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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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v. 8. Denn Damascus ist immer das
Haupt in Syrien geblieben, so daß Rezin
weiter nichts als das Haupt zu Damascus
ist. Und das so gar, als noch Ephraim
fünff und sechzig Jahr von diesem Volck be-
dränget wurde.

v. 9. Dennoch aber ist Samaria das
Haupt in Ephraim, und der Sohn Remal-
ja das Haupt zu Samaria. Trauet ihr
noch nicht, so werdet ihr nicht bestehen. (*)

gantz abzugehen, so wollen wir unsere Ueber-
setzung besonders hersetzen.
(*) Wir wollen diese beiden Verse weitläuffti-
ger erörtern. Nach der Uebersetzung des se-
ligen Luthers, mit welcher in der Hauptsa-
che alle überein kommen, die wir gelesen ha-
ben, entstehen grosse Schwürigkeiten, welche
die Ausleger auf mancherley Meinungen
geführet und einige dahin gebracht, daß sie
auf die Gedancken kommen, es sey durch ei-
nen Abschreiber ein Fehler in diesen Text
kommen. Und wir sind selber eine Zeitlang
dieser Meinung gewesen, und des sehr gelehr-
ten Vitringa Verbesserung dieser Stelle
hat uns vor andern gefallen. Weil sie aber
auch ihre Schwürigkeiten hat, so haben wir
die Worte genau angesehen und unserer
Einsicht nach gefunden, daß es an der rich-
tigen Uebersetzung der Worte fehle. Die
vornehmste Schwürigkeit entstehet daher,
daß man übersetzt: Ueber fünff und sech-
zig


v. 8. Denn Damaſcus iſt immer das
Haupt in Syrien geblieben, ſo daß Rezin
weiter nichts als das Haupt zu Damaſcus
iſt. Und das ſo gar, als noch Ephraim
fuͤnff und ſechzig Jahr von dieſem Volck be-
draͤnget wurde.

v. 9. Dennoch aber iſt Samaria das
Haupt in Ephraim, und der Sohn Remal-
ja das Haupt zu Samaria. Trauet ihr
noch nicht, ſo werdet ihr nicht beſtehen. (*)

gantz abzugehen, ſo wollen wir unſere Ueber-
ſetzung beſonders herſetzen.
(*) Wir wollen dieſe beiden Verſe weitlaͤuffti-
ger eroͤrtern. Nach der Ueberſetzung des ſe-
ligen Luthers, mit welcher in der Hauptſa-
che alle uͤberein kommen, die wir geleſen ha-
ben, entſtehen groſſe Schwuͤrigkeiten, welche
die Ausleger auf mancherley Meinungen
gefuͤhret und einige dahin gebracht, daß ſie
auf die Gedancken kommen, es ſey durch ei-
nen Abſchreiber ein Fehler in dieſen Text
kommen. Und wir ſind ſelber eine Zeitlang
dieſer Meinung geweſen, und des ſehr gelehr-
ten Vitringa Verbeſſerung dieſer Stelle
hat uns vor andern gefallen. Weil ſie aber
auch ihre Schwuͤrigkeiten hat, ſo haben wir
die Worte genau angeſehen und unſerer
Einſicht nach gefunden, daß es an der rich-
tigen Ueberſetzung der Worte fehle. Die
vornehmſte Schwuͤrigkeit entſtehet daher,
daß man uͤberſetzt: Ueber fuͤnff und ſech-
zig
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[72/0090] (*) v. 8. Denn Damaſcus iſt immer das Haupt in Syrien geblieben, ſo daß Rezin weiter nichts als das Haupt zu Damaſcus iſt. Und das ſo gar, als noch Ephraim fuͤnff und ſechzig Jahr von dieſem Volck be- draͤnget wurde. v. 9. Dennoch aber iſt Samaria das Haupt in Ephraim, und der Sohn Remal- ja das Haupt zu Samaria. Trauet ihr noch nicht, ſo werdet ihr nicht beſtehen. (*) (*) gantz abzugehen, ſo wollen wir unſere Ueber- ſetzung beſonders herſetzen. (*) Wir wollen dieſe beiden Verſe weitlaͤuffti- ger eroͤrtern. Nach der Ueberſetzung des ſe- ligen Luthers, mit welcher in der Hauptſa- che alle uͤberein kommen, die wir geleſen ha- ben, entſtehen groſſe Schwuͤrigkeiten, welche die Ausleger auf mancherley Meinungen gefuͤhret und einige dahin gebracht, daß ſie auf die Gedancken kommen, es ſey durch ei- nen Abſchreiber ein Fehler in dieſen Text kommen. Und wir ſind ſelber eine Zeitlang dieſer Meinung geweſen, und des ſehr gelehr- ten Vitringa Verbeſſerung dieſer Stelle hat uns vor andern gefallen. Weil ſie aber auch ihre Schwuͤrigkeiten hat, ſo haben wir die Worte genau angeſehen und unſerer Einſicht nach gefunden, daß es an der rich- tigen Ueberſetzung der Worte fehle. Die vornehmſte Schwuͤrigkeit entſtehet daher, daß man uͤberſetzt: Ueber fuͤnff und ſech- zig

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/90>, abgerufen am 18.05.2024.