Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

diese Rede des Herrn reimen, und ihr ei-
nen vernünftigen Sinn beylegen, wenn
man annimmt, der Herr habe zweyerley
erlaubte Verbindungen zur Gemeinschaft
des Leibes geglaubet, nämlich eine Art,
die unzertrennlich, und eine andere gleich-

falls
Bey den Worten, es sind etliche verschnitten,
die sich selber verschnitten haben um des Him-
melreichs willen, bemerke man, daß die Juden
von einem Manne, der die sechs Tage in der
Woche in dem Gesetze studiret, ohne zur Frau
zu gehen, und nur am Sabbath mit derselben
einigen Umgang pfleget, sagen, er habe sich
sechs Tage in der Woche verschnitten.
Hieraus erhellet, daß diese Redensart nicht
allezeit eine wirkliche Entmannung, sondern
zu Zeiten eine freywillige Enthaltung an-
zeige, und der Heiland hat aller Wahr-
scheinlichkeit nach auch nur an das letztere
gedacht. Conf. Schoetgenii Hor. Hebr.
et Talmud. in h. l.
Man bemerke ferner,
daß der Herr den ehelosen Stand nieman-
den anpreiset, als denen, die von Natur,
oder durch ein Schicksal dazu ungeschickt
sind, oder zum Vortheile des Reiches Got-
tes, wenn Noth und Umstände es erfordern,
im ledigen Stande bleiben. Daß es übri-
gens Gott angenehm, wenn jemand der
Welt wolgezogene Kinder liefert, erhellet
sowol aus der göttlichen Einrichtung der
Dinge, und besonders aus dem sehr starken
Triebe zum ehelichen Leben, welchen der
Schöpfer dem Menschen eingedruckt, als
auch aus 1 B. Mos. C. 1. v. 28. und 1 Tim.
2. v. 15.
U 3

dieſe Rede des Herrn reimen, und ihr ei-
nen vernuͤnftigen Sinn beylegen, wenn
man annimmt, der Herr habe zweyerley
erlaubte Verbindungen zur Gemeinſchaft
des Leibes geglaubet, naͤmlich eine Art,
die unzertrennlich, und eine andere gleich-

falls
Bey den Worten, es ſind etliche verſchnitten,
die ſich ſelber verſchnitten haben um des Him-
melreichs willen, bemerke man, daß die Juden
von einem Manne, der die ſechs Tage in der
Woche in dem Geſetze ſtudiret, ohne zur Frau
zu gehen, und nur am Sabbath mit derſelben
einigen Umgang pfleget, ſagen, er habe ſich
ſechs Tage in der Woche verſchnitten.
Hieraus erhellet, daß dieſe Redensart nicht
allezeit eine wirkliche Entmannung, ſondern
zu Zeiten eine freywillige Enthaltung an-
zeige, und der Heiland hat aller Wahr-
ſcheinlichkeit nach auch nur an das letztere
gedacht. Conf. Schoetgenii Hor. Hebr.
et Talmud. in h. l.
Man bemerke ferner,
daß der Herr den eheloſen Stand nieman-
den anpreiſet, als denen, die von Natur,
oder durch ein Schickſal dazu ungeſchickt
ſind, oder zum Vortheile des Reiches Got-
tes, wenn Noth und Umſtaͤnde es erfordern,
im ledigen Stande bleiben. Daß es uͤbri-
gens Gott angenehm, wenn jemand der
Welt wolgezogene Kinder liefert, erhellet
ſowol aus der goͤttlichen Einrichtung der
Dinge, und beſonders aus dem ſehr ſtarken
Triebe zum ehelichen Leben, welchen der
Schoͤpfer dem Menſchen eingedruckt, als
auch aus 1 B. Moſ. C. 1. v. 28. und 1 Tim.
2. v. 15.
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0329" n="309"/>
die&#x017F;e Rede des Herrn reimen, und ihr ei-<lb/>
nen vernu&#x0364;nftigen Sinn beylegen, wenn<lb/>
man annimmt, der Herr habe zweyerley<lb/>
erlaubte Verbindungen zur Gemein&#x017F;chaft<lb/>
des Leibes geglaubet, na&#x0364;mlich eine Art,<lb/>
die unzertrennlich, und eine andere gleich-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch">falls</fw><lb/><note xml:id="a41" prev="#a40" place="foot" n="*)">Bey den Worten, es &#x017F;ind etliche ver&#x017F;chnitten,<lb/>
die &#x017F;ich &#x017F;elber ver&#x017F;chnitten haben um des Him-<lb/>
melreichs willen, bemerke man, daß die Juden<lb/>
von einem Manne, der die &#x017F;echs Tage in der<lb/>
Woche in dem Ge&#x017F;etze &#x017F;tudiret, ohne zur Frau<lb/>
zu gehen, und nur am Sabbath mit der&#x017F;elben<lb/>
einigen Umgang pfleget, &#x017F;agen, er habe &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;echs Tage in der Woche ver&#x017F;chnitten.<lb/>
Hieraus erhellet, daß die&#x017F;e Redensart nicht<lb/>
allezeit eine wirkliche Entmannung, &#x017F;ondern<lb/>
zu Zeiten eine freywillige Enthaltung an-<lb/>
zeige, und der Heiland hat aller Wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlichkeit nach auch nur an das letztere<lb/>
gedacht. <hi rendition="#aq">Conf. <hi rendition="#i">Schoetgenii</hi> Hor. Hebr.<lb/>
et Talmud. in h. l.</hi> Man bemerke ferner,<lb/>
daß der Herr den ehelo&#x017F;en Stand nieman-<lb/>
den anprei&#x017F;et, als denen, die von Natur,<lb/>
oder durch ein Schick&#x017F;al dazu unge&#x017F;chickt<lb/>
&#x017F;ind, oder zum Vortheile des Reiches Got-<lb/>
tes, wenn Noth und Um&#x017F;ta&#x0364;nde es erfordern,<lb/>
im ledigen Stande bleiben. Daß es u&#x0364;bri-<lb/>
gens Gott angenehm, wenn jemand der<lb/>
Welt wolgezogene Kinder liefert, erhellet<lb/>
&#x017F;owol aus der go&#x0364;ttlichen Einrichtung der<lb/>
Dinge, und be&#x017F;onders aus dem &#x017F;ehr &#x017F;tarken<lb/>
Triebe zum ehelichen Leben, welchen der<lb/>
Scho&#x0364;pfer dem Men&#x017F;chen eingedruckt, als<lb/>
auch aus 1 B. Mo&#x017F;. C. 1. v. 28. und 1 Tim.<lb/>
2. v. 15.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0329] dieſe Rede des Herrn reimen, und ihr ei- nen vernuͤnftigen Sinn beylegen, wenn man annimmt, der Herr habe zweyerley erlaubte Verbindungen zur Gemeinſchaft des Leibes geglaubet, naͤmlich eine Art, die unzertrennlich, und eine andere gleich- falls *) *) Bey den Worten, es ſind etliche verſchnitten, die ſich ſelber verſchnitten haben um des Him- melreichs willen, bemerke man, daß die Juden von einem Manne, der die ſechs Tage in der Woche in dem Geſetze ſtudiret, ohne zur Frau zu gehen, und nur am Sabbath mit derſelben einigen Umgang pfleget, ſagen, er habe ſich ſechs Tage in der Woche verſchnitten. Hieraus erhellet, daß dieſe Redensart nicht allezeit eine wirkliche Entmannung, ſondern zu Zeiten eine freywillige Enthaltung an- zeige, und der Heiland hat aller Wahr- ſcheinlichkeit nach auch nur an das letztere gedacht. Conf. Schoetgenii Hor. Hebr. et Talmud. in h. l. Man bemerke ferner, daß der Herr den eheloſen Stand nieman- den anpreiſet, als denen, die von Natur, oder durch ein Schickſal dazu ungeſchickt ſind, oder zum Vortheile des Reiches Got- tes, wenn Noth und Umſtaͤnde es erfordern, im ledigen Stande bleiben. Daß es uͤbri- gens Gott angenehm, wenn jemand der Welt wolgezogene Kinder liefert, erhellet ſowol aus der goͤttlichen Einrichtung der Dinge, und beſonders aus dem ſehr ſtarken Triebe zum ehelichen Leben, welchen der Schoͤpfer dem Menſchen eingedruckt, als auch aus 1 B. Moſ. C. 1. v. 28. und 1 Tim. 2. v. 15. U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/329
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/329>, abgerufen am 22.11.2024.