Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.nehmung meiner Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens geschiehet nicht ohne Widerstand. Wenn es mir de- rowegen immer möglich, so suche ich die Sätze meiner Vernunft mit den Sätzen der Offenbarung zu verknüpf- fen. Und dieses ist unter andern der Endzweck dieser Betrachtungen. Mei- ne Bemühungen gehen dahin, daß ich möge Schrift und meine Vernunft mit einander vereinigen. Es geschiehet dieses aber nicht dergestalt, daß ich meine Philosophie in die Schrift hin- ein trage und fest setze, der Geist GOt- tes könne nicht anders dencken, wie ich. So sehr bin ich nicht in mich selbst verliebt, und so hohe Gedancken sind ferne von mir. Sondern, wenn ich den Sinn der Schrift zu erforschen suche, so werfe ich meine Philosophie weg, so viel mir nur immer möglich, um die Worte des Geistes wenigstens eben so unpartheyisch zu untersuchen als D 2
nehmung meiner Vernunft unter den Gehorſam des Glaubens geſchiehet nicht ohne Widerſtand. Wenn es mir de- rowegen immer moͤglich, ſo ſuche ich die Saͤtze meiner Vernunft mit den Saͤtzen der Offenbarung zu verknuͤpf- fen. Und dieſes iſt unter andern der Endzweck dieſer Betrachtungen. Mei- ne Bemuͤhungen gehen dahin, daß ich moͤge Schrift und meine Vernunft mit einander vereinigen. Es geſchiehet dieſes aber nicht dergeſtalt, daß ich meine Philoſophie in die Schrift hin- ein trage und feſt ſetze, der Geiſt GOt- tes koͤnne nicht anders dencken, wie ich. So ſehr bin ich nicht in mich ſelbſt verliebt, und ſo hohe Gedancken ſind ferne von mir. Sondern, wenn ich den Sinn der Schrift zu erforſchen ſuche, ſo werfe ich meine Philoſophie weg, ſo viel mir nur immer moͤglich, um die Worte des Geiſtes wenigſtens eben ſo unpartheyiſch zu unterſuchen als D 2
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Gehorſam des Glaubens geſchiehet nicht
ohne Widerſtand. Wenn es mir de-
rowegen immer moͤglich, ſo ſuche ich
die Saͤtze meiner Vernunft mit den
Saͤtzen der Offenbarung zu verknuͤpf-
fen. Und dieſes iſt unter andern der
Endzweck dieſer Betrachtungen. Mei-
ne Bemuͤhungen gehen dahin, daß ich
moͤge Schrift und meine Vernunft
mit einander vereinigen. Es geſchiehet
dieſes aber nicht dergeſtalt, daß ich
meine Philoſophie in die Schrift hin-
ein trage und feſt ſetze, der Geiſt GOt-
tes koͤnne nicht anders dencken, wie
ich. So ſehr bin ich nicht in mich
ſelbſt verliebt, und ſo hohe Gedancken
ſind ferne von mir. Sondern, wenn
ich den Sinn der Schrift zu erforſchen
ſuche, ſo werfe ich meine Philoſophie
weg, ſo viel mir nur immer moͤglich,
um die Worte des Geiſtes wenigſtens
eben ſo unpartheyiſch zu unterſuchen
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