pfindlich gemacht würden? Sollte dieses aber geschehen, so müßte in unsern Gesell- schaften die Keuschheit eben so erhoben wer- den, als die Herzhaftigkeit, und die Un- zucht müßte eben die Schande tragen, wo- mit die Zaghaftigkeit beleget wird. Aus unsern Schauspielen müßten alle Liebes- händel und abgeschmackte Possen verbannet werden. Lüderliche Wirthshäuser, Sauf- gelage, unzüchtige Lieder, leichtfertige Tänze müßten als krebsartige Schaden eines christlichen Staatskörpers angesehen werden. Ordentlichen Ehen müßte ein hö- herer Werth beygeleget und selbige erleich- tert werden. Man müßte es als das größte Verdienst eines guten Bürgers verehren, wenn er dieser und der zukünftigen Welt einige wolerzogene, vernünftige, tugend- hafte, nützliche und fleissige Kinder gelie- fert. Allein wer kann dieses in unsern Zeiten hoffen, wo man alles mögliche thut, was die Unzucht befördern kann, und auch graue Häupter sich nicht entziehen, der- selben das Wort zu reden?
§. 19.
Was von einem trennbaren Coneubinat zu halten.
So deutlich sich nun Jesus wegen der Ehescheidung und wider eine trennbare Gemeinschaft der Leiber erkläret, so haben doch verschiedene Gelehrte Mittel gesuchet, dieses Gesetz zum Vortheil wollüstiger Leu-
te
pfindlich gemacht wuͤrden? Sollte dieſes aber geſchehen, ſo muͤßte in unſern Geſell- ſchaften die Keuſchheit eben ſo erhoben wer- den, als die Herzhaftigkeit, und die Un- zucht muͤßte eben die Schande tragen, wo- mit die Zaghaftigkeit beleget wird. Aus unſern Schauſpielen muͤßten alle Liebes- haͤndel und abgeſchmackte Poſſen verbannet werden. Luͤderliche Wirthshaͤuſer, Sauf- gelage, unzuͤchtige Lieder, leichtfertige Taͤnze muͤßten als krebsartige Schaden eines chriſtlichen Staatskoͤrpers angeſehen werden. Ordentlichen Ehen muͤßte ein hoͤ- herer Werth beygeleget und ſelbige erleich- tert werden. Man muͤßte es als das groͤßte Verdienſt eines guten Buͤrgers verehren, wenn er dieſer und der zukuͤnftigen Welt einige wolerzogene, vernuͤnftige, tugend- hafte, nuͤtzliche und fleiſſige Kinder gelie- fert. Allein wer kann dieſes in unſern Zeiten hoffen, wo man alles moͤgliche thut, was die Unzucht befoͤrdern kann, und auch graue Haͤupter ſich nicht entziehen, der- ſelben das Wort zu reden?
§. 19.
Was von einem trennbaren Coneubinat zu halten.
So deutlich ſich nun Jeſus wegen der Eheſcheidung und wider eine trennbare Gemeinſchaft der Leiber erklaͤret, ſo haben doch verſchiedene Gelehrte Mittel geſuchet, dieſes Geſetz zum Vortheil wolluͤſtiger Leu-
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pfindlich gemacht wuͤrden? Sollte dieſes
aber geſchehen, ſo muͤßte in unſern Geſell-
ſchaften die Keuſchheit eben ſo erhoben wer-
den, als die Herzhaftigkeit, und die Un-
zucht muͤßte eben die Schande tragen, wo-
mit die Zaghaftigkeit beleget wird. Aus
unſern Schauſpielen muͤßten alle Liebes-
haͤndel und abgeſchmackte Poſſen verbannet
werden. Luͤderliche Wirthshaͤuſer, Sauf-
gelage, unzuͤchtige Lieder, leichtfertige
Taͤnze muͤßten als krebsartige Schaden
eines chriſtlichen Staatskoͤrpers angeſehen
werden. Ordentlichen Ehen muͤßte ein hoͤ-
herer Werth beygeleget und ſelbige erleich-
tert werden. Man muͤßte es als das groͤßte
Verdienſt eines guten Buͤrgers verehren,
wenn er dieſer und der zukuͤnftigen Welt
einige wolerzogene, vernuͤnftige, tugend-
hafte, nuͤtzliche und fleiſſige Kinder gelie-
fert. Allein wer kann dieſes in unſern
Zeiten hoffen, wo man alles moͤgliche thut,
was die Unzucht befoͤrdern kann, und auch
graue Haͤupter ſich nicht entziehen, der-
ſelben das Wort zu reden?
§. 19.
So deutlich ſich nun Jeſus wegen der
Eheſcheidung und wider eine trennbare
Gemeinſchaft der Leiber erklaͤret, ſo haben
doch verſchiedene Gelehrte Mittel geſuchet,
dieſes Geſetz zum Vortheil wolluͤſtiger Leu-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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