Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Gott zugeeignet wird. Das erste, so ihn
mehr verhärtete, war der Befehl Gottes
die Jsraeliten ziehen zu lassen, welchen er
ihm durch ein Paar niedrige Männer, den
Moses und Aaron hinterbringen ließ. Wer
die Menschen, und besonders die Natur
eines von einer grossen Macht unterstützten
Hochmuths kennet, wird gar leicht begrei-
fen, daß dieses eine Gelegenheit gewesen,
wobey der Hochmuth den Pharao sogleich
in Wuth und in die härteste Verstockung
gesetzet. Er antwortete daher auch: wer
ist der Herr, des Stimme ich hören
müsse? und ließ sogleich die Jsraeliten
noch mehr ängstigen *). Moses mußte
hierauf allerhand Wunder vor Pharao
verrichten. Hier trat aber eine neue Ursa-
che der Verstockung ein. Es gaben sich
Leute an, welche die Wunder Moses auf
eine uns unbekannte Art in etwas nach-
ahmeten, und dadurch den Pharao verhär-
teten **), und Gott ließ dieses zu. Fer-
ner suchte Gott den Pharao und sein Land
mit allerhand fürchterlichen Plagen heim,
um ihn zu beweisen, daß er der Allmäch-
tige, und ein König aller Könige sey. Da-
mit es aber desto deutlicher in die Augen
fallen möchte, daß diese Verhängnisse nicht
von ohngefähr gekommen, so beliebete es dem

Wei-
*) 1 B. Mos. C. 5. v. 2. u. f.
**) 2 B. Mos. C. 7. v. 22.
P 4

Gott zugeeignet wird. Das erſte, ſo ihn
mehr verhaͤrtete, war der Befehl Gottes
die Jſraeliten ziehen zu laſſen, welchen er
ihm durch ein Paar niedrige Maͤnner, den
Moſes und Aaron hinterbringen ließ. Wer
die Menſchen, und beſonders die Natur
eines von einer groſſen Macht unterſtuͤtzten
Hochmuths kennet, wird gar leicht begrei-
fen, daß dieſes eine Gelegenheit geweſen,
wobey der Hochmuth den Pharao ſogleich
in Wuth und in die haͤrteſte Verſtockung
geſetzet. Er antwortete daher auch: wer
iſt der Herr, des Stimme ich hoͤren
muͤſſe? und ließ ſogleich die Jſraeliten
noch mehr aͤngſtigen *). Moſes mußte
hierauf allerhand Wunder vor Pharao
verrichten. Hier trat aber eine neue Urſa-
che der Verſtockung ein. Es gaben ſich
Leute an, welche die Wunder Moſes auf
eine uns unbekannte Art in etwas nach-
ahmeten, und dadurch den Pharao verhaͤr-
teten **), und Gott ließ dieſes zu. Fer-
ner ſuchte Gott den Pharao und ſein Land
mit allerhand fuͤrchterlichen Plagen heim,
um ihn zu beweiſen, daß er der Allmaͤch-
tige, und ein Koͤnig aller Koͤnige ſey. Da-
mit es aber deſto deutlicher in die Augen
fallen moͤchte, daß dieſe Verhaͤngniſſe nicht
von ohngefaͤhr gekommen, ſo beliebete es dem

Wei-
*) 1 B. Moſ. C. 5. v. 2. u. f.
**) 2 B. Moſ. C. 7. v. 22.
P 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0251" n="231"/>
Gott zugeeignet wird. Das er&#x017F;te, &#x017F;o ihn<lb/>
mehr verha&#x0364;rtete, war der Befehl Gottes<lb/>
die J&#x017F;raeliten ziehen zu la&#x017F;&#x017F;en, welchen er<lb/>
ihm durch ein Paar <hi rendition="#fr">niedrige</hi> Ma&#x0364;nner, den<lb/>
Mo&#x017F;es und Aaron hinterbringen ließ. Wer<lb/>
die Men&#x017F;chen, und be&#x017F;onders die Natur<lb/>
eines von einer gro&#x017F;&#x017F;en Macht unter&#x017F;tu&#x0364;tzten<lb/>
Hochmuths kennet, wird gar leicht begrei-<lb/>
fen, daß die&#x017F;es eine Gelegenheit gewe&#x017F;en,<lb/>
wobey der Hochmuth den Pharao &#x017F;ogleich<lb/>
in Wuth und in die ha&#x0364;rte&#x017F;te Ver&#x017F;tockung<lb/>
ge&#x017F;etzet. Er antwortete daher auch: <hi rendition="#fr">wer<lb/>
i&#x017F;t der Herr, des Stimme ich ho&#x0364;ren<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e?</hi> und ließ &#x017F;ogleich die J&#x017F;raeliten<lb/>
noch mehr a&#x0364;ng&#x017F;tigen <note place="foot" n="*)">1 B. Mo&#x017F;. C. 5. v. 2. u. f.</note>. Mo&#x017F;es mußte<lb/>
hierauf allerhand Wunder vor Pharao<lb/>
verrichten. Hier trat aber eine neue Ur&#x017F;a-<lb/>
che der Ver&#x017F;tockung ein. Es gaben &#x017F;ich<lb/>
Leute an, welche die Wunder Mo&#x017F;es auf<lb/>
eine uns unbekannte Art in etwas nach-<lb/>
ahmeten, und dadurch den Pharao verha&#x0364;r-<lb/>
teten <note place="foot" n="**)">2 B. Mo&#x017F;. C. 7. v. 22.</note>, und Gott ließ die&#x017F;es zu. Fer-<lb/>
ner &#x017F;uchte Gott den Pharao und &#x017F;ein Land<lb/>
mit allerhand fu&#x0364;rchterlichen Plagen heim,<lb/>
um ihn zu bewei&#x017F;en, daß er der Allma&#x0364;ch-<lb/>
tige, und ein Ko&#x0364;nig aller Ko&#x0364;nige &#x017F;ey. Da-<lb/>
mit es aber de&#x017F;to deutlicher in die Augen<lb/>
fallen mo&#x0364;chte, daß die&#x017F;e Verha&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;e nicht<lb/>
von ohngefa&#x0364;hr gekommen, &#x017F;o beliebete es dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Wei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0251] Gott zugeeignet wird. Das erſte, ſo ihn mehr verhaͤrtete, war der Befehl Gottes die Jſraeliten ziehen zu laſſen, welchen er ihm durch ein Paar niedrige Maͤnner, den Moſes und Aaron hinterbringen ließ. Wer die Menſchen, und beſonders die Natur eines von einer groſſen Macht unterſtuͤtzten Hochmuths kennet, wird gar leicht begrei- fen, daß dieſes eine Gelegenheit geweſen, wobey der Hochmuth den Pharao ſogleich in Wuth und in die haͤrteſte Verſtockung geſetzet. Er antwortete daher auch: wer iſt der Herr, des Stimme ich hoͤren muͤſſe? und ließ ſogleich die Jſraeliten noch mehr aͤngſtigen *). Moſes mußte hierauf allerhand Wunder vor Pharao verrichten. Hier trat aber eine neue Urſa- che der Verſtockung ein. Es gaben ſich Leute an, welche die Wunder Moſes auf eine uns unbekannte Art in etwas nach- ahmeten, und dadurch den Pharao verhaͤr- teten **), und Gott ließ dieſes zu. Fer- ner ſuchte Gott den Pharao und ſein Land mit allerhand fuͤrchterlichen Plagen heim, um ihn zu beweiſen, daß er der Allmaͤch- tige, und ein Koͤnig aller Koͤnige ſey. Da- mit es aber deſto deutlicher in die Augen fallen moͤchte, daß dieſe Verhaͤngniſſe nicht von ohngefaͤhr gekommen, ſo beliebete es dem Wei- *) 1 B. Moſ. C. 5. v. 2. u. f. **) 2 B. Moſ. C. 7. v. 22. P 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/251
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/251>, abgerufen am 27.07.2024.