Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

muß, wenn man sich eine Welt ohne ei-
nen Gott vorstellen will, und sich daher
gedrungen finden, die Welt als ein Werk
Gottes anzunehmen, werden auch bey ei-
nem weitern Nachdenken genöthiget wer-
den einzugestehen, daß die Reihe der Men-
schen und der Dinge überhaupt einen An-
fang müsse gehabt haben. Wir wollen
blos bey den Menschen stehen bleiben.
Was aber von der Reihe derselben bewie-
sen wird, gilt von allen denen Folgen der
Dinge, wo eines aus dem andern entste-
het, und folglich von der ganzen Welt.
Da die Menschen ihren Ursprung von ei-
nem Schöpfer haben, so müssen einmal
Menschen gewesen seyn, welche nicht von
andern erzeuget worden, sondern unmittel-
bahr von Gott entstanden sind und folglich
in ihrer Reihe die ersten gewesen, wovon
die übrigen durch eine natürliche Zeugung
ihr Leben erhalten haben. Diese ersten
oder unmittelbahr von Gott entstandenen
Menschen haben daher einen Anfang ge-
nommen, und man muß folglich der gan-
zen Reihe derselben einen Anfang beylegen.
Da ich aus dem Umgange mit andern
wahrgenommen, daß dieser Schluß nicht
einem jeden sogleich einleuchtet, sondern
erst deutlich und überzeugend wird, wenn
man ihn verschiedentlich einkleidet, so will
ihn noch auf eine andere Arth vortragen.
Wenn eine Reihe Menschen, die sich nach

und

muß, wenn man ſich eine Welt ohne ei-
nen Gott vorſtellen will, und ſich daher
gedrungen finden, die Welt als ein Werk
Gottes anzunehmen, werden auch bey ei-
nem weitern Nachdenken genoͤthiget wer-
den einzugeſtehen, daß die Reihe der Men-
ſchen und der Dinge uͤberhaupt einen An-
fang muͤſſe gehabt haben. Wir wollen
blos bey den Menſchen ſtehen bleiben.
Was aber von der Reihe derſelben bewie-
ſen wird, gilt von allen denen Folgen der
Dinge, wo eines aus dem andern entſte-
het, und folglich von der ganzen Welt.
Da die Menſchen ihren Urſprung von ei-
nem Schoͤpfer haben, ſo muͤſſen einmal
Menſchen geweſen ſeyn, welche nicht von
andern erzeuget worden, ſondern unmittel-
bahr von Gott entſtanden ſind und folglich
in ihrer Reihe die erſten geweſen, wovon
die uͤbrigen durch eine natuͤrliche Zeugung
ihr Leben erhalten haben. Dieſe erſten
oder unmittelbahr von Gott entſtandenen
Menſchen haben daher einen Anfang ge-
nommen, und man muß folglich der gan-
zen Reihe derſelben einen Anfang beylegen.
Da ich aus dem Umgange mit andern
wahrgenommen, daß dieſer Schluß nicht
einem jeden ſogleich einleuchtet, ſondern
erſt deutlich und uͤberzeugend wird, wenn
man ihn verſchiedentlich einkleidet, ſo will
ihn noch auf eine andere Arth vortragen.
Wenn eine Reihe Menſchen, die ſich nach

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0026" n="6"/>
muß, wenn man &#x017F;ich eine Welt ohne ei-<lb/>
nen Gott vor&#x017F;tellen will, und &#x017F;ich daher<lb/>
gedrungen finden, die Welt als ein Werk<lb/>
Gottes anzunehmen, werden auch bey ei-<lb/>
nem weitern Nachdenken geno&#x0364;thiget wer-<lb/>
den einzuge&#x017F;tehen, daß die Reihe der Men-<lb/>
&#x017F;chen und der Dinge u&#x0364;berhaupt einen An-<lb/>
fang mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gehabt haben. Wir wollen<lb/>
blos bey den Men&#x017F;chen &#x017F;tehen bleiben.<lb/>
Was aber von der Reihe der&#x017F;elben bewie-<lb/>
&#x017F;en wird, gilt von allen denen Folgen der<lb/>
Dinge, wo eines aus dem andern ent&#x017F;te-<lb/>
het, und folglich von der ganzen Welt.<lb/>
Da die Men&#x017F;chen ihren Ur&#x017F;prung von ei-<lb/>
nem Scho&#x0364;pfer haben, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en einmal<lb/>
Men&#x017F;chen gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, welche nicht von<lb/>
andern erzeuget worden, &#x017F;ondern unmittel-<lb/>
bahr von Gott ent&#x017F;tanden &#x017F;ind und folglich<lb/>
in ihrer Reihe die er&#x017F;ten gewe&#x017F;en, wovon<lb/>
die u&#x0364;brigen durch eine natu&#x0364;rliche Zeugung<lb/>
ihr Leben erhalten haben. Die&#x017F;e er&#x017F;ten<lb/>
oder unmittelbahr von Gott ent&#x017F;tandenen<lb/>
Men&#x017F;chen haben daher einen Anfang ge-<lb/>
nommen, und man muß folglich der gan-<lb/>
zen Reihe der&#x017F;elben einen Anfang beylegen.<lb/>
Da ich aus dem Umgange mit andern<lb/>
wahrgenommen, daß die&#x017F;er Schluß nicht<lb/>
einem jeden &#x017F;ogleich einleuchtet, &#x017F;ondern<lb/>
er&#x017F;t deutlich und u&#x0364;berzeugend wird, wenn<lb/>
man ihn ver&#x017F;chiedentlich einkleidet, &#x017F;o will<lb/>
ihn noch auf eine andere Arth vortragen.<lb/>
Wenn eine Reihe Men&#x017F;chen, die &#x017F;ich nach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0026] muß, wenn man ſich eine Welt ohne ei- nen Gott vorſtellen will, und ſich daher gedrungen finden, die Welt als ein Werk Gottes anzunehmen, werden auch bey ei- nem weitern Nachdenken genoͤthiget wer- den einzugeſtehen, daß die Reihe der Men- ſchen und der Dinge uͤberhaupt einen An- fang muͤſſe gehabt haben. Wir wollen blos bey den Menſchen ſtehen bleiben. Was aber von der Reihe derſelben bewie- ſen wird, gilt von allen denen Folgen der Dinge, wo eines aus dem andern entſte- het, und folglich von der ganzen Welt. Da die Menſchen ihren Urſprung von ei- nem Schoͤpfer haben, ſo muͤſſen einmal Menſchen geweſen ſeyn, welche nicht von andern erzeuget worden, ſondern unmittel- bahr von Gott entſtanden ſind und folglich in ihrer Reihe die erſten geweſen, wovon die uͤbrigen durch eine natuͤrliche Zeugung ihr Leben erhalten haben. Dieſe erſten oder unmittelbahr von Gott entſtandenen Menſchen haben daher einen Anfang ge- nommen, und man muß folglich der gan- zen Reihe derſelben einen Anfang beylegen. Da ich aus dem Umgange mit andern wahrgenommen, daß dieſer Schluß nicht einem jeden ſogleich einleuchtet, ſondern erſt deutlich und uͤberzeugend wird, wenn man ihn verſchiedentlich einkleidet, ſo will ihn noch auf eine andere Arth vortragen. Wenn eine Reihe Menſchen, die ſich nach und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/26
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/26>, abgerufen am 21.11.2024.