Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Viele halten dieses für einen unauflösli-
chen Zweifel wider die Nachricht der
Schrift, daß alle Menschen von Adam
und nach der Sündfluth von dem Noah
und dessen Kindern abstammen sollen.
Es lässet sich aber auf diesen Einwurf ver-
schiedenes antworten. Die Erfahrung
lehret, daß, wenn man Thiere von ver-
schiedener Farbe zusammen gattet, davon
Junge fallen, deren einige die Farbe des
männlichen und andere des weiblichen Ge-
schlechts haben. Ja was noch mehr?
Man hat Hüner mit aufgerichteten und
gekrümmeten Federn. Setzet man einen
solchen Hahn mit glatten Hühnern zusam-
men, so kommen davon einige glatte und
einige rauhe Hühner. Sondert man sel-
bige von einander, und lässet die ausge-
brüteten glatten Hahnen und Hühner und
die rauhen allein, so erhält man nach und
nach zwey reine Arthen, nemlich eine glatte
und eine rauhe Arth, die sich darinne er-
halten. Man bedienet sich einer ähnlichen
Erfahrung bey Stutereyen und wendet sel-
bige zur Verbesserung der Arthen von
Pferden an. Wenn unter den Menschen
ein Ehegatte rothe und der andere schwarze
Haare hat, so arthen einige Kinder nach
dem Vater und die andern nach der Mut-
ter. Würden sich nun die rothen an ein-
ander verheirathen und die schwarzen wie-
der besonders, und dieses durch einige Ge-

schlech-

Viele halten dieſes fuͤr einen unaufloͤsli-
chen Zweifel wider die Nachricht der
Schrift, daß alle Menſchen von Adam
und nach der Suͤndfluth von dem Noah
und deſſen Kindern abſtammen ſollen.
Es laͤſſet ſich aber auf dieſen Einwurf ver-
ſchiedenes antworten. Die Erfahrung
lehret, daß, wenn man Thiere von ver-
ſchiedener Farbe zuſammen gattet, davon
Junge fallen, deren einige die Farbe des
maͤnnlichen und andere des weiblichen Ge-
ſchlechts haben. Ja was noch mehr?
Man hat Huͤner mit aufgerichteten und
gekruͤmmeten Federn. Setzet man einen
ſolchen Hahn mit glatten Huͤhnern zuſam-
men, ſo kommen davon einige glatte und
einige rauhe Huͤhner. Sondert man ſel-
bige von einander, und laͤſſet die ausge-
bruͤteten glatten Hahnen und Huͤhner und
die rauhen allein, ſo erhaͤlt man nach und
nach zwey reine Arthen, nemlich eine glatte
und eine rauhe Arth, die ſich darinne er-
halten. Man bedienet ſich einer aͤhnlichen
Erfahrung bey Stutereyen und wendet ſel-
bige zur Verbeſſerung der Arthen von
Pferden an. Wenn unter den Menſchen
ein Ehegatte rothe und der andere ſchwarze
Haare hat, ſo arthen einige Kinder nach
dem Vater und die andern nach der Mut-
ter. Wuͤrden ſich nun die rothen an ein-
ander verheirathen und die ſchwarzen wie-
der beſonders, und dieſes durch einige Ge-

ſchlech-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0032" n="12"/>
Viele halten die&#x017F;es fu&#x0364;r einen unauflo&#x0364;sli-<lb/>
chen Zweifel wider die Nachricht der<lb/>
Schrift, daß alle Men&#x017F;chen von Adam<lb/>
und nach der Su&#x0364;ndfluth von dem Noah<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en Kindern ab&#x017F;tammen &#x017F;ollen.<lb/>
Es la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich aber auf die&#x017F;en Einwurf ver-<lb/>
&#x017F;chiedenes antworten. Die Erfahrung<lb/>
lehret, daß, wenn man Thiere von ver-<lb/>
&#x017F;chiedener Farbe zu&#x017F;ammen gattet, davon<lb/>
Junge fallen, deren einige die Farbe des<lb/>
ma&#x0364;nnlichen und andere des weiblichen Ge-<lb/>
&#x017F;chlechts haben. Ja was noch mehr?<lb/>
Man hat Hu&#x0364;ner mit aufgerichteten und<lb/>
gekru&#x0364;mmeten Federn. Setzet man einen<lb/>
&#x017F;olchen Hahn mit glatten Hu&#x0364;hnern zu&#x017F;am-<lb/>
men, &#x017F;o kommen davon einige glatte und<lb/>
einige rauhe Hu&#x0364;hner. Sondert man &#x017F;el-<lb/>
bige von einander, und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et die ausge-<lb/>
bru&#x0364;teten glatten Hahnen und Hu&#x0364;hner und<lb/>
die rauhen allein, &#x017F;o erha&#x0364;lt man nach und<lb/>
nach zwey reine Arthen, nemlich eine glatte<lb/>
und eine rauhe Arth, die &#x017F;ich darinne er-<lb/>
halten. Man bedienet &#x017F;ich einer a&#x0364;hnlichen<lb/>
Erfahrung bey Stutereyen und wendet &#x017F;el-<lb/>
bige zur Verbe&#x017F;&#x017F;erung der Arthen von<lb/>
Pferden an. Wenn unter den Men&#x017F;chen<lb/>
ein Ehegatte rothe und der andere &#x017F;chwarze<lb/>
Haare hat, &#x017F;o arthen einige Kinder nach<lb/>
dem Vater und die andern nach der Mut-<lb/>
ter. Wu&#x0364;rden &#x017F;ich nun die rothen an ein-<lb/>
ander verheirathen und die &#x017F;chwarzen wie-<lb/>
der be&#x017F;onders, und die&#x017F;es durch einige Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chlech-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0032] Viele halten dieſes fuͤr einen unaufloͤsli- chen Zweifel wider die Nachricht der Schrift, daß alle Menſchen von Adam und nach der Suͤndfluth von dem Noah und deſſen Kindern abſtammen ſollen. Es laͤſſet ſich aber auf dieſen Einwurf ver- ſchiedenes antworten. Die Erfahrung lehret, daß, wenn man Thiere von ver- ſchiedener Farbe zuſammen gattet, davon Junge fallen, deren einige die Farbe des maͤnnlichen und andere des weiblichen Ge- ſchlechts haben. Ja was noch mehr? Man hat Huͤner mit aufgerichteten und gekruͤmmeten Federn. Setzet man einen ſolchen Hahn mit glatten Huͤhnern zuſam- men, ſo kommen davon einige glatte und einige rauhe Huͤhner. Sondert man ſel- bige von einander, und laͤſſet die ausge- bruͤteten glatten Hahnen und Huͤhner und die rauhen allein, ſo erhaͤlt man nach und nach zwey reine Arthen, nemlich eine glatte und eine rauhe Arth, die ſich darinne er- halten. Man bedienet ſich einer aͤhnlichen Erfahrung bey Stutereyen und wendet ſel- bige zur Verbeſſerung der Arthen von Pferden an. Wenn unter den Menſchen ein Ehegatte rothe und der andere ſchwarze Haare hat, ſo arthen einige Kinder nach dem Vater und die andern nach der Mut- ter. Wuͤrden ſich nun die rothen an ein- ander verheirathen und die ſchwarzen wie- der beſonders, und dieſes durch einige Ge- ſchlech-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/32
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/32>, abgerufen am 07.05.2024.