chen eine Ursache, daß ich die Zweydeutig- keit und Dunkelheit nicht einsehe, die an- dere hier finden. Es ist eine von allen ein- gestandene Sache, daß die Hebräer zu ih- ren nächsten Blutsfreunden sagen: Du bist mein Fleisch, Man lese hiervon nur fol- gende Exempel 1 B. Mos. C. 29. v. 14. C. 37. v. 27. Was wird also bey den Hebräern Fleisch meines Fleisches, oder Fleisch von meinem Fleische seyn? Was sagen jene Worte Adams? Das ist doch Fleisch von meinem Fleische. Zei- gen sie etwas anders an, als dieses? Die Gattin, so Gott mir gegeben, ist von mei- nem Fleische, sie stammet unmittelbar von meinem Fleische ab; sie ist von mir genom- men. Jch meyne daher, der Sinn des obigen Gesetzes sey: Gar niemand soll sich zu demjenigen nahen, der unmit- telbar von ihm abstammet, um sich fleischlich mit ihm zu vermischen, oder: Gar niemand soll seinen Kindern bey- wohnen*).
§. 3.
*) Das Wort Scheer, welches ich hier Fleisch übersetze, kommt verschiedentlich in der Bi- bel vor, und man ist darinne einstimmig, daß es an den mehresten Orten Fleisch heisse. Die ältesten und neuern Uebersetzer, haben es daher auch in den mehresten Stel- len also übersetzet. Wenn ich hier aber die Stellen zähle, so nenne ich das ganze acht- zehnte Capitel des 3 B. Mos. nur Eine Stelle, ob obiges Wort gleich einigemal
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chen eine Urſache, daß ich die Zweydeutig- keit und Dunkelheit nicht einſehe, die an- dere hier finden. Es iſt eine von allen ein- geſtandene Sache, daß die Hebraͤer zu ih- ren naͤchſten Blutsfreunden ſagen: Du biſt mein Fleiſch, Man leſe hiervon nur fol- gende Exempel 1 B. Moſ. C. 29. v. 14. C. 37. v. 27. Was wird alſo bey den Hebraͤern Fleiſch meines Fleiſches, oder Fleiſch von meinem Fleiſche ſeyn? Was ſagen jene Worte Adams? Das iſt doch Fleiſch von meinem Fleiſche. Zei- gen ſie etwas anders an, als dieſes? Die Gattin, ſo Gott mir gegeben, iſt von mei- nem Fleiſche, ſie ſtammet unmittelbar von meinem Fleiſche ab; ſie iſt von mir genom- men. Jch meyne daher, der Sinn des obigen Geſetzes ſey: Gar niemand ſoll ſich zu demjenigen nahen, der unmit- telbar von ihm abſtammet, um ſich fleiſchlich mit ihm zu vermiſchen, oder: Gar niemand ſoll ſeinen Kindern bey- wohnen*).
§. 3.
*) Das Wort Scheer, welches ich hier Fleiſch uͤberſetze, kommt verſchiedentlich in der Bi- bel vor, und man iſt darinne einſtimmig, daß es an den mehreſten Orten Fleiſch heiſſe. Die aͤlteſten und neuern Ueberſetzer, haben es daher auch in den mehreſten Stel- len alſo uͤberſetzet. Wenn ich hier aber die Stellen zaͤhle, ſo nenne ich das ganze acht- zehnte Capitel des 3 B. Moſ. nur Eine Stelle, ob obiges Wort gleich einigemal
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geſtandene Sache, daß die Hebraͤer zu ih-
ren naͤchſten Blutsfreunden ſagen: Du biſt
mein Fleiſch, Man leſe hiervon nur fol-
gende Exempel 1 B. Moſ. C. 29. v. 14.
C. 37. v. 27. Was wird alſo bey den
Hebraͤern Fleiſch meines Fleiſches, oder
Fleiſch von meinem Fleiſche ſeyn? Was
ſagen jene Worte Adams? Das iſt
doch Fleiſch von meinem Fleiſche. Zei-
gen ſie etwas anders an, als dieſes? Die
Gattin, ſo Gott mir gegeben, iſt von mei-
nem Fleiſche, ſie ſtammet unmittelbar von
meinem Fleiſche ab; ſie iſt von mir genom-
men. Jch meyne daher, der Sinn des
obigen Geſetzes ſey: Gar niemand ſoll
ſich zu demjenigen nahen, der unmit-
telbar von ihm abſtammet, um ſich
fleiſchlich mit ihm zu vermiſchen, oder:
Gar niemand ſoll ſeinen Kindern bey-
wohnen *).
§. 3.
*) Das Wort Scheer, welches ich hier Fleiſch
uͤberſetze, kommt verſchiedentlich in der Bi-
bel vor, und man iſt darinne einſtimmig,
daß es an den mehreſten Orten Fleiſch
heiſſe. Die aͤlteſten und neuern Ueberſetzer,
haben es daher auch in den mehreſten Stel-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/359>, abgerufen am 27.07.2024.
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