deutlichsten Worte vorhanden, die einen andern Sinn recht erzwingen, so musten sie so lange gedrehet werden, bis sie mit dieser Philosophie überein stimmten. Wie fein ist nicht diese Art die Schrift zu erklären? Es blühet aber diese Art zu erklären noch bis auf den heutigen Tag.
§. XVI.
Aus dem, was bisher gesagt worden,Weitere Ausfüh- rung des vorigen. schliesse man, wie weit diese Regel zu ge- brauchen: Was mit der Vernunft streitet, kan in der Offenbarung nicht stehen, und eine Erklärung, so einem Satz der Vernunft zuwider ist, kan nicht die rechte seyn. Es ist dieser Satz in einem gewissen Verstande richtig, in einem andern aber nicht. Wenn dieser Satz also eingeschräncket wird: Was mit der wahren Vernunft streitet, kan in der Schrift nicht befindlich seyn, und eine Erklärung die wahr- haftig einen wahren Satz der Ver- nunft auf hebet, kan nicht die rechte seyn, so hat er seine völlige Richtigkeit, aber er ist wenig brauchbar. Wer ihn in seiner völligen Ausdehnung, in welcher er
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deutlichſten Worte vorhanden, die einen andern Sinn recht erzwingen, ſo muſten ſie ſo lange gedrehet werden, bis ſie mit dieſer Philoſophie uͤberein ſtimmten. Wie fein iſt nicht dieſe Art die Schrift zu erklaͤren? Es bluͤhet aber dieſe Art zu erklaͤren noch bis auf den heutigen Tag.
§. XVI.
Aus dem, was bisher geſagt worden,Weitere Ausfuͤh- rung des vorigen. ſchlieſſe man, wie weit dieſe Regel zu ge- brauchen: Was mit der Vernunft ſtreitet, kan in der Offenbarung nicht ſtehen, und eine Erklaͤrung, ſo einem Satz der Vernunft zuwider iſt, kan nicht die rechte ſeyn. Es iſt dieſer Satz in einem gewiſſen Verſtande richtig, in einem andern aber nicht. Wenn dieſer Satz alſo eingeſchraͤncket wird: Was mit der wahren Vernunft ſtreitet, kan in der Schrift nicht befindlich ſeyn, und eine Erklaͤrung die wahr- haftig einen wahren Satz der Ver- nunft auf hebet, kan nicht die rechte ſeyn, ſo hat er ſeine voͤllige Richtigkeit, aber er iſt wenig brauchbar. Wer ihn in ſeiner voͤlligen Ausdehnung, in welcher er
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deutlichſten Worte vorhanden, die einen
andern Sinn recht erzwingen, ſo muſten ſie
ſo lange gedrehet werden, bis ſie mit dieſer
Philoſophie uͤberein ſtimmten. Wie fein
iſt nicht dieſe Art die Schrift zu erklaͤren?
Es bluͤhet aber dieſe Art zu erklaͤren noch
bis auf den heutigen Tag.
§. XVI.
Aus dem, was bisher geſagt worden,
ſchlieſſe man, wie weit dieſe Regel zu ge-
brauchen: Was mit der Vernunft
ſtreitet, kan in der Offenbarung nicht
ſtehen, und eine Erklaͤrung, ſo einem
Satz der Vernunft zuwider iſt, kan
nicht die rechte ſeyn. Es iſt dieſer Satz
in einem gewiſſen Verſtande richtig, in
einem andern aber nicht. Wenn dieſer
Satz alſo eingeſchraͤncket wird: Was
mit der wahren Vernunft ſtreitet,
kan in der Schrift nicht befindlich
ſeyn, und eine Erklaͤrung die wahr-
haftig einen wahren Satz der Ver-
nunft auf hebet, kan nicht die rechte
ſeyn, ſo hat er ſeine voͤllige Richtigkeit,
aber er iſt wenig brauchbar. Wer ihn in
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/57>, abgerufen am 24.11.2024.
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