderbaren Beweiß seiner heiligsten Ge-
rechtigkeit gegeben? Jst das, was an dem
unschuldigen Bürgen der Sünder gesche-
hen, zu wenig, euch in Furcht und Schre-
cken zu setzen? Könnet ihr noch hoffen, daß
der GOtt, der seinen Abscheu für die Sün-
de auf eine so nachdrückliche Art an den
Tag geleget, damit ihr von selbigen abste-
hen möchtet, euch in den Himmel erheben
werde, wenn ihr bey dem Tode JEsu doch
noch in muthwilligen Sünden bleibet?
Wäre dieses der Wille des Weisesten, so
sagt, warum hätte er denn seine heiligste
Gerechtigkeit durch den Tod seines Soh-
nes versiegelt? Warum hätte er die Hei-
ligkeit seiner Gesetze so nachdrücklich bewie-
sen? Wäre sein Wille eine Gesellschafft
von hochmüthigen, eigensinnigen, neidi-
schen, zornigen, rachbegierigen, störrigen,
üppigen und leichtsinnigen Seelen, eine
Gesellschafft von schändlichen Sclaven al-
lerhand Laster vor seinem Thron zu samm-
len, und ihnen die prächtigen Gegenden des
Himmels anzuweisen; was wäre es nö-
thig gewesen und was sollte es nützen,
daß die Heslichkeit der Sünden und der

heilige



GOtt, der euch einen ſo deutlichen und
wunderbaren Beweiß ſeiner heiligſten Ge-
rechtigkeit gegeben? Jſt das, was an dem
unſchuldigen Buͤrgen der Suͤnder geſche-
hen, zu wenig, euch in Furcht und Schre-
cken zu ſetzen? Koͤnnet ihr noch hoffen, daß
der GOtt, der ſeinen Abſcheu fuͤr die Suͤn-
de auf eine ſo nachdruͤckliche Art an den
Tag geleget, damit ihr von ſelbigen abſte-
hen moͤchtet, euch in den Himmel erheben
werde, wenn ihr bey dem Tode JEſu doch
noch in muthwilligen Suͤnden bleibet?
Waͤre dieſes der Wille des Weiſeſten, ſo
ſagt, warum haͤtte er denn ſeine heiligſte
Gerechtigkeit durch den Tod ſeines Soh-
nes verſiegelt? Warum haͤtte er die Hei-
ligkeit ſeiner Geſetze ſo nachdruͤcklich bewie-
ſen? Waͤre ſein Wille eine Geſellſchafft
von hochmuͤthigen, eigenſinnigen, neidi-
ſchen, zornigen, rachbegierigen, ſtoͤrrigen,
uͤppigen und leichtſinnigen Seelen, eine
Geſellſchafft von ſchaͤndlichen Sclaven al-
lerhand Laſter vor ſeinem Thron zu ſamm-
len, und ihnen die praͤchtigen Gegenden des
Himmels anzuweiſen; was waͤre es noͤ-
thig geweſen und was ſollte es nuͤtzen,
daß die Heslichkeit der Suͤnden und der

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[364/0382] GOtt, der euch einen ſo deutlichen und wunderbaren Beweiß ſeiner heiligſten Ge- rechtigkeit gegeben? Jſt das, was an dem unſchuldigen Buͤrgen der Suͤnder geſche- hen, zu wenig, euch in Furcht und Schre- cken zu ſetzen? Koͤnnet ihr noch hoffen, daß der GOtt, der ſeinen Abſcheu fuͤr die Suͤn- de auf eine ſo nachdruͤckliche Art an den Tag geleget, damit ihr von ſelbigen abſte- hen moͤchtet, euch in den Himmel erheben werde, wenn ihr bey dem Tode JEſu doch noch in muthwilligen Suͤnden bleibet? Waͤre dieſes der Wille des Weiſeſten, ſo ſagt, warum haͤtte er denn ſeine heiligſte Gerechtigkeit durch den Tod ſeines Soh- nes verſiegelt? Warum haͤtte er die Hei- ligkeit ſeiner Geſetze ſo nachdruͤcklich bewie- ſen? Waͤre ſein Wille eine Geſellſchafft von hochmuͤthigen, eigenſinnigen, neidi- ſchen, zornigen, rachbegierigen, ſtoͤrrigen, uͤppigen und leichtſinnigen Seelen, eine Geſellſchafft von ſchaͤndlichen Sclaven al- lerhand Laſter vor ſeinem Thron zu ſamm- len, und ihnen die praͤchtigen Gegenden des Himmels anzuweiſen; was waͤre es noͤ- thig geweſen und was ſollte es nuͤtzen, daß die Heslichkeit der Suͤnden und der heilige

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/382>, abgerufen am 25.11.2024.