Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

es werde der Großmutter unangenehm seyn.
Jngleichen zeiget man damit an, daß et-
was sehr widrige Folgen haben werde.
Es geschiehet dieses in folgenden und ähn-
lichen Fällen. Wenn ich zum Exempel
zu jemanden, der Obst mausen will, spre-
che: steige nicht in des Fürsten Garten, es
ist der Garte des Fürsten; so will ich ihm
zu Gemüthe führen, er werde hart gestra-
fet werden. Es wird auch damit ausge-
druckt, daß etwas unanständig sey. Wenn
ich zu einem erwachsenen Sohne, der sich
zu einem gewissen Behuf entblössen will,
sage: entblösse dich nicht vor dem Ange-
sichte deiner Mutter, es ist deine Mutter,
so gebe ich damit zu verstehen, es sey der-
gleichen unanständig und guten Sitten zu-
wider. Jn derjenigen Verbindung, in
welcher das Gesetz saget: du sollst deines
Vaters Frauen Blösse nicht aufdecken,
denn es ist deines Vaters Blösse, verstehe
ich diese letzten Worte also. Es ist unan-
ständig und gegen gute Sitten, daß ein
Sohn eben derjenigen beywohne, welcher
der Vater beygewohnet hat, indem die
Ehrerbietung, die du deinem Vater und
deiner Stiefmutter schuldig bist, eine ehe-
liche Gemeinschaft nicht zulässet. Es wür-
de dieses auch von sehr widrigen Folgen
seyn: darum sollst du sie gar nicht ehelichen
können. Welches sind aber diese widrigen
Folgen? Wäre diese Art von Ehen nicht

unter-
A a 2

es werde der Großmutter unangenehm ſeyn.
Jngleichen zeiget man damit an, daß et-
was ſehr widrige Folgen haben werde.
Es geſchiehet dieſes in folgenden und aͤhn-
lichen Faͤllen. Wenn ich zum Exempel
zu jemanden, der Obſt mauſen will, ſpre-
che: ſteige nicht in des Fuͤrſten Garten, es
iſt der Garte des Fuͤrſten; ſo will ich ihm
zu Gemuͤthe fuͤhren, er werde hart geſtra-
fet werden. Es wird auch damit ausge-
druckt, daß etwas unanſtaͤndig ſey. Wenn
ich zu einem erwachſenen Sohne, der ſich
zu einem gewiſſen Behuf entbloͤſſen will,
ſage: entbloͤſſe dich nicht vor dem Ange-
ſichte deiner Mutter, es iſt deine Mutter,
ſo gebe ich damit zu verſtehen, es ſey der-
gleichen unanſtaͤndig und guten Sitten zu-
wider. Jn derjenigen Verbindung, in
welcher das Geſetz ſaget: du ſollſt deines
Vaters Frauen Bloͤſſe nicht aufdecken,
denn es iſt deines Vaters Bloͤſſe, verſtehe
ich dieſe letzten Worte alſo. Es iſt unan-
ſtaͤndig und gegen gute Sitten, daß ein
Sohn eben derjenigen beywohne, welcher
der Vater beygewohnet hat, indem die
Ehrerbietung, die du deinem Vater und
deiner Stiefmutter ſchuldig biſt, eine ehe-
liche Gemeinſchaft nicht zulaͤſſet. Es wuͤr-
de dieſes auch von ſehr widrigen Folgen
ſeyn: darum ſollſt du ſie gar nicht ehelichen
koͤnnen. Welches ſind aber dieſe widrigen
Folgen? Waͤre dieſe Art von Ehen nicht

unter-
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0391" n="371"/>
es werde der Großmutter unangenehm &#x017F;eyn.<lb/>
Jngleichen zeiget man damit an, daß et-<lb/>
was &#x017F;ehr widrige Folgen haben werde.<lb/>
Es ge&#x017F;chiehet die&#x017F;es in folgenden und a&#x0364;hn-<lb/>
lichen Fa&#x0364;llen. Wenn ich zum Exempel<lb/>
zu jemanden, der Ob&#x017F;t mau&#x017F;en will, &#x017F;pre-<lb/>
che: &#x017F;teige nicht in des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Garten, es<lb/>
i&#x017F;t der Garte des Fu&#x0364;r&#x017F;ten; &#x017F;o will ich ihm<lb/>
zu Gemu&#x0364;the fu&#x0364;hren, er werde hart ge&#x017F;tra-<lb/>
fet werden. Es wird auch damit ausge-<lb/>
druckt, daß etwas unan&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ey. Wenn<lb/>
ich zu einem erwach&#x017F;enen Sohne, der &#x017F;ich<lb/>
zu einem gewi&#x017F;&#x017F;en Behuf entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;en will,<lb/>
&#x017F;age: entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e dich nicht vor dem Ange-<lb/>
&#x017F;ichte deiner Mutter, es i&#x017F;t deine Mutter,<lb/>
&#x017F;o gebe ich damit zu ver&#x017F;tehen, es &#x017F;ey der-<lb/>
gleichen unan&#x017F;ta&#x0364;ndig und guten Sitten zu-<lb/>
wider. Jn derjenigen Verbindung, in<lb/>
welcher das Ge&#x017F;etz &#x017F;aget: du &#x017F;oll&#x017F;t deines<lb/>
Vaters Frauen Blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht aufdecken,<lb/>
denn es i&#x017F;t deines Vaters Blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, ver&#x017F;tehe<lb/>
ich die&#x017F;e letzten Worte al&#x017F;o. Es i&#x017F;t unan-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig und gegen gute Sitten, daß ein<lb/>
Sohn eben derjenigen beywohne, welcher<lb/>
der Vater beygewohnet hat, indem die<lb/>
Ehrerbietung, die du deinem Vater und<lb/>
deiner Stiefmutter &#x017F;chuldig bi&#x017F;t, eine ehe-<lb/>
liche Gemein&#x017F;chaft nicht zula&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Es wu&#x0364;r-<lb/>
de die&#x017F;es auch von &#x017F;ehr widrigen Folgen<lb/>
&#x017F;eyn: darum &#x017F;oll&#x017F;t du &#x017F;ie gar nicht ehelichen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Welches &#x017F;ind aber die&#x017F;e widrigen<lb/>
Folgen? Wa&#x0364;re die&#x017F;e Art von Ehen nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">unter-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0391] es werde der Großmutter unangenehm ſeyn. Jngleichen zeiget man damit an, daß et- was ſehr widrige Folgen haben werde. Es geſchiehet dieſes in folgenden und aͤhn- lichen Faͤllen. Wenn ich zum Exempel zu jemanden, der Obſt mauſen will, ſpre- che: ſteige nicht in des Fuͤrſten Garten, es iſt der Garte des Fuͤrſten; ſo will ich ihm zu Gemuͤthe fuͤhren, er werde hart geſtra- fet werden. Es wird auch damit ausge- druckt, daß etwas unanſtaͤndig ſey. Wenn ich zu einem erwachſenen Sohne, der ſich zu einem gewiſſen Behuf entbloͤſſen will, ſage: entbloͤſſe dich nicht vor dem Ange- ſichte deiner Mutter, es iſt deine Mutter, ſo gebe ich damit zu verſtehen, es ſey der- gleichen unanſtaͤndig und guten Sitten zu- wider. Jn derjenigen Verbindung, in welcher das Geſetz ſaget: du ſollſt deines Vaters Frauen Bloͤſſe nicht aufdecken, denn es iſt deines Vaters Bloͤſſe, verſtehe ich dieſe letzten Worte alſo. Es iſt unan- ſtaͤndig und gegen gute Sitten, daß ein Sohn eben derjenigen beywohne, welcher der Vater beygewohnet hat, indem die Ehrerbietung, die du deinem Vater und deiner Stiefmutter ſchuldig biſt, eine ehe- liche Gemeinſchaft nicht zulaͤſſet. Es wuͤr- de dieſes auch von ſehr widrigen Folgen ſeyn: darum ſollſt du ſie gar nicht ehelichen koͤnnen. Welches ſind aber dieſe widrigen Folgen? Waͤre dieſe Art von Ehen nicht unter- A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/391
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/391>, abgerufen am 22.11.2024.