Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.Wein, als das Wasser und andere Ge- träncke niedriger Personen entbehren! Las- set euch dieses wenige anleiten, durch wei- teres Nachsinnen zu begreifen, wie dieje- nigen Dinge, die das angenehmste und empfindlichste Vergnügen geben, gemein sind, und wie diejenigen Stücke, welche die sogenanten Glücklichen zum Voraus ha- ben, gegen das, was gemein ist, geringe Kleinigkeiten sind. Nehmet die gemeinen Vergnügungen des Gesichts, Gehörs, der Sprache, des Geschmacks und Gefühls hinweg. Beraubt die Hohen und Reichen des Sonnen-Lichtes, der freyen Luft, des Anblicks des Himmels und der angeneh- men Auen auf der Erde. Nehmt ihnen Brod, Wasser, gemein Geträncke, frische Kräuter, Wurtzeln und Früchte. Nehmt ihnen Saltz, Milch und was ein Gemeiner hat. Lasset ihnen dargegen die kostbaren Palläste und die künstlichen Erleuchtungen derselben. Lasset dem Geschmack den Wein und das besondere Fleisch, so der Wald und das Wasser giebt. Lasset dem Gehör bloß die künstlichen Bewegungen der Sayten. Lasset ihnen die güldenen und silbern Gefässe und die kostbaresten Klei- D d 3
Wein, als das Waſſer und andere Ge- traͤncke niedriger Perſonen entbehren! Laſ- ſet euch dieſes wenige anleiten, durch wei- teres Nachſinnen zu begreifen, wie dieje- nigen Dinge, die das angenehmſte und empfindlichſte Vergnuͤgen geben, gemein ſind, und wie diejenigen Stuͤcke, welche die ſogenanten Gluͤcklichen zum Voraus ha- ben, gegen das, was gemein iſt, geringe Kleinigkeiten ſind. Nehmet die gemeinen Vergnuͤgungen des Geſichts, Gehoͤrs, der Sprache, des Geſchmacks und Gefuͤhls hinweg. Beraubt die Hohen und Reichen des Sonnen-Lichtes, der freyen Luft, des Anblicks des Himmels und der angeneh- men Auen auf der Erde. Nehmt ihnen Brod, Waſſer, gemein Getraͤncke, friſche Kraͤuter, Wurtzeln und Fruͤchte. Nehmt ihnen Saltz, Milch und was ein Gemeiner hat. Laſſet ihnen dargegen die koſtbaren Pallaͤſte und die kuͤnſtlichen Erleuchtungen derſelben. Laſſet dem Geſchmack den Wein und das beſondere Fleiſch, ſo der Wald und das Waſſer giebt. Laſſet dem Gehoͤr bloß die kuͤnſtlichen Bewegungen der Sayten. Laſſet ihnen die guͤldenen und ſilbern Gefaͤſſe und die koſtbareſten Klei- D d 3
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Wein, als das Waſſer und andere Ge-
traͤncke niedriger Perſonen entbehren! Laſ-
ſet euch dieſes wenige anleiten, durch wei-
teres Nachſinnen zu begreifen, wie dieje-
nigen Dinge, die das angenehmſte und
empfindlichſte Vergnuͤgen geben, gemein
ſind, und wie diejenigen Stuͤcke, welche die
ſogenanten Gluͤcklichen zum Voraus ha-
ben, gegen das, was gemein iſt, geringe
Kleinigkeiten ſind. Nehmet die gemeinen
Vergnuͤgungen des Geſichts, Gehoͤrs, der
Sprache, des Geſchmacks und Gefuͤhls
hinweg. Beraubt die Hohen und Reichen
des Sonnen-Lichtes, der freyen Luft, des
Anblicks des Himmels und der angeneh-
men Auen auf der Erde. Nehmt ihnen
Brod, Waſſer, gemein Getraͤncke, friſche
Kraͤuter, Wurtzeln und Fruͤchte. Nehmt
ihnen Saltz, Milch und was ein Gemeiner
hat. Laſſet ihnen dargegen die koſtbaren
Pallaͤſte und die kuͤnſtlichen Erleuchtungen
derſelben. Laſſet dem Geſchmack den
Wein und das beſondere Fleiſch, ſo der
Wald und das Waſſer giebt. Laſſet dem
Gehoͤr bloß die kuͤnſtlichen Bewegungen
der Sayten. Laſſet ihnen die guͤldenen
und ſilbern Gefaͤſſe und die koſtbareſten
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