"geringe Anzahl bemerken. Jch habe es "an keinen Bemühungen ermangeln lassen, "euch zu einem grossen und mächtigen Vol- "ke zu machen. Allein ihr suchet alle mei- "ne Anschläge zu vernichten. Habt ihr "denn gar keine Hochachtung gegen die "allweise Vorsehung der Götter, oder die "löblichen Anstalten eurer klugen Vorfah- "ren? Was für Saamen, was für Nach- "kommen würden zurückgelassen werden, "wenn jedermann eurem Exempel folgen "wollte? Und da der Ursprung dieses Un- "heils von euch herrühret, so ist euch die "Schuld mit Recht beyzumessen, wenn "ein allgemeiner Untergang erfolgen sollte. "Und wenn auch niemand eurem Beyspiel "nachfolget, wie vermuthlich nicht leicht "geschehen wird, so werden doch sicherlich "alle Rechtschaffene euch hassen. Jhr "müsset von jedermann verabscheuet wer- "den, daß ihr solche verkehrte Gewohnheit "und Lebensart einführet, wodurch, wenn "euch jedermann nachahmen wollte, das "menschliche Geschlechte untergehen und er- "löschen würde. Alle Laster zusammenge- "nommen, können den eurigen nicht glei- "chen. Jhr seyd des Mords schuldig, daß "ihr diejenigen nicht gebohren werden las- "set, die von euch entspriessen sollten. Jhr "seyd der Ruchlosigkeit schuldig, weil ihr "die Namen und Ehrentitel eurer Vorfah- "ren auslöschet. Jhr begehet einen Kir-
"chen-
„geringe Anzahl bemerken. Jch habe es „an keinen Bemuͤhungen ermangeln laſſen, „euch zu einem groſſen und maͤchtigen Vol- „ke zu machen. Allein ihr ſuchet alle mei- „ne Anſchlaͤge zu vernichten. Habt ihr „denn gar keine Hochachtung gegen die „allweiſe Vorſehung der Goͤtter, oder die „loͤblichen Anſtalten eurer klugen Vorfah- „ren? Was fuͤr Saamen, was fuͤr Nach- „kommen wuͤrden zuruͤckgelaſſen werden, „wenn jedermann eurem Exempel folgen „wollte? Und da der Urſprung dieſes Un- „heils von euch herruͤhret, ſo iſt euch die „Schuld mit Recht beyzumeſſen, wenn „ein allgemeiner Untergang erfolgen ſollte. „Und wenn auch niemand eurem Beyſpiel „nachfolget, wie vermuthlich nicht leicht „geſchehen wird, ſo werden doch ſicherlich „alle Rechtſchaffene euch haſſen. Jhr „muͤſſet von jedermann verabſcheuet wer- „den, daß ihr ſolche verkehrte Gewohnheit „und Lebensart einfuͤhret, wodurch, wenn „euch jedermann nachahmen wollte, das „menſchliche Geſchlechte untergehen und er- „loͤſchen wuͤrde. Alle Laſter zuſammenge- „nommen, koͤnnen den eurigen nicht glei- „chen. Jhr ſeyd des Mords ſchuldig, daß „ihr diejenigen nicht gebohren werden laſ- „ſet, die von euch entſprieſſen ſollten. Jhr „ſeyd der Ruchloſigkeit ſchuldig, weil ihr „die Namen und Ehrentitel eurer Vorfah- „ren ausloͤſchet. Jhr begehet einen Kir-
„chen-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0304"n="284"/>„geringe Anzahl bemerken. Jch habe es<lb/>„an keinen Bemuͤhungen ermangeln laſſen,<lb/>„euch zu einem groſſen und maͤchtigen Vol-<lb/>„ke zu machen. Allein ihr ſuchet alle mei-<lb/>„ne Anſchlaͤge zu vernichten. Habt ihr<lb/>„denn gar keine Hochachtung gegen die<lb/>„allweiſe Vorſehung der Goͤtter, oder die<lb/>„loͤblichen Anſtalten eurer klugen Vorfah-<lb/>„ren? Was fuͤr Saamen, was fuͤr Nach-<lb/>„kommen wuͤrden zuruͤckgelaſſen werden,<lb/>„wenn jedermann eurem Exempel folgen<lb/>„wollte? Und da der Urſprung dieſes Un-<lb/>„heils von euch herruͤhret, ſo iſt euch die<lb/>„Schuld mit Recht beyzumeſſen, wenn<lb/>„ein allgemeiner Untergang erfolgen ſollte.<lb/>„Und wenn auch niemand eurem Beyſpiel<lb/>„nachfolget, wie vermuthlich nicht leicht<lb/>„geſchehen wird, ſo werden doch ſicherlich<lb/>„alle Rechtſchaffene euch haſſen. Jhr<lb/>„muͤſſet von jedermann verabſcheuet wer-<lb/>„den, daß ihr ſolche verkehrte Gewohnheit<lb/>„und Lebensart einfuͤhret, wodurch, wenn<lb/>„euch jedermann nachahmen wollte, das<lb/>„menſchliche Geſchlechte untergehen und er-<lb/>„loͤſchen wuͤrde. Alle Laſter zuſammenge-<lb/>„nommen, koͤnnen den eurigen nicht glei-<lb/>„chen. Jhr ſeyd des Mords ſchuldig, daß<lb/>„ihr diejenigen nicht gebohren werden laſ-<lb/>„ſet, die von euch entſprieſſen ſollten. Jhr<lb/>„ſeyd der Ruchloſigkeit ſchuldig, weil ihr<lb/>„die Namen und Ehrentitel eurer Vorfah-<lb/>„ren ausloͤſchet. Jhr begehet einen Kir-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„chen-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[284/0304]
„geringe Anzahl bemerken. Jch habe es
„an keinen Bemuͤhungen ermangeln laſſen,
„euch zu einem groſſen und maͤchtigen Vol-
„ke zu machen. Allein ihr ſuchet alle mei-
„ne Anſchlaͤge zu vernichten. Habt ihr
„denn gar keine Hochachtung gegen die
„allweiſe Vorſehung der Goͤtter, oder die
„loͤblichen Anſtalten eurer klugen Vorfah-
„ren? Was fuͤr Saamen, was fuͤr Nach-
„kommen wuͤrden zuruͤckgelaſſen werden,
„wenn jedermann eurem Exempel folgen
„wollte? Und da der Urſprung dieſes Un-
„heils von euch herruͤhret, ſo iſt euch die
„Schuld mit Recht beyzumeſſen, wenn
„ein allgemeiner Untergang erfolgen ſollte.
„Und wenn auch niemand eurem Beyſpiel
„nachfolget, wie vermuthlich nicht leicht
„geſchehen wird, ſo werden doch ſicherlich
„alle Rechtſchaffene euch haſſen. Jhr
„muͤſſet von jedermann verabſcheuet wer-
„den, daß ihr ſolche verkehrte Gewohnheit
„und Lebensart einfuͤhret, wodurch, wenn
„euch jedermann nachahmen wollte, das
„menſchliche Geſchlechte untergehen und er-
„loͤſchen wuͤrde. Alle Laſter zuſammenge-
„nommen, koͤnnen den eurigen nicht glei-
„chen. Jhr ſeyd des Mords ſchuldig, daß
„ihr diejenigen nicht gebohren werden laſ-
„ſet, die von euch entſprieſſen ſollten. Jhr
„ſeyd der Ruchloſigkeit ſchuldig, weil ihr
„die Namen und Ehrentitel eurer Vorfah-
„ren ausloͤſchet. Jhr begehet einen Kir-
„chen-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/304>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.