"diese vermeiden wollet, dürfet ihr auch "das Gute, so sich dabey findet, nicht ver- "langen. Ohne Mühe und Arbeit kann "man weder zur Tugend noch wahren "Vergnüglichkeit gelangen. Ob schon der "Ehestand seine Ungelegenheiten hat; so "werdet ihr dennoch, wenn ihr die Vor- "theile desselben dagegen haltet, befinden, "daß diese jene nicht nur in Betrachtung "der Bequemlichkeiten, die solcher Stand "an sich selber verschaffet, sondern auch der "Belohnungen, die ihm von den Gesetzen "angehänget sind, weit überwiegen. Jch "habe, geliebten Bürger (denn ich hoffe, "ihr werdet euch bewegen lassen, diesen "Namen zu behalten, und den Titel ge- "treuer Ehemänner und Väter anzuneh- "men,) für gut angesehen, euch, ob wol "ungerne, diese scharfe Vorstellung zu "thun. Die Noth hat mich dazu gedrun- "gen, nicht als einen Feind, der euch has- "set; sondern aus Liebe und Verlangen "fein viele eures gleichen zu haben, so, "daß wir, wenn wir rechtmässige Häuser "bewohnen, und dieselben mit solchem, die "aus Römischen Geblüth entsprossen sind, "angefüllet sehen, mit unsern Weibern "und Kindern zu den Göttern nahen, und "durch gemeinschaftlichen Beystand in al- "len öffentlichen Angelegenheiten den Ge- "nuß derselben mit einander theilen mögen. "Wie kann von mir gesaget werden, daß
"ich
Jac. Betr. 4. Band. T
„dieſe vermeiden wollet, duͤrfet ihr auch „das Gute, ſo ſich dabey findet, nicht ver- „langen. Ohne Muͤhe und Arbeit kann „man weder zur Tugend noch wahren „Vergnuͤglichkeit gelangen. Ob ſchon der „Eheſtand ſeine Ungelegenheiten hat; ſo „werdet ihr dennoch, wenn ihr die Vor- „theile deſſelben dagegen haltet, befinden, „daß dieſe jene nicht nur in Betrachtung „der Bequemlichkeiten, die ſolcher Stand „an ſich ſelber verſchaffet, ſondern auch der „Belohnungen, die ihm von den Geſetzen „angehaͤnget ſind, weit uͤberwiegen. Jch „habe, geliebten Buͤrger (denn ich hoffe, „ihr werdet euch bewegen laſſen, dieſen „Namen zu behalten, und den Titel ge- „treuer Ehemaͤnner und Vaͤter anzuneh- „men,) fuͤr gut angeſehen, euch, ob wol „ungerne, dieſe ſcharfe Vorſtellung zu „thun. Die Noth hat mich dazu gedrun- „gen, nicht als einen Feind, der euch haſ- „ſet; ſondern aus Liebe und Verlangen „fein viele eures gleichen zu haben, ſo, „daß wir, wenn wir rechtmaͤſſige Haͤuſer „bewohnen, und dieſelben mit ſolchem, die „aus Roͤmiſchen Gebluͤth entſproſſen ſind, „angefuͤllet ſehen, mit unſern Weibern „und Kindern zu den Goͤttern nahen, und „durch gemeinſchaftlichen Beyſtand in al- „len oͤffentlichen Angelegenheiten den Ge- „nuß derſelben mit einander theilen moͤgen. „Wie kann von mir geſaget werden, daß
„ich
Jac. Betr. 4. Band. T
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„dieſe vermeiden wollet, duͤrfet ihr auch
„das Gute, ſo ſich dabey findet, nicht ver-
„langen. Ohne Muͤhe und Arbeit kann
„man weder zur Tugend noch wahren
„Vergnuͤglichkeit gelangen. Ob ſchon der
„Eheſtand ſeine Ungelegenheiten hat; ſo
„werdet ihr dennoch, wenn ihr die Vor-
„theile deſſelben dagegen haltet, befinden,
„daß dieſe jene nicht nur in Betrachtung
„der Bequemlichkeiten, die ſolcher Stand
„an ſich ſelber verſchaffet, ſondern auch der
„Belohnungen, die ihm von den Geſetzen
„angehaͤnget ſind, weit uͤberwiegen. Jch
„habe, geliebten Buͤrger (denn ich hoffe,
„ihr werdet euch bewegen laſſen, dieſen
„Namen zu behalten, und den Titel ge-
„treuer Ehemaͤnner und Vaͤter anzuneh-
„men,) fuͤr gut angeſehen, euch, ob wol
„ungerne, dieſe ſcharfe Vorſtellung zu
„thun. Die Noth hat mich dazu gedrun-
„gen, nicht als einen Feind, der euch haſ-
„ſet; ſondern aus Liebe und Verlangen
„fein viele eures gleichen zu haben, ſo,
„daß wir, wenn wir rechtmaͤſſige Haͤuſer
„bewohnen, und dieſelben mit ſolchem, die
„aus Roͤmiſchen Gebluͤth entſproſſen ſind,
„angefuͤllet ſehen, mit unſern Weibern
„und Kindern zu den Goͤttern nahen, und
„durch gemeinſchaftlichen Beyſtand in al-
„len oͤffentlichen Angelegenheiten den Ge-
„nuß derſelben mit einander theilen moͤgen.
„Wie kann von mir geſaget werden, daß
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/309>, abgerufen am 22.11.2024.
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