völligen Verstockung gewesen *). Und auch hierunter war die Hand des Herrn. Denn es stehet nicht bloß bey den Grossen der Erden, sich mit klugen Bedienten zu versorgen. Es stehet nicht allezeit in ihrer Gewalt, weise Männer herbey zu schaffen, und an ihre Höfe zu ziehen. Bald man- gelt es an dergleichen: bald werden sie von denen, die den Herrn umgeben, derge- stalt verdrungen, daß er sie nicht kann kennen lernen. Es hanget von der grossen Verbindung der Welt, und folglich von Gott hauptsächlich ab, daß ein Herr sich von weisen Räthen begleitet siehet, welche seine Regierung mit heilsamen Anschlägen unterstützen. Man kann also mit Wahr- heit sagen, Gott regiere die Regenten durch die Räthe, so er ihnen giebet, und er habe den Pharao durch unweise Rath- geber verhärten lassen.
§. 20.
Nähere Bestim- mung des vorigen.
Aus allen diesen Ursachen, welche die Verhärtung des Pharao vermehret, er- hellet denn aber, wie wir abermals ein- schärfen müssen, daß Gott bey dieser Sa- che nicht aus einem weisen, gütigen und gottesfürchtigen Könige einen unweisen, grausamen und lasterhaften Tyrannen ge- macht. Denn selbiges war, wie wir be-
merket
*) 2 B. Mos. C. 14. v. 5.
voͤlligen Verſtockung geweſen *). Und auch hierunter war die Hand des Herrn. Denn es ſtehet nicht bloß bey den Groſſen der Erden, ſich mit klugen Bedienten zu verſorgen. Es ſtehet nicht allezeit in ihrer Gewalt, weiſe Maͤnner herbey zu ſchaffen, und an ihre Hoͤfe zu ziehen. Bald man- gelt es an dergleichen: bald werden ſie von denen, die den Herrn umgeben, derge- ſtalt verdrungen, daß er ſie nicht kann kennen lernen. Es hanget von der groſſen Verbindung der Welt, und folglich von Gott hauptſaͤchlich ab, daß ein Herr ſich von weiſen Raͤthen begleitet ſiehet, welche ſeine Regierung mit heilſamen Anſchlaͤgen unterſtuͤtzen. Man kann alſo mit Wahr- heit ſagen, Gott regiere die Regenten durch die Raͤthe, ſo er ihnen giebet, und er habe den Pharao durch unweiſe Rath- geber verhaͤrten laſſen.
§. 20.
Naͤhere Beſtim- mung des vorigen.
Aus allen dieſen Urſachen, welche die Verhaͤrtung des Pharao vermehret, er- hellet denn aber, wie wir abermals ein- ſchaͤrfen muͤſſen, daß Gott bey dieſer Sa- che nicht aus einem weiſen, guͤtigen und gottesfuͤrchtigen Koͤnige einen unweiſen, grauſamen und laſterhaften Tyrannen ge- macht. Denn ſelbiges war, wie wir be-
merket
*) 2 B. Moſ. C. 14. v. 5.
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voͤlligen Verſtockung geweſen *). Und
auch hierunter war die Hand des Herrn.
Denn es ſtehet nicht bloß bey den Groſſen
der Erden, ſich mit klugen Bedienten zu
verſorgen. Es ſtehet nicht allezeit in ihrer
Gewalt, weiſe Maͤnner herbey zu ſchaffen,
und an ihre Hoͤfe zu ziehen. Bald man-
gelt es an dergleichen: bald werden ſie von
denen, die den Herrn umgeben, derge-
ſtalt verdrungen, daß er ſie nicht kann
kennen lernen. Es hanget von der groſſen
Verbindung der Welt, und folglich von
Gott hauptſaͤchlich ab, daß ein Herr ſich
von weiſen Raͤthen begleitet ſiehet, welche
ſeine Regierung mit heilſamen Anſchlaͤgen
unterſtuͤtzen. Man kann alſo mit Wahr-
heit ſagen, Gott regiere die Regenten
durch die Raͤthe, ſo er ihnen giebet, und
er habe den Pharao durch unweiſe Rath-
geber verhaͤrten laſſen.
§. 20.
Aus allen dieſen Urſachen, welche die
Verhaͤrtung des Pharao vermehret, er-
hellet denn aber, wie wir abermals ein-
ſchaͤrfen muͤſſen, daß Gott bey dieſer Sa-
che nicht aus einem weiſen, guͤtigen und
gottesfuͤrchtigen Koͤnige einen unweiſen,
grauſamen und laſterhaften Tyrannen ge-
macht. Denn ſelbiges war, wie wir be-
merket
*) 2 B. Moſ. C. 14. v. 5.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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