zu einem künftigen Leben verlieren? Jst derowegen die christliche Religion eine wah- re Religion, wie selbiges die allerstärksten Gründe bezeugen, so vergehen diejenigen sich sehr an Gott und ihren Mitmenschen, die sel- bige leichtsinnig und frech bestreiten, und des Heilandes spotten. Können sie ihren Zwei- feln nicht wehren, womit wollten sie ihre Spöttereyen entschuldigen? Bleiben sie dieserwegen nicht strafbar vor Gott? Jn- dem ich aber dieses sage, sey es ferne von mir Obern aufzufordern, solche Ungläubi- ge zu bestrafen. Jch bin frey von einem solchen theologischen Hasse und Rachbegier- de. Vielmehr zähle ich es unter die Glück- seligkeiten meiner Geburt, daß sie in solche Zeiten gefallen, da man alle mögliche Zwei- fel wider die Religion vorgetragen, und dadurch andere bewogen sie zu lösen, und die gute Sache der Religion in ein helleres Licht zu setzen. Jch bin dadurch desto ge- wisser in derselben geworden. Ja mich würde keine Religion beruhigen, die keine Zweifel und Angriffe der Ungläubigen aus- stehen konnte, und ich werde denen nimmer beytreten, welche bey Erregung eines jeden Zweifels gegen die Religion, oder auch nur gegen einige Sätze derselben sofort ausrufen, die Religion sey in Gefahr, oder es sey gar um selbige geschehen. Nein unsere heilig- ste Religion hat einen Grund, den auch die Pforten der Höllen nicht überwältigen
werden.
zu einem kuͤnftigen Leben verlieren? Jſt derowegen die chriſtliche Religion eine wah- re Religion, wie ſelbiges die allerſtaͤrkſten Gruͤnde bezeugen, ſo vergehen diejenigen ſich ſehr an Gott und ihren Mitmenſchen, die ſel- bige leichtſinnig und frech beſtreiten, und des Heilandes ſpotten. Koͤnnen ſie ihren Zwei- feln nicht wehren, womit wollten ſie ihre Spoͤttereyen entſchuldigen? Bleiben ſie dieſerwegen nicht ſtrafbar vor Gott? Jn- dem ich aber dieſes ſage, ſey es ferne von mir Obern aufzufordern, ſolche Unglaͤubi- ge zu beſtrafen. Jch bin frey von einem ſolchen theologiſchen Haſſe und Rachbegier- de. Vielmehr zaͤhle ich es unter die Gluͤck- ſeligkeiten meiner Geburt, daß ſie in ſolche Zeiten gefallen, da man alle moͤgliche Zwei- fel wider die Religion vorgetragen, und dadurch andere bewogen ſie zu loͤſen, und die gute Sache der Religion in ein helleres Licht zu ſetzen. Jch bin dadurch deſto ge- wiſſer in derſelben geworden. Ja mich wuͤrde keine Religion beruhigen, die keine Zweifel und Angriffe der Unglaͤubigen aus- ſtehen konnte, und ich werde denen nimmer beytreten, welche bey Erregung eines jeden Zweifels gegen die Religion, oder auch nur gegen einige Saͤtze derſelben ſofort ausrufen, die Religion ſey in Gefahr, oder es ſey gar um ſelbige geſchehen. Nein unſere heilig- ſte Religion hat einen Grund, den auch die Pforten der Hoͤllen nicht uͤberwaͤltigen
werden.
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zu einem kuͤnftigen Leben verlieren? Jſt
derowegen die chriſtliche Religion eine wah-
re Religion, wie ſelbiges die allerſtaͤrkſten
Gruͤnde bezeugen, ſo vergehen diejenigen ſich
ſehr an Gott und ihren Mitmenſchen, die ſel-
bige leichtſinnig und frech beſtreiten, und des
Heilandes ſpotten. Koͤnnen ſie ihren Zwei-
feln nicht wehren, womit wollten ſie ihre
Spoͤttereyen entſchuldigen? Bleiben ſie
dieſerwegen nicht ſtrafbar vor Gott? Jn-
dem ich aber dieſes ſage, ſey es ferne von
mir Obern aufzufordern, ſolche Unglaͤubi-
ge zu beſtrafen. Jch bin frey von einem
ſolchen theologiſchen Haſſe und Rachbegier-
de. Vielmehr zaͤhle ich es unter die Gluͤck-
ſeligkeiten meiner Geburt, daß ſie in ſolche
Zeiten gefallen, da man alle moͤgliche Zwei-
fel wider die Religion vorgetragen, und
dadurch andere bewogen ſie zu loͤſen, und
die gute Sache der Religion in ein helleres
Licht zu ſetzen. Jch bin dadurch deſto ge-
wiſſer in derſelben geworden. Ja mich
wuͤrde keine Religion beruhigen, die keine
Zweifel und Angriffe der Unglaͤubigen aus-
ſtehen konnte, und ich werde denen nimmer
beytreten, welche bey Erregung eines jeden
Zweifels gegen die Religion, oder auch nur
gegen einige Saͤtze derſelben ſofort ausrufen,
die Religion ſey in Gefahr, oder es ſey gar
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ſte Religion hat einen Grund, den auch
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/195>, abgerufen am 26.11.2024.
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