der andern und von einem Grad derselben zu dem andern fortgehen mußten, so hatte Gott den Baum des Erkänntnisses Gutes und Böses gepflanzet und ihnen von dessen reize[nd]en Frucht zu essen verbothen, damit er auf seiner Seite alles thun möchte, um den Menschen zu gewöhnen, die Ober- herrschaft Gottes zu erkennen, auf dessen Wink allezeit zu sehen und besonders die Dinge nicht nach dem äusserlichen Schein zu beurtheilen und den sinnlichen Begier- den nie die Herrschaft zu übergeben. Diese Uebung würde die Menschen nach und nach zu einer Gewohnheit und Bestätigung im Guten gebracht haben,*) wenn sie selbige eine Zeitlang fortgesetzet hätten. Allein sie hielten selbige nicht aus. Ein Theil an- derer vernünftiger Geschöpfe, von deren Daseyn uns die Schrift Nachricht giebet, nämlich gewisse Schaaren der Engel wa- ren schon vorher aus der Ordnung getre- ten, in welche sie Gott gesetzet, und hatten sich unseeligen Leidenschaften überlassen, und suchten andere zu einer ähnlichen Un- ordnung zu verführen. Es ist dieses die Arth lasterhafter Geister. Sie geben sich die grösseste Mühe, andere sich ähnlich zu machen, theils um ihre Gesellschaft zu ver- mehren, theils den ihnen unleidlichen Vor-
wurf
*) Es ist dieses in der sechsten Betrachtung weitläuftiger ausgeführet.
der andern und von einem Grad derſelben zu dem andern fortgehen mußten, ſo hatte Gott den Baum des Erkaͤnntniſſes Gutes und Boͤſes gepflanzet und ihnen von deſſen reize[nd]en Frucht zu eſſen verbothen, damit er auf ſeiner Seite alles thun moͤchte, um den Menſchen zu gewoͤhnen, die Ober- herrſchaft Gottes zu erkennen, auf deſſen Wink allezeit zu ſehen und beſonders die Dinge nicht nach dem aͤuſſerlichen Schein zu beurtheilen und den ſinnlichen Begier- den nie die Herrſchaft zu uͤbergeben. Dieſe Uebung wuͤrde die Menſchen nach und nach zu einer Gewohnheit und Beſtaͤtigung im Guten gebracht haben,*) wenn ſie ſelbige eine Zeitlang fortgeſetzet haͤtten. Allein ſie hielten ſelbige nicht aus. Ein Theil an- derer vernuͤnftiger Geſchoͤpfe, von deren Daſeyn uns die Schrift Nachricht giebet, naͤmlich gewiſſe Schaaren der Engel wa- ren ſchon vorher aus der Ordnung getre- ten, in welche ſie Gott geſetzet, und hatten ſich unſeeligen Leidenſchaften uͤberlaſſen, und ſuchten andere zu einer aͤhnlichen Un- ordnung zu verfuͤhren. Es iſt dieſes die Arth laſterhafter Geiſter. Sie geben ſich die groͤſſeſte Muͤhe, andere ſich aͤhnlich zu machen, theils um ihre Geſellſchaft zu ver- mehren, theils den ihnen unleidlichen Vor-
wurf
*) Es iſt dieſes in der ſechſten Betrachtung weitlaͤuftiger ausgefuͤhret.
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der andern und von einem Grad derſelben
zu dem andern fortgehen mußten, ſo hatte
Gott den Baum des Erkaͤnntniſſes Gutes
und Boͤſes gepflanzet und ihnen von deſſen
reizenden Frucht zu eſſen verbothen, damit
er auf ſeiner Seite alles thun moͤchte, um
den Menſchen zu gewoͤhnen, die Ober-
herrſchaft Gottes zu erkennen, auf deſſen
Wink allezeit zu ſehen und beſonders die
Dinge nicht nach dem aͤuſſerlichen Schein
zu beurtheilen und den ſinnlichen Begier-
den nie die Herrſchaft zu uͤbergeben. Dieſe
Uebung wuͤrde die Menſchen nach und nach
zu einer Gewohnheit und Beſtaͤtigung im
Guten gebracht haben, *) wenn ſie ſelbige
eine Zeitlang fortgeſetzet haͤtten. Allein
ſie hielten ſelbige nicht aus. Ein Theil an-
derer vernuͤnftiger Geſchoͤpfe, von deren
Daſeyn uns die Schrift Nachricht giebet,
naͤmlich gewiſſe Schaaren der Engel wa-
ren ſchon vorher aus der Ordnung getre-
ten, in welche ſie Gott geſetzet, und hatten
ſich unſeeligen Leidenſchaften uͤberlaſſen,
und ſuchten andere zu einer aͤhnlichen Un-
ordnung zu verfuͤhren. Es iſt dieſes die
Arth laſterhafter Geiſter. Sie geben ſich
die groͤſſeſte Muͤhe, andere ſich aͤhnlich zu
machen, theils um ihre Geſellſchaft zu ver-
mehren, theils den ihnen unleidlichen Vor-
wurf
*) Es iſt dieſes in der ſechſten Betrachtung
weitlaͤuftiger ausgefuͤhret.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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