Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

schlechter hindurch, so würden dadurch
zwey ganz verschiedene Arthen entstehen.
Wie? Wenn nun Adam und Eva von
etwas verschiedener Farbe gewesen und
Kinder von verschiedener Farbe gezeuget,
aus deren Vermischung nach und nach die
verschiedenen Farben entstanden? Bey den
Nachkommen des Noah ist dieses noch
leichter gewesen, indem vielleicht seine
Schwieger-Töchter aus verschiedenen
Geschlechtern gewesen. Es kommt hinzu,
daß die Landes-Gegenden zu der Farbe
unstreitig etwas beytragen. Die südlichen
Länder zeugen eine braune Farbe, da die
nördlichen Gegenden eine weissere Haut
hervorbringen. Man hat ferner Erfah-
rungen, die uns noch zweifeln lassen, ob
von den Mohren nicht endlich ein weisses
Geschlecht entstehen könnte. Man hat
zwar noch keine sichere Nachricht, daß
von weissen Eltern ein Mohr gebohren
worden. Man behauptet aber, daß von
zwey schwarzen Eltern weisse Kinder ge-
zeuget worden, so ihre weisse Farbe, mit
welcher sonst alle Mohren-Kinder geboh-
ren werden, nicht verändert, sondern be-
halten haben. Herr Brue hat zu Bissos
eine solche weisse von schwarzen Eltern er-
zeugte Frauensperson gesehen. *) Nun

könnte
*) Allgemeine Historie der Reisen B. III.
Bl. 189.

ſchlechter hindurch, ſo wuͤrden dadurch
zwey ganz verſchiedene Arthen entſtehen.
Wie? Wenn nun Adam und Eva von
etwas verſchiedener Farbe geweſen und
Kinder von verſchiedener Farbe gezeuget,
aus deren Vermiſchung nach und nach die
verſchiedenen Farben entſtanden? Bey den
Nachkommen des Noah iſt dieſes noch
leichter geweſen, indem vielleicht ſeine
Schwieger-Toͤchter aus verſchiedenen
Geſchlechtern geweſen. Es kommt hinzu,
daß die Landes-Gegenden zu der Farbe
unſtreitig etwas beytragen. Die ſuͤdlichen
Laͤnder zeugen eine braune Farbe, da die
noͤrdlichen Gegenden eine weiſſere Haut
hervorbringen. Man hat ferner Erfah-
rungen, die uns noch zweifeln laſſen, ob
von den Mohren nicht endlich ein weiſſes
Geſchlecht entſtehen koͤnnte. Man hat
zwar noch keine ſichere Nachricht, daß
von weiſſen Eltern ein Mohr gebohren
worden. Man behauptet aber, daß von
zwey ſchwarzen Eltern weiſſe Kinder ge-
zeuget worden, ſo ihre weiſſe Farbe, mit
welcher ſonſt alle Mohren-Kinder geboh-
ren werden, nicht veraͤndert, ſondern be-
halten haben. Herr Brue hat zu Biſſos
eine ſolche weiſſe von ſchwarzen Eltern er-
zeugte Frauensperſon geſehen. *) Nun

koͤnnte
*) Allgemeine Hiſtorie der Reiſen B. III.
Bl. 189.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0033" n="13"/>
&#x017F;chlechter hindurch, &#x017F;o wu&#x0364;rden dadurch<lb/>
zwey ganz ver&#x017F;chiedene Arthen ent&#x017F;tehen.<lb/>
Wie? Wenn nun Adam und Eva von<lb/>
etwas ver&#x017F;chiedener Farbe gewe&#x017F;en und<lb/>
Kinder von ver&#x017F;chiedener Farbe gezeuget,<lb/>
aus deren Vermi&#x017F;chung nach und nach die<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Farben ent&#x017F;tanden? Bey den<lb/>
Nachkommen des Noah i&#x017F;t die&#x017F;es noch<lb/>
leichter gewe&#x017F;en, indem vielleicht &#x017F;eine<lb/>
Schwieger-To&#x0364;chter aus ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Ge&#x017F;chlechtern gewe&#x017F;en. Es kommt hinzu,<lb/>
daß die Landes-Gegenden zu der Farbe<lb/>
un&#x017F;treitig etwas beytragen. Die &#x017F;u&#x0364;dlichen<lb/>
La&#x0364;nder zeugen eine braune Farbe, da die<lb/>
no&#x0364;rdlichen Gegenden eine wei&#x017F;&#x017F;ere Haut<lb/>
hervorbringen. Man hat ferner Erfah-<lb/>
rungen, die uns noch zweifeln la&#x017F;&#x017F;en, ob<lb/>
von den Mohren nicht endlich ein wei&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Ge&#x017F;chlecht ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nnte. Man hat<lb/>
zwar noch keine &#x017F;ichere Nachricht, daß<lb/>
von wei&#x017F;&#x017F;en Eltern ein Mohr gebohren<lb/>
worden. Man behauptet aber, daß von<lb/>
zwey &#x017F;chwarzen Eltern wei&#x017F;&#x017F;e Kinder ge-<lb/>
zeuget worden, &#x017F;o ihre wei&#x017F;&#x017F;e Farbe, mit<lb/>
welcher &#x017F;on&#x017F;t alle Mohren-Kinder geboh-<lb/>
ren werden, nicht vera&#x0364;ndert, &#x017F;ondern be-<lb/>
halten haben. Herr Brue hat zu <hi rendition="#fr">Bi&#x017F;&#x017F;os</hi><lb/>
eine &#x017F;olche wei&#x017F;&#x017F;e von &#x017F;chwarzen Eltern er-<lb/>
zeugte Frauensper&#x017F;on ge&#x017F;ehen. <note place="foot" n="*)">Allgemeine Hi&#x017F;torie der Rei&#x017F;en B. <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
Bl. 189.</note> Nun<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ko&#x0364;nnte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0033] ſchlechter hindurch, ſo wuͤrden dadurch zwey ganz verſchiedene Arthen entſtehen. Wie? Wenn nun Adam und Eva von etwas verſchiedener Farbe geweſen und Kinder von verſchiedener Farbe gezeuget, aus deren Vermiſchung nach und nach die verſchiedenen Farben entſtanden? Bey den Nachkommen des Noah iſt dieſes noch leichter geweſen, indem vielleicht ſeine Schwieger-Toͤchter aus verſchiedenen Geſchlechtern geweſen. Es kommt hinzu, daß die Landes-Gegenden zu der Farbe unſtreitig etwas beytragen. Die ſuͤdlichen Laͤnder zeugen eine braune Farbe, da die noͤrdlichen Gegenden eine weiſſere Haut hervorbringen. Man hat ferner Erfah- rungen, die uns noch zweifeln laſſen, ob von den Mohren nicht endlich ein weiſſes Geſchlecht entſtehen koͤnnte. Man hat zwar noch keine ſichere Nachricht, daß von weiſſen Eltern ein Mohr gebohren worden. Man behauptet aber, daß von zwey ſchwarzen Eltern weiſſe Kinder ge- zeuget worden, ſo ihre weiſſe Farbe, mit welcher ſonſt alle Mohren-Kinder geboh- ren werden, nicht veraͤndert, ſondern be- halten haben. Herr Brue hat zu Biſſos eine ſolche weiſſe von ſchwarzen Eltern er- zeugte Frauensperſon geſehen. *) Nun koͤnnte *) Allgemeine Hiſtorie der Reiſen B. III. Bl. 189.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/33
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/33>, abgerufen am 21.11.2024.