der ganzen menschlichen Gesellschaft billig heilig seyn müssen, Verzicht thun wollte. Jch kann auf meine Rechte nur Verzicht thun, wenn kein dritter, und das gemeine Beste nicht darunter leidet. Wenn ein Sohn seinen Vater schilt oder fluchet, wird es die Obrigkeit auch annehmen, wenn der Vater spricht: ich thue Verzicht auf mei- ne väterlichen Rechte? Eine weise Obrig- keit wird dieses wegen der bösen Folgen nicht thun. Es scheinet mir also der Satz noch feste zu stehen, daß Gott die Ehe ei- ner Mutter mit ihrem Sohne untersaget, weil dabey die heiligsten Pflichten in Ge- fahr kommen, die Kinder den Eltern schuldig sind, und ich meyne diese Ursache in den Worten deutlich zu finden: Decke die Blösse deiner Mutter nicht auf, es ist deine Mutter. Jch merke hierbey noch an, daß diejenigen, welche dafür halten, daß diese letzten Worte nur die Folge dieses Gesetzes aus dem vorhergehenden anzeigen, und weiter nichts ausdrucken sollten, als dieses: deine Mutter ist eine deiner näch- sten Verwandten, machen diesen wahr- haftig starken Ausdruck ungemein matt, und war es denn auch nöthig zu sagen, daß die Mutter eine der nächsten Bluts- freunde wäre?
§. 16.
Bey der Ehe eines Vaters mit seinerWarum die Ehe eines Vaters mit seiner Toch ter verbo- then? Tochter, treten die gar widrigen und har-
ten
der ganzen menſchlichen Geſellſchaft billig heilig ſeyn muͤſſen, Verzicht thun wollte. Jch kann auf meine Rechte nur Verzicht thun, wenn kein dritter, und das gemeine Beſte nicht darunter leidet. Wenn ein Sohn ſeinen Vater ſchilt oder fluchet, wird es die Obrigkeit auch annehmen, wenn der Vater ſpricht: ich thue Verzicht auf mei- ne vaͤterlichen Rechte? Eine weiſe Obrig- keit wird dieſes wegen der boͤſen Folgen nicht thun. Es ſcheinet mir alſo der Satz noch feſte zu ſtehen, daß Gott die Ehe ei- ner Mutter mit ihrem Sohne unterſaget, weil dabey die heiligſten Pflichten in Ge- fahr kommen, die Kinder den Eltern ſchuldig ſind, und ich meyne dieſe Urſache in den Worten deutlich zu finden: Decke die Bloͤſſe deiner Mutter nicht auf, es iſt deine Mutter. Jch merke hierbey noch an, daß diejenigen, welche dafuͤr halten, daß dieſe letzten Worte nur die Folge dieſes Geſetzes aus dem vorhergehenden anzeigen, und weiter nichts ausdrucken ſollten, als dieſes: deine Mutter iſt eine deiner naͤch- ſten Verwandten, machen dieſen wahr- haftig ſtarken Ausdruck ungemein matt, und war es denn auch noͤthig zu ſagen, daß die Mutter eine der naͤchſten Bluts- freunde waͤre?
§. 16.
Bey der Ehe eines Vaters mit ſeinerWarum die Ehe eines Vaters mit ſeiner Toch ter verbo- then? Tochter, treten die gar widrigen und har-
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der ganzen menſchlichen Geſellſchaft billig
heilig ſeyn muͤſſen, Verzicht thun wollte.
Jch kann auf meine Rechte nur Verzicht
thun, wenn kein dritter, und das gemeine
Beſte nicht darunter leidet. Wenn ein
Sohn ſeinen Vater ſchilt oder fluchet, wird
es die Obrigkeit auch annehmen, wenn der
Vater ſpricht: ich thue Verzicht auf mei-
ne vaͤterlichen Rechte? Eine weiſe Obrig-
keit wird dieſes wegen der boͤſen Folgen
nicht thun. Es ſcheinet mir alſo der Satz
noch feſte zu ſtehen, daß Gott die Ehe ei-
ner Mutter mit ihrem Sohne unterſaget,
weil dabey die heiligſten Pflichten in Ge-
fahr kommen, die Kinder den Eltern
ſchuldig ſind, und ich meyne dieſe Urſache
in den Worten deutlich zu finden: Decke
die Bloͤſſe deiner Mutter nicht auf, es iſt
deine Mutter. Jch merke hierbey noch
an, daß diejenigen, welche dafuͤr halten,
daß dieſe letzten Worte nur die Folge dieſes
Geſetzes aus dem vorhergehenden anzeigen,
und weiter nichts ausdrucken ſollten, als
dieſes: deine Mutter iſt eine deiner naͤch-
ſten Verwandten, machen dieſen wahr-
haftig ſtarken Ausdruck ungemein matt,
und war es denn auch noͤthig zu ſagen,
daß die Mutter eine der naͤchſten Bluts-
freunde waͤre?
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Bey der Ehe eines Vaters mit ſeiner
Tochter, treten die gar widrigen und har-
ten
Warum die
Ehe eines
Vaters mit
ſeiner Toch
ter verbo-
then?
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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