und nach fortzeugen, ursprünglich von Gott herkommt, so giebet es in derselben Menschen, die unmittelbahr von Gott ab- stammen, und solche, welche von diesen durch eine natürliche Zeugung fortgepflan- zet worden. Unter diesen natürlich fortge- zeugeten ist nothwendig einer der erste Sohn, und jemand der erste Enkel gewe- sen. Da nun niemand zwischen die Schöpfung des unmittelbahr von Gott abstammenden Menschen und der Geburth seines ersten Enkels eine Ewigkeit setzen wird, so ist man genöthiget einen Augen- blick zu gedenken, da der erste Sohn und der erste Vater nicht gewesen, sondern ih- ren Anfang genommen haben. Denn der erste Enkel ist nicht von Ewigkeit her. Da man nun nicht anders annehmen kann, als daß der erste Sohn und dessen von Gott unmittelbahr erschaffener Vater nur eine bestimmte und zwar nicht gar zu lange Zeit gelebt gehabt, da der Enkel gezeuget wor- den, so muß man der ganzen Reihe der Zeu- gungs-Folge einen Anfang beylegen. Eben diese Arth zu schliessen kann man auf alle Reihen von Veränderungen anwen- den, worinne eines auf das andere folget. Eine ewige Welt ist derowegen ein sich selber widersprechendes und thörigtes Un- ding, welches keine weise Allmacht hervor- bringen kann. Die Schöpfung erfordert derowegen nothwendig einen Anfang. Und
hiermit
A 4
und nach fortzeugen, urſpruͤnglich von Gott herkommt, ſo giebet es in derſelben Menſchen, die unmittelbahr von Gott ab- ſtammen, und ſolche, welche von dieſen durch eine natuͤrliche Zeugung fortgepflan- zet worden. Unter dieſen natuͤrlich fortge- zeugeten iſt nothwendig einer der erſte Sohn, und jemand der erſte Enkel gewe- ſen. Da nun niemand zwiſchen die Schoͤpfung des unmittelbahr von Gott abſtammenden Menſchen und der Geburth ſeines erſten Enkels eine Ewigkeit ſetzen wird, ſo iſt man genoͤthiget einen Augen- blick zu gedenken, da der erſte Sohn und der erſte Vater nicht geweſen, ſondern ih- ren Anfang genommen haben. Denn der erſte Enkel iſt nicht von Ewigkeit her. Da man nun nicht anders annehmen kann, als daß der erſte Sohn und deſſen von Gott unmittelbahr erſchaffener Vater nur eine beſtimmte und zwar nicht gar zu lange Zeit gelebt gehabt, da der Enkel gezeuget wor- den, ſo muß man der ganzen Reihe der Zeu- gungs-Folge einen Anfang beylegen. Eben dieſe Arth zu ſchlieſſen kann man auf alle Reihen von Veraͤnderungen anwen- den, worinne eines auf das andere folget. Eine ewige Welt iſt derowegen ein ſich ſelber widerſprechendes und thoͤrigtes Un- ding, welches keine weiſe Allmacht hervor- bringen kann. Die Schoͤpfung erfordert derowegen nothwendig einen Anfang. Und
hiermit
A 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0027"n="7"/>
und nach fortzeugen, urſpruͤnglich von<lb/>
Gott herkommt, ſo giebet es in derſelben<lb/>
Menſchen, die unmittelbahr von Gott ab-<lb/>ſtammen, und ſolche, welche von dieſen<lb/>
durch eine natuͤrliche Zeugung fortgepflan-<lb/>
zet worden. Unter dieſen natuͤrlich fortge-<lb/>
zeugeten iſt nothwendig einer der erſte<lb/>
Sohn, und jemand der erſte Enkel gewe-<lb/>ſen. Da nun niemand zwiſchen die<lb/>
Schoͤpfung des unmittelbahr von Gott<lb/>
abſtammenden Menſchen und der Geburth<lb/>ſeines erſten Enkels eine Ewigkeit ſetzen<lb/>
wird, ſo iſt man genoͤthiget einen Augen-<lb/>
blick zu gedenken, da der erſte Sohn und<lb/>
der erſte Vater nicht geweſen, ſondern ih-<lb/>
ren Anfang genommen haben. Denn der<lb/>
erſte Enkel iſt nicht von Ewigkeit her. Da<lb/>
man nun nicht anders annehmen kann, als<lb/>
daß der erſte Sohn und deſſen von Gott<lb/>
unmittelbahr erſchaffener Vater nur eine<lb/>
beſtimmte und zwar nicht gar zu lange<lb/>
Zeit gelebt gehabt, da der Enkel gezeuget wor-<lb/>
den, ſo muß man der ganzen Reihe der Zeu-<lb/>
gungs-Folge einen Anfang beylegen.<lb/>
Eben dieſe Arth zu ſchlieſſen kann man auf<lb/>
alle Reihen von Veraͤnderungen anwen-<lb/>
den, worinne eines auf das andere folget.<lb/>
Eine ewige Welt iſt derowegen ein ſich<lb/>ſelber widerſprechendes und thoͤrigtes Un-<lb/>
ding, welches keine weiſe Allmacht hervor-<lb/>
bringen kann. Die Schoͤpfung erfordert<lb/>
derowegen nothwendig einen Anfang. Und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">hiermit</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[7/0027]
und nach fortzeugen, urſpruͤnglich von
Gott herkommt, ſo giebet es in derſelben
Menſchen, die unmittelbahr von Gott ab-
ſtammen, und ſolche, welche von dieſen
durch eine natuͤrliche Zeugung fortgepflan-
zet worden. Unter dieſen natuͤrlich fortge-
zeugeten iſt nothwendig einer der erſte
Sohn, und jemand der erſte Enkel gewe-
ſen. Da nun niemand zwiſchen die
Schoͤpfung des unmittelbahr von Gott
abſtammenden Menſchen und der Geburth
ſeines erſten Enkels eine Ewigkeit ſetzen
wird, ſo iſt man genoͤthiget einen Augen-
blick zu gedenken, da der erſte Sohn und
der erſte Vater nicht geweſen, ſondern ih-
ren Anfang genommen haben. Denn der
erſte Enkel iſt nicht von Ewigkeit her. Da
man nun nicht anders annehmen kann, als
daß der erſte Sohn und deſſen von Gott
unmittelbahr erſchaffener Vater nur eine
beſtimmte und zwar nicht gar zu lange
Zeit gelebt gehabt, da der Enkel gezeuget wor-
den, ſo muß man der ganzen Reihe der Zeu-
gungs-Folge einen Anfang beylegen.
Eben dieſe Arth zu ſchlieſſen kann man auf
alle Reihen von Veraͤnderungen anwen-
den, worinne eines auf das andere folget.
Eine ewige Welt iſt derowegen ein ſich
ſelber widerſprechendes und thoͤrigtes Un-
ding, welches keine weiſe Allmacht hervor-
bringen kann. Die Schoͤpfung erfordert
derowegen nothwendig einen Anfang. Und
hiermit
A 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/27>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.