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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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man davon die Menge Exempel unter Ju-
den und Christen gehabt. Sie müssen nur
alsdenn gebrauchet werden, wenn sie mehr
Vortheil als Schaden stiften. Es sind
überhaupt mancherley Begebenheiten in der
Welt, die jemanden zu seiner Erleuchtung
und Bekehrung Anlaß geben, die ein an-
derer, ohne die größte Ungerechtigkeit zu
begehen, nicht fordern kann. Der Tod
Jesu und die Umstände so ihn begleiteten,
drangen vielen Umstehenden durch das
Herz, und werden vermuthlich manchen
eben, wie den Schächer, zu Gott gefüh-
ret haben. Wie unbesonnen würde es
aber nicht seyn, wenn jemand verlangete,
durch einen ähnlichen Anblick gerühret zu
werden. Man findet in den Geschichten
der Märtyrer, daß ihre freudige Stand-
haftigkeit manchem Gelegenheit gegeben,
ein Christ zu werden. Kann aber jemand
ohne die größte Ungerechtigkeit nur wün-
schen, auf eine ähnliche Art zu Christo ge-
führet zu werden. Jener wird bekehret,
weil ein Wetterstrahl einen andern an sei-
ner Seite tödtet, kann man verlangen, daß
Gott viele auf eben eine solche Art zu einer
seligen Umkehr bringe? Noch ein andrer
ist auf dem Meer, es entstehet ein Sturm
und das Schiff, auf welchem er fähret,
zerscheitert. Er wird ganz allein auf eine
wunderbare und unerwartete Art gerettet.
Dieses bewegt ihn, in sich zu gehen, und

von
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man davon die Menge Exempel unter Ju-
den und Chriſten gehabt. Sie muͤſſen nur
alsdenn gebrauchet werden, wenn ſie mehr
Vortheil als Schaden ſtiften. Es ſind
uͤberhaupt mancherley Begebenheiten in der
Welt, die jemanden zu ſeiner Erleuchtung
und Bekehrung Anlaß geben, die ein an-
derer, ohne die groͤßte Ungerechtigkeit zu
begehen, nicht fordern kann. Der Tod
Jeſu und die Umſtaͤnde ſo ihn begleiteten,
drangen vielen Umſtehenden durch das
Herz, und werden vermuthlich manchen
eben, wie den Schaͤcher, zu Gott gefuͤh-
ret haben. Wie unbeſonnen wuͤrde es
aber nicht ſeyn, wenn jemand verlangete,
durch einen aͤhnlichen Anblick geruͤhret zu
werden. Man findet in den Geſchichten
der Maͤrtyrer, daß ihre freudige Stand-
haftigkeit manchem Gelegenheit gegeben,
ein Chriſt zu werden. Kann aber jemand
ohne die groͤßte Ungerechtigkeit nur wuͤn-
ſchen, auf eine aͤhnliche Art zu Chriſto ge-
fuͤhret zu werden. Jener wird bekehret,
weil ein Wetterſtrahl einen andern an ſei-
ner Seite toͤdtet, kann man verlangen, daß
Gott viele auf eben eine ſolche Art zu einer
ſeligen Umkehr bringe? Noch ein andrer
iſt auf dem Meer, es entſtehet ein Sturm
und das Schiff, auf welchem er faͤhret,
zerſcheitert. Er wird ganz allein auf eine
wunderbare und unerwartete Art gerettet.
Dieſes bewegt ihn, in ſich zu gehen, und

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H 2
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[115/0135] man davon die Menge Exempel unter Ju- den und Chriſten gehabt. Sie muͤſſen nur alsdenn gebrauchet werden, wenn ſie mehr Vortheil als Schaden ſtiften. Es ſind uͤberhaupt mancherley Begebenheiten in der Welt, die jemanden zu ſeiner Erleuchtung und Bekehrung Anlaß geben, die ein an- derer, ohne die groͤßte Ungerechtigkeit zu begehen, nicht fordern kann. Der Tod Jeſu und die Umſtaͤnde ſo ihn begleiteten, drangen vielen Umſtehenden durch das Herz, und werden vermuthlich manchen eben, wie den Schaͤcher, zu Gott gefuͤh- ret haben. Wie unbeſonnen wuͤrde es aber nicht ſeyn, wenn jemand verlangete, durch einen aͤhnlichen Anblick geruͤhret zu werden. Man findet in den Geſchichten der Maͤrtyrer, daß ihre freudige Stand- haftigkeit manchem Gelegenheit gegeben, ein Chriſt zu werden. Kann aber jemand ohne die groͤßte Ungerechtigkeit nur wuͤn- ſchen, auf eine aͤhnliche Art zu Chriſto ge- fuͤhret zu werden. Jener wird bekehret, weil ein Wetterſtrahl einen andern an ſei- ner Seite toͤdtet, kann man verlangen, daß Gott viele auf eben eine ſolche Art zu einer ſeligen Umkehr bringe? Noch ein andrer iſt auf dem Meer, es entſtehet ein Sturm und das Schiff, auf welchem er faͤhret, zerſcheitert. Er wird ganz allein auf eine wunderbare und unerwartete Art gerettet. Dieſes bewegt ihn, in ſich zu gehen, und von H 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/135>, abgerufen am 21.11.2024.