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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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siehet, so groß seyn, daß er dieserwegen
eine Einrichtung für weise hielte und bil-
ligte, welche für eine weit grössere An-
zahl Menschen, nämlich für den größten
Theil des vornehmen weiblichen Geschlechts,
für so viele Concubinen, und deren Kinder
äusserst hart wäre? Soll der größte Theil
der Kinder vornehmer Mannspersonen
Handwerksleute und Bauern werden, da-
mit einer oder zwey ihres Namens wieder
eine grosse Figur machen können, kann
denn selbiges nicht geschehen, ohne eine
weise Ordnung Gottes aufzuheben? O wie
leichtsinnig ist man gegen die allerwichtig-
sten Verordnungen des grossen Gottes!
Kann man sagen, daß man bey unserm
gewöhnlichen Verhalten bey den Sünden
der Unzucht die geringste Liebe gegen den
unendlichen Schöpfer blicken lässet? Be-
weiset man nicht das grausamste Herz, in-
dem man den größten Theil der Väter un-
ehelicher Kinder von der Ernährung dersel-
ben privilegiret, und folglich das un-
schuldige Kind zu dem jämmerlichsten
Tode verdammet, und dennoch nicht
die geringsten Anstalten machet, solche
Ausschweifungen zu verhüten, welche so
armseligen Kindern das Leben und den
elendesten Tod verursachen. Jst dieses
nicht eine unmenschliche Grausamkeit?
Kann man dabey Gnade von dem Aller-
barmherzigsten erwarten? Wäre Gott

lieb-

ſiehet, ſo groß ſeyn, daß er dieſerwegen
eine Einrichtung fuͤr weiſe hielte und bil-
ligte, welche fuͤr eine weit groͤſſere An-
zahl Menſchen, naͤmlich fuͤr den groͤßten
Theil des vornehmen weiblichen Geſchlechts,
fuͤr ſo viele Concubinen, und deren Kinder
aͤuſſerſt hart waͤre? Soll der groͤßte Theil
der Kinder vornehmer Mannsperſonen
Handwerksleute und Bauern werden, da-
mit einer oder zwey ihres Namens wieder
eine groſſe Figur machen koͤnnen, kann
denn ſelbiges nicht geſchehen, ohne eine
weiſe Ordnung Gottes aufzuheben? O wie
leichtſinnig iſt man gegen die allerwichtig-
ſten Verordnungen des groſſen Gottes!
Kann man ſagen, daß man bey unſerm
gewoͤhnlichen Verhalten bey den Suͤnden
der Unzucht die geringſte Liebe gegen den
unendlichen Schoͤpfer blicken laͤſſet? Be-
weiſet man nicht das grauſamſte Herz, in-
dem man den groͤßten Theil der Vaͤter un-
ehelicher Kinder von der Ernaͤhrung derſel-
ben privilegiret, und folglich das un-
ſchuldige Kind zu dem jaͤmmerlichſten
Tode verdammet, und dennoch nicht
die geringſten Anſtalten machet, ſolche
Ausſchweifungen zu verhuͤten, welche ſo
armſeligen Kindern das Leben und den
elendeſten Tod verurſachen. Jſt dieſes
nicht eine unmenſchliche Grauſamkeit?
Kann man dabey Gnade von dem Aller-
barmherzigſten erwarten? Waͤre Gott

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[315/0335] ſiehet, ſo groß ſeyn, daß er dieſerwegen eine Einrichtung fuͤr weiſe hielte und bil- ligte, welche fuͤr eine weit groͤſſere An- zahl Menſchen, naͤmlich fuͤr den groͤßten Theil des vornehmen weiblichen Geſchlechts, fuͤr ſo viele Concubinen, und deren Kinder aͤuſſerſt hart waͤre? Soll der groͤßte Theil der Kinder vornehmer Mannsperſonen Handwerksleute und Bauern werden, da- mit einer oder zwey ihres Namens wieder eine groſſe Figur machen koͤnnen, kann denn ſelbiges nicht geſchehen, ohne eine weiſe Ordnung Gottes aufzuheben? O wie leichtſinnig iſt man gegen die allerwichtig- ſten Verordnungen des groſſen Gottes! Kann man ſagen, daß man bey unſerm gewoͤhnlichen Verhalten bey den Suͤnden der Unzucht die geringſte Liebe gegen den unendlichen Schoͤpfer blicken laͤſſet? Be- weiſet man nicht das grauſamſte Herz, in- dem man den groͤßten Theil der Vaͤter un- ehelicher Kinder von der Ernaͤhrung derſel- ben privilegiret, und folglich das un- ſchuldige Kind zu dem jaͤmmerlichſten Tode verdammet, und dennoch nicht die geringſten Anſtalten machet, ſolche Ausſchweifungen zu verhuͤten, welche ſo armſeligen Kindern das Leben und den elendeſten Tod verurſachen. Jſt dieſes nicht eine unmenſchliche Grauſamkeit? Kann man dabey Gnade von dem Aller- barmherzigſten erwarten? Waͤre Gott lieb-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/335>, abgerufen am 22.11.2024.