Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.zu sagen, als: Jch elender Mensch, werRöm. 7, 24. will mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Haben ihn ehmahls bey dem An- fange der Bekehrung etwan nur die fürch- terlichen Folgen der Sünden, der Tod und die Hölle in Schrecken gesetzt, so macht ihn jetzt die Schändlichkeit der Sünden empfindlich. Er hält die Liebe GOttes und seine Unempfindlichkeit gegen einan- der. Es überfällt ihn Schamhaftigkeit und kindliche Wehmuth. Nun pranget er nicht mehr mit seinen Vollkommenhei- ten. Da liegen seine Wercke, die ihn sonst stoltz machten. Die Schönheit fällt ab, in welche er sich sonst so sehr verliebte. Er siehet sich in einer armseligen Blösse. Doch aber siehet er auch denjenigen, der die Sün- der gerecht macht. Er siehet die Arme ei- nes versöhnten Vaters offen. Er wirfft sich in selbige, er ergiebt sich auf die ange- bothene Gnade, und suchet in derselben im- mer vollkommener, immer gefälliger, im- mer geschickter zu dem Reiche zu werden, so der HErr sammlet. Dieses sind die Gläubigen, die der grosse GOtt, nach dem Ausspruch unsers Erlösers, so sehr liebet. Dieses ist der Glaube, den seine Liebe von ihnen B b 4
zu ſagen, als: Jch elender Menſch, werRoͤm. 7, 24. will mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes? Haben ihn ehmahls bey dem An- fange der Bekehrung etwan nur die fuͤrch- terlichen Folgen der Suͤnden, der Tod und die Hoͤlle in Schrecken geſetzt, ſo macht ihn jetzt die Schaͤndlichkeit der Suͤnden empfindlich. Er haͤlt die Liebe GOttes und ſeine Unempfindlichkeit gegen einan- der. Es uͤberfaͤllt ihn Schamhaftigkeit und kindliche Wehmuth. Nun pranget er nicht mehr mit ſeinen Vollkommenhei- ten. Da liegen ſeine Wercke, die ihn ſonſt ſtoltz machten. Die Schoͤnheit faͤllt ab, in welche er ſich ſonſt ſo ſehr verliebte. Er ſiehet ſich in einer armſeligen Bloͤſſe. Doch aber ſiehet er auch denjenigen, der die Suͤn- der gerecht macht. Er ſiehet die Arme ei- nes verſoͤhnten Vaters offen. Er wirfft ſich in ſelbige, er ergiebt ſich auf die ange- bothene Gnade, und ſuchet in derſelben im- mer vollkommener, immer gefaͤlliger, im- mer geſchickter zu dem Reiche zu werden, ſo der HErr ſammlet. Dieſes ſind die Glaͤubigen, die der groſſe GOtt, nach dem Ausſpruch unſers Erloͤſers, ſo ſehr liebet. Dieſes iſt der Glaube, den ſeine Liebe von ihnen B b 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0409" n="391"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> zu ſagen, als: <hi rendition="#fr">Jch elender Menſch, wer</hi><note place="right">Roͤm. 7,<lb/> 24.</note><lb/><hi rendition="#fr">will mich erloͤſen von dem Leibe dieſes<lb/> Todes?</hi> Haben ihn ehmahls bey dem An-<lb/> fange der Bekehrung etwan nur die fuͤrch-<lb/> terlichen Folgen der Suͤnden, der Tod<lb/> und die Hoͤlle in Schrecken geſetzt, ſo macht<lb/> ihn jetzt die Schaͤndlichkeit der Suͤnden<lb/> empfindlich. Er haͤlt die Liebe GOttes<lb/> und ſeine Unempfindlichkeit gegen einan-<lb/> der. Es uͤberfaͤllt ihn Schamhaftigkeit<lb/> und kindliche Wehmuth. Nun pranget<lb/> er nicht mehr mit ſeinen Vollkommenhei-<lb/> ten. Da liegen ſeine Wercke, die ihn ſonſt<lb/> ſtoltz machten. Die Schoͤnheit faͤllt ab,<lb/> in welche er ſich ſonſt ſo ſehr verliebte. Er<lb/> ſiehet ſich in einer armſeligen Bloͤſſe. Doch<lb/> aber ſiehet er auch denjenigen, der die Suͤn-<lb/> der gerecht macht. Er ſiehet die Arme ei-<lb/> nes verſoͤhnten Vaters offen. Er wirfft<lb/> ſich in ſelbige, er ergiebt ſich auf die ange-<lb/> bothene Gnade, und ſuchet in derſelben im-<lb/> mer vollkommener, immer gefaͤlliger, im-<lb/> mer geſchickter zu dem Reiche zu werden,<lb/> ſo der HErr ſammlet. Dieſes ſind die<lb/> Glaͤubigen, die der groſſe GOtt, nach dem<lb/> Ausſpruch unſers Erloͤſers, ſo ſehr liebet.<lb/> Dieſes iſt der Glaube, den ſeine Liebe von<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ihnen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [391/0409]
zu ſagen, als: Jch elender Menſch, wer
will mich erloͤſen von dem Leibe dieſes
Todes? Haben ihn ehmahls bey dem An-
fange der Bekehrung etwan nur die fuͤrch-
terlichen Folgen der Suͤnden, der Tod
und die Hoͤlle in Schrecken geſetzt, ſo macht
ihn jetzt die Schaͤndlichkeit der Suͤnden
empfindlich. Er haͤlt die Liebe GOttes
und ſeine Unempfindlichkeit gegen einan-
der. Es uͤberfaͤllt ihn Schamhaftigkeit
und kindliche Wehmuth. Nun pranget
er nicht mehr mit ſeinen Vollkommenhei-
ten. Da liegen ſeine Wercke, die ihn ſonſt
ſtoltz machten. Die Schoͤnheit faͤllt ab,
in welche er ſich ſonſt ſo ſehr verliebte. Er
ſiehet ſich in einer armſeligen Bloͤſſe. Doch
aber ſiehet er auch denjenigen, der die Suͤn-
der gerecht macht. Er ſiehet die Arme ei-
nes verſoͤhnten Vaters offen. Er wirfft
ſich in ſelbige, er ergiebt ſich auf die ange-
bothene Gnade, und ſuchet in derſelben im-
mer vollkommener, immer gefaͤlliger, im-
mer geſchickter zu dem Reiche zu werden,
ſo der HErr ſammlet. Dieſes ſind die
Glaͤubigen, die der groſſe GOtt, nach dem
Ausſpruch unſers Erloͤſers, ſo ſehr liebet.
Dieſes iſt der Glaube, den ſeine Liebe von
ihnen
Roͤm. 7,
24.
B b 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |