herrschet haben. Selbige können sich nicht wol einer Gewalt unterwerfen, welche sie in einer wichtigen Ohnmacht darstellet. Da Pharao sich einmal dem Hochmuthe und dem Eigensinne überlassen, so setzte es ihn natürlicher Weise in eine recht wüten- de Raserey, wenn er sich und die Aegypter in den härtesten Bedrängnissen, und die verachteten Jsraeliten in weit glücklichern Umständen sahe, und er sich genöthiget fand, den Moses und Aaron um ihre Für- bitte bey Gott anzugehen *). Dieses scheinet besonders die Ursache seiner fernern Verstockung gewesen zu seyn, wenn wir von ihm lesen, daß sein Herz mitten unter den Plagen härter worden **), und die Worte, der Herr verstockte ihn, oder sein Herz, scheinen mir alsdenn diesen Sinn zu haben: Der Herr verstockte das Herz Pharao durch die Gewalt, so er an ihm ausübete. Je mehr der Herr diesen König plagete, desto mehr wurde er zur Wuth gereizet, und wurde immer härter. Endlich sind die schlechten und dem Hochmuthe dieses Königs schmei- chelnden Bedienten eine Ursache seiner
völli-
*) 2 B. Mos. C. 9. v. 28.
**) 2 B. Mos. C. 9. v. 7. 12. C. 10. v. 28. Man vergleiche damit Offenb. Joh. C. 16. v. 9.
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herrſchet haben. Selbige koͤnnen ſich nicht wol einer Gewalt unterwerfen, welche ſie in einer wichtigen Ohnmacht darſtellet. Da Pharao ſich einmal dem Hochmuthe und dem Eigenſinne uͤberlaſſen, ſo ſetzte es ihn natuͤrlicher Weiſe in eine recht wuͤten- de Raſerey, wenn er ſich und die Aegypter in den haͤrteſten Bedraͤngniſſen, und die verachteten Jſraeliten in weit gluͤcklichern Umſtaͤnden ſahe, und er ſich genoͤthiget fand, den Moſes und Aaron um ihre Fuͤr- bitte bey Gott anzugehen *). Dieſes ſcheinet beſonders die Urſache ſeiner fernern Verſtockung geweſen zu ſeyn, wenn wir von ihm leſen, daß ſein Herz mitten unter den Plagen haͤrter worden **), und die Worte, der Herr verſtockte ihn, oder ſein Herz, ſcheinen mir alsdenn dieſen Sinn zu haben: Der Herr verſtockte das Herz Pharao durch die Gewalt, ſo er an ihm ausuͤbete. Je mehr der Herr dieſen Koͤnig plagete, deſto mehr wurde er zur Wuth gereizet, und wurde immer haͤrter. Endlich ſind die ſchlechten und dem Hochmuthe dieſes Koͤnigs ſchmei- chelnden Bedienten eine Urſache ſeiner
voͤlli-
*) 2 B. Moſ. C. 9. v. 28.
**) 2 B. Moſ. C. 9. v. 7. 12. C. 10. v. 28. Man vergleiche damit Offenb. Joh. C. 16. v. 9.
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herrſchet haben. Selbige koͤnnen ſich nicht
wol einer Gewalt unterwerfen, welche ſie
in einer wichtigen Ohnmacht darſtellet.
Da Pharao ſich einmal dem Hochmuthe
und dem Eigenſinne uͤberlaſſen, ſo ſetzte es
ihn natuͤrlicher Weiſe in eine recht wuͤten-
de Raſerey, wenn er ſich und die Aegypter
in den haͤrteſten Bedraͤngniſſen, und die
verachteten Jſraeliten in weit gluͤcklichern
Umſtaͤnden ſahe, und er ſich genoͤthiget
fand, den Moſes und Aaron um ihre Fuͤr-
bitte bey Gott anzugehen *). Dieſes
ſcheinet beſonders die Urſache ſeiner fernern
Verſtockung geweſen zu ſeyn, wenn wir
von ihm leſen, daß ſein Herz mitten unter
den Plagen haͤrter worden **), und die
Worte, der Herr verſtockte ihn, oder
ſein Herz, ſcheinen mir alsdenn dieſen
Sinn zu haben: Der Herr verſtockte das
Herz Pharao durch die Gewalt, ſo er
an ihm ausuͤbete. Je mehr der Herr
dieſen Koͤnig plagete, deſto mehr wurde er
zur Wuth gereizet, und wurde immer
haͤrter. Endlich ſind die ſchlechten und
dem Hochmuthe dieſes Koͤnigs ſchmei-
chelnden Bedienten eine Urſache ſeiner
voͤlli-
*) 2 B. Moſ. C. 9. v. 28.
**) 2 B. Moſ. C. 9. v. 7. 12. C. 10. v. 28.
Man vergleiche damit Offenb. Joh. C. 16.
v. 9.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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