Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

weisen, welche der Römische Kaiser Octa-
vianus Augustus
an die vornehmen Rö-
mer gehalten, die sich zu seiner Zeit sehr
ungerne zu einer ordentlichen Ehe verban-
den, und lieber einer freyen und ungezähm-
ten Wollust genossen. Sie ist diese *):

"Edle und Geliebte! Jch kann mich
"über eure Aufführung nicht genug ver-
"wundern, und weiß nicht, was für einen
"Namen ich euch geben soll. Männer
"kann ich euch nicht nennen. Denn ihr
"verrichtet keine männlichen Thaten.
"Bürger geheissen zu werden verdienet ihr
"auch nicht. Denn eurenthalben möchte
"Stadt und Bürgerschaft zu Grunde ge-
"hen. Vielweniger kann ich euch den
"herrlichen Titel der Römer beylegen. Ge-
"stalt ihr gesonnen seyd, den Römischen
"Namen zu vertilgen. Mit Leidwesen,
"mit äusserstem Leidwesen muß ich euere

"gerin-
*) Man lese hiervon die wichtigsten Umstän-
de in der Allgemeinen Welthistorie Th. XII.
S. 172. 173. 174. Die Uebersetzung der
Rede des Augustus habe aus dem Tractat
des berühmten Salmons von der Wichtig-
keit des Ehestandes genommen, welcher aus
dem Englischen ins Deutsche gebracht, und
zu Leipzig 1738. herausgegeben worden.
Sie stehet daselbst S. 69. u. f. Das Origi-
nal findet man in dem Dio Cassius und obi-
ge Uebersetzung stimmet mit dem Wesentlich-
sten desselben überein.

weiſen, welche der Roͤmiſche Kaiſer Octa-
vianus Auguſtus
an die vornehmen Roͤ-
mer gehalten, die ſich zu ſeiner Zeit ſehr
ungerne zu einer ordentlichen Ehe verban-
den, und lieber einer freyen und ungezaͤhm-
ten Wolluſt genoſſen. Sie iſt dieſe *):

„Edle und Geliebte! Jch kann mich
„uͤber eure Auffuͤhrung nicht genug ver-
„wundern, und weiß nicht, was fuͤr einen
„Namen ich euch geben ſoll. Maͤnner
„kann ich euch nicht nennen. Denn ihr
„verrichtet keine maͤnnlichen Thaten.
„Buͤrger geheiſſen zu werden verdienet ihr
„auch nicht. Denn eurenthalben moͤchte
„Stadt und Buͤrgerſchaft zu Grunde ge-
„hen. Vielweniger kann ich euch den
„herrlichen Titel der Roͤmer beylegen. Ge-
„ſtalt ihr geſonnen ſeyd, den Roͤmiſchen
„Namen zu vertilgen. Mit Leidweſen,
„mit aͤuſſerſtem Leidweſen muß ich euere

„gerin-
*) Man leſe hiervon die wichtigſten Umſtaͤn-
de in der Allgemeinen Welthiſtorie Th. XII.
S. 172. 173. 174. Die Ueberſetzung der
Rede des Auguſtus habe aus dem Tractat
des beruͤhmten Salmons von der Wichtig-
keit des Eheſtandes genommen, welcher aus
dem Engliſchen ins Deutſche gebracht, und
zu Leipzig 1738. herausgegeben worden.
Sie ſtehet daſelbſt S. 69. u. f. Das Origi-
nal findet man in dem Dio Caſſius und obi-
ge Ueberſetzung ſtimmet mit dem Weſentlich-
ſten deſſelben uͤberein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0303" n="283"/>
wei&#x017F;en, welche der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Kai&#x017F;er <hi rendition="#fr">Octa-<lb/>
vianus Augu&#x017F;tus</hi> an die vornehmen Ro&#x0364;-<lb/>
mer gehalten, die &#x017F;ich zu &#x017F;einer Zeit &#x017F;ehr<lb/>
ungerne zu einer ordentlichen Ehe verban-<lb/>
den, und lieber einer freyen und ungeza&#x0364;hm-<lb/>
ten Wollu&#x017F;t geno&#x017F;&#x017F;en. Sie i&#x017F;t die&#x017F;e <note place="foot" n="*)">Man le&#x017F;e hiervon die wichtig&#x017F;ten Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
de in der Allgemeinen Welthi&#x017F;torie Th. <hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/>
S. 172. 173. 174. Die Ueber&#x017F;etzung der<lb/>
Rede des Augu&#x017F;tus habe aus dem Tractat<lb/>
des beru&#x0364;hmten Salmons von der Wichtig-<lb/>
keit des Ehe&#x017F;tandes genommen, welcher aus<lb/>
dem Engli&#x017F;chen ins Deut&#x017F;che gebracht, und<lb/>
zu Leipzig 1738. herausgegeben worden.<lb/>
Sie &#x017F;tehet da&#x017F;elb&#x017F;t S. 69. u. f. Das Origi-<lb/>
nal findet man in dem <hi rendition="#aq">Dio Ca&#x017F;&#x017F;ius</hi> und obi-<lb/>
ge Ueber&#x017F;etzung &#x017F;timmet mit dem We&#x017F;entlich-<lb/>
&#x017F;ten de&#x017F;&#x017F;elben u&#x0364;berein.</note>:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Edle und Geliebte! Jch kann mich<lb/>
&#x201E;u&#x0364;ber eure Auffu&#x0364;hrung nicht genug ver-<lb/>
&#x201E;wundern, und weiß nicht, was fu&#x0364;r einen<lb/>
&#x201E;Namen ich euch geben &#x017F;oll. Ma&#x0364;nner<lb/>
&#x201E;kann ich euch nicht nennen. Denn ihr<lb/>
&#x201E;verrichtet keine ma&#x0364;nnlichen Thaten.<lb/>
&#x201E;Bu&#x0364;rger gehei&#x017F;&#x017F;en zu werden verdienet ihr<lb/>
&#x201E;auch nicht. Denn eurenthalben mo&#x0364;chte<lb/>
&#x201E;Stadt und Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft zu Grunde ge-<lb/>
&#x201E;hen. Vielweniger kann ich euch den<lb/>
&#x201E;herrlichen Titel der Ro&#x0364;mer beylegen. Ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;talt ihr ge&#x017F;onnen &#x017F;eyd, den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
&#x201E;Namen zu vertilgen. Mit Leidwe&#x017F;en,<lb/>
&#x201E;mit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tem Leidwe&#x017F;en muß ich euere<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;gerin-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0303] weiſen, welche der Roͤmiſche Kaiſer Octa- vianus Auguſtus an die vornehmen Roͤ- mer gehalten, die ſich zu ſeiner Zeit ſehr ungerne zu einer ordentlichen Ehe verban- den, und lieber einer freyen und ungezaͤhm- ten Wolluſt genoſſen. Sie iſt dieſe *): „Edle und Geliebte! Jch kann mich „uͤber eure Auffuͤhrung nicht genug ver- „wundern, und weiß nicht, was fuͤr einen „Namen ich euch geben ſoll. Maͤnner „kann ich euch nicht nennen. Denn ihr „verrichtet keine maͤnnlichen Thaten. „Buͤrger geheiſſen zu werden verdienet ihr „auch nicht. Denn eurenthalben moͤchte „Stadt und Buͤrgerſchaft zu Grunde ge- „hen. Vielweniger kann ich euch den „herrlichen Titel der Roͤmer beylegen. Ge- „ſtalt ihr geſonnen ſeyd, den Roͤmiſchen „Namen zu vertilgen. Mit Leidweſen, „mit aͤuſſerſtem Leidweſen muß ich euere „gerin- *) Man leſe hiervon die wichtigſten Umſtaͤn- de in der Allgemeinen Welthiſtorie Th. XII. S. 172. 173. 174. Die Ueberſetzung der Rede des Auguſtus habe aus dem Tractat des beruͤhmten Salmons von der Wichtig- keit des Eheſtandes genommen, welcher aus dem Engliſchen ins Deutſche gebracht, und zu Leipzig 1738. herausgegeben worden. Sie ſtehet daſelbſt S. 69. u. f. Das Origi- nal findet man in dem Dio Caſſius und obi- ge Ueberſetzung ſtimmet mit dem Weſentlich- ſten deſſelben uͤberein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/303
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/303>, abgerufen am 22.11.2024.