und fromme Jesus aber gründet den Be- weis seiner göttlichen Sendung vornehmlich auf seine Auferstehung, und auf eben die- sen Grund haben seine Jünger vornehmlich die Lehre des Evangelii gebauet. Man le- se davon Matth C. 12. v. 39. 40. Joh. C. 14. v. 19. 1 Cor. C. 15. v. 14. Ehe ich hieraus Schlüsse ziehe, verbinde ich hier- mit die vorhin angeführte zweyte Weissa- gung von der Zerstöhrung Jerusalems, und Zerstreuung und Erhaltung des Jüdischen Volkes, deren Erfüllung so merkwürdig und von der Beschaffenheit ist, daß un- möglich ein blosser Mensch sie so deutlich, und mit so vielen Umständen vorher sagen können. Was für entsetzlich harte, un- glaubliche und recht widerstehende Sätze muß man nun annehmen, wenn man sich überreden will, daß die Auferstehung Chri- sti nicht geschehen, und die damit verbun- denen Weissagungen nicht göttlich sind. Man muß entweder den Verstand oder den Willen des Erlösers, seiner Jünger, aller ersten Christen, wie auch der ehemaligen Propheten alten Bundes der größten Feh- ler beschuldigen. Und wo findet man den Grund dazu. Man muß ferner anneh- men, daß eine Reihe von Begebenheiten vieler Jahrhunderte und grosser Reiche durch ein blindes Ohngefähr mit einander gleichsam conspiriret, dasjenige zu Stande zu bringen, was jene mit so vielen Um-
ständen
und fromme Jeſus aber gruͤndet den Be- weis ſeiner goͤttlichen Sendung vornehmlich auf ſeine Auferſtehung, und auf eben die- ſen Grund haben ſeine Juͤnger vornehmlich die Lehre des Evangelii gebauet. Man le- ſe davon Matth C. 12. v. 39. 40. Joh. C. 14. v. 19. 1 Cor. C. 15. v. 14. Ehe ich hieraus Schluͤſſe ziehe, verbinde ich hier- mit die vorhin angefuͤhrte zweyte Weiſſa- gung von der Zerſtoͤhrung Jeruſalems, und Zerſtreuung und Erhaltung des Juͤdiſchen Volkes, deren Erfuͤllung ſo merkwuͤrdig und von der Beſchaffenheit iſt, daß un- moͤglich ein bloſſer Menſch ſie ſo deutlich, und mit ſo vielen Umſtaͤnden vorher ſagen koͤnnen. Was fuͤr entſetzlich harte, un- glaubliche und recht widerſtehende Saͤtze muß man nun annehmen, wenn man ſich uͤberreden will, daß die Auferſtehung Chri- ſti nicht geſchehen, und die damit verbun- denen Weiſſagungen nicht goͤttlich ſind. Man muß entweder den Verſtand oder den Willen des Erloͤſers, ſeiner Juͤnger, aller erſten Chriſten, wie auch der ehemaligen Propheten alten Bundes der groͤßten Feh- ler beſchuldigen. Und wo findet man den Grund dazu. Man muß ferner anneh- men, daß eine Reihe von Begebenheiten vieler Jahrhunderte und groſſer Reiche durch ein blindes Ohngefaͤhr mit einander gleichſam conſpiriret, dasjenige zu Stande zu bringen, was jene mit ſo vielen Um-
ſtaͤnden
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und fromme Jeſus aber gruͤndet den Be-
weis ſeiner goͤttlichen Sendung vornehmlich
auf ſeine Auferſtehung, und auf eben die-
ſen Grund haben ſeine Juͤnger vornehmlich
die Lehre des Evangelii gebauet. Man le-
ſe davon Matth C. 12. v. 39. 40. Joh.
C. 14. v. 19. 1 Cor. C. 15. v. 14. Ehe ich
hieraus Schluͤſſe ziehe, verbinde ich hier-
mit die vorhin angefuͤhrte zweyte Weiſſa-
gung von der Zerſtoͤhrung Jeruſalems, und
Zerſtreuung und Erhaltung des Juͤdiſchen
Volkes, deren Erfuͤllung ſo merkwuͤrdig
und von der Beſchaffenheit iſt, daß un-
moͤglich ein bloſſer Menſch ſie ſo deutlich,
und mit ſo vielen Umſtaͤnden vorher ſagen
koͤnnen. Was fuͤr entſetzlich harte, un-
glaubliche und recht widerſtehende Saͤtze
muß man nun annehmen, wenn man ſich
uͤberreden will, daß die Auferſtehung Chri-
ſti nicht geſchehen, und die damit verbun-
denen Weiſſagungen nicht goͤttlich ſind.
Man muß entweder den Verſtand oder den
Willen des Erloͤſers, ſeiner Juͤnger, aller
erſten Chriſten, wie auch der ehemaligen
Propheten alten Bundes der groͤßten Feh-
ler beſchuldigen. Und wo findet man den
Grund dazu. Man muß ferner anneh-
men, daß eine Reihe von Begebenheiten
vieler Jahrhunderte und groſſer Reiche
durch ein blindes Ohngefaͤhr mit einander
gleichſam conſpiriret, dasjenige zu Stande
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/186>, abgerufen am 25.11.2024.
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