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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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könnte man zwar gedenken, vielleicht ist
selbige durch eine geheime Liebe von einem
weissen Vater gezeuget worden. Allein
eine solche Vermischung pfleget auch keine
Weisse, sondern Mulatten d. i. solche, die
weder recht schwarz noch weiß sind, zu ge-
ben. Ferner hat obige weisse Frau in der
Ehe mit einem Schwarzen lauter schwarze
Kinder gezeuget. welche aus einer Ehe ei-
nes Schwarzen mit einer Mulatte auch
nicht zu erfolgen pflegen. Sie scheinet
also noch reines Mohrenblut gehabt zu ha-
ben.*) Wer kann aber sagen, was er-
folgen würde, wenn man mehrere solche
Weisse hätte, die man in ein ander Land
brächte und daselbst mit einander verhei-
rathete? Man kennet ferner die sämmtli-
chen Völker des Erdbodens so genau noch
nicht, daß man mit Gewißheit sagen könnte,
es wäre nirgend eine Arth Menschen,
welche weder recht schwarz noch recht weiß
und von welchen man nicht endlich Mohren
erhielte, wenn man immer die schwärzesten
mit einander verheirathete, und Weisse,
wenn die Weissesten immer mit einander
verehliget würden. Wer weiß, ob solches
nicht bey den Habessiniern möglich, welche

eine
*) Von mehrern weissen Menschen, die von
Mohren gezeuget worden, lese man die all-
gemeine Historie der Reisen
B. III. S. 552.
B. IV. 599. 666.

koͤnnte man zwar gedenken, vielleicht iſt
ſelbige durch eine geheime Liebe von einem
weiſſen Vater gezeuget worden. Allein
eine ſolche Vermiſchung pfleget auch keine
Weiſſe, ſondern Mulatten d. i. ſolche, die
weder recht ſchwarz noch weiß ſind, zu ge-
ben. Ferner hat obige weiſſe Frau in der
Ehe mit einem Schwarzen lauter ſchwarze
Kinder gezeuget. welche aus einer Ehe ei-
nes Schwarzen mit einer Mulatte auch
nicht zu erfolgen pflegen. Sie ſcheinet
alſo noch reines Mohrenblut gehabt zu ha-
ben.*) Wer kann aber ſagen, was er-
folgen wuͤrde, wenn man mehrere ſolche
Weiſſe haͤtte, die man in ein ander Land
braͤchte und daſelbſt mit einander verhei-
rathete? Man kennet ferner die ſaͤmmtli-
chen Voͤlker des Erdbodens ſo genau noch
nicht, daß man mit Gewißheit ſagen koͤnnte,
es waͤre nirgend eine Arth Menſchen,
welche weder recht ſchwarz noch recht weiß
und von welchen man nicht endlich Mohren
erhielte, wenn man immer die ſchwaͤrzeſten
mit einander verheirathete, und Weiſſe,
wenn die Weiſſeſten immer mit einander
verehliget wuͤrden. Wer weiß, ob ſolches
nicht bey den Habeſſiniern moͤglich, welche

eine
*) Von mehrern weiſſen Menſchen, die von
Mohren gezeuget worden, leſe man die all-
gemeine Hiſtorie der Reiſen
B. III. S. 552.
B. IV. 599. 666.
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[14/0034] koͤnnte man zwar gedenken, vielleicht iſt ſelbige durch eine geheime Liebe von einem weiſſen Vater gezeuget worden. Allein eine ſolche Vermiſchung pfleget auch keine Weiſſe, ſondern Mulatten d. i. ſolche, die weder recht ſchwarz noch weiß ſind, zu ge- ben. Ferner hat obige weiſſe Frau in der Ehe mit einem Schwarzen lauter ſchwarze Kinder gezeuget. welche aus einer Ehe ei- nes Schwarzen mit einer Mulatte auch nicht zu erfolgen pflegen. Sie ſcheinet alſo noch reines Mohrenblut gehabt zu ha- ben. *) Wer kann aber ſagen, was er- folgen wuͤrde, wenn man mehrere ſolche Weiſſe haͤtte, die man in ein ander Land braͤchte und daſelbſt mit einander verhei- rathete? Man kennet ferner die ſaͤmmtli- chen Voͤlker des Erdbodens ſo genau noch nicht, daß man mit Gewißheit ſagen koͤnnte, es waͤre nirgend eine Arth Menſchen, welche weder recht ſchwarz noch recht weiß und von welchen man nicht endlich Mohren erhielte, wenn man immer die ſchwaͤrzeſten mit einander verheirathete, und Weiſſe, wenn die Weiſſeſten immer mit einander verehliget wuͤrden. Wer weiß, ob ſolches nicht bey den Habeſſiniern moͤglich, welche eine *) Von mehrern weiſſen Menſchen, die von Mohren gezeuget worden, leſe man die all- gemeine Hiſtorie der Reiſen B. III. S. 552. B. IV. 599. 666.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/34>, abgerufen am 03.12.2024.