es werde der Großmutter unangenehm seyn. Jngleichen zeiget man damit an, daß et- was sehr widrige Folgen haben werde. Es geschiehet dieses in folgenden und ähn- lichen Fällen. Wenn ich zum Exempel zu jemanden, der Obst mausen will, spre- che: steige nicht in des Fürsten Garten, es ist der Garte des Fürsten; so will ich ihm zu Gemüthe führen, er werde hart gestra- fet werden. Es wird auch damit ausge- druckt, daß etwas unanständig sey. Wenn ich zu einem erwachsenen Sohne, der sich zu einem gewissen Behuf entblössen will, sage: entblösse dich nicht vor dem Ange- sichte deiner Mutter, es ist deine Mutter, so gebe ich damit zu verstehen, es sey der- gleichen unanständig und guten Sitten zu- wider. Jn derjenigen Verbindung, in welcher das Gesetz saget: du sollst deines Vaters Frauen Blösse nicht aufdecken, denn es ist deines Vaters Blösse, verstehe ich diese letzten Worte also. Es ist unan- ständig und gegen gute Sitten, daß ein Sohn eben derjenigen beywohne, welcher der Vater beygewohnet hat, indem die Ehrerbietung, die du deinem Vater und deiner Stiefmutter schuldig bist, eine ehe- liche Gemeinschaft nicht zulässet. Es wür- de dieses auch von sehr widrigen Folgen seyn: darum sollst du sie gar nicht ehelichen können. Welches sind aber diese widrigen Folgen? Wäre diese Art von Ehen nicht
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es werde der Großmutter unangenehm ſeyn. Jngleichen zeiget man damit an, daß et- was ſehr widrige Folgen haben werde. Es geſchiehet dieſes in folgenden und aͤhn- lichen Faͤllen. Wenn ich zum Exempel zu jemanden, der Obſt mauſen will, ſpre- che: ſteige nicht in des Fuͤrſten Garten, es iſt der Garte des Fuͤrſten; ſo will ich ihm zu Gemuͤthe fuͤhren, er werde hart geſtra- fet werden. Es wird auch damit ausge- druckt, daß etwas unanſtaͤndig ſey. Wenn ich zu einem erwachſenen Sohne, der ſich zu einem gewiſſen Behuf entbloͤſſen will, ſage: entbloͤſſe dich nicht vor dem Ange- ſichte deiner Mutter, es iſt deine Mutter, ſo gebe ich damit zu verſtehen, es ſey der- gleichen unanſtaͤndig und guten Sitten zu- wider. Jn derjenigen Verbindung, in welcher das Geſetz ſaget: du ſollſt deines Vaters Frauen Bloͤſſe nicht aufdecken, denn es iſt deines Vaters Bloͤſſe, verſtehe ich dieſe letzten Worte alſo. Es iſt unan- ſtaͤndig und gegen gute Sitten, daß ein Sohn eben derjenigen beywohne, welcher der Vater beygewohnet hat, indem die Ehrerbietung, die du deinem Vater und deiner Stiefmutter ſchuldig biſt, eine ehe- liche Gemeinſchaft nicht zulaͤſſet. Es wuͤr- de dieſes auch von ſehr widrigen Folgen ſeyn: darum ſollſt du ſie gar nicht ehelichen koͤnnen. Welches ſind aber dieſe widrigen Folgen? Waͤre dieſe Art von Ehen nicht
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es werde der Großmutter unangenehm ſeyn.
Jngleichen zeiget man damit an, daß et-
was ſehr widrige Folgen haben werde.
Es geſchiehet dieſes in folgenden und aͤhn-
lichen Faͤllen. Wenn ich zum Exempel
zu jemanden, der Obſt mauſen will, ſpre-
che: ſteige nicht in des Fuͤrſten Garten, es
iſt der Garte des Fuͤrſten; ſo will ich ihm
zu Gemuͤthe fuͤhren, er werde hart geſtra-
fet werden. Es wird auch damit ausge-
druckt, daß etwas unanſtaͤndig ſey. Wenn
ich zu einem erwachſenen Sohne, der ſich
zu einem gewiſſen Behuf entbloͤſſen will,
ſage: entbloͤſſe dich nicht vor dem Ange-
ſichte deiner Mutter, es iſt deine Mutter,
ſo gebe ich damit zu verſtehen, es ſey der-
gleichen unanſtaͤndig und guten Sitten zu-
wider. Jn derjenigen Verbindung, in
welcher das Geſetz ſaget: du ſollſt deines
Vaters Frauen Bloͤſſe nicht aufdecken,
denn es iſt deines Vaters Bloͤſſe, verſtehe
ich dieſe letzten Worte alſo. Es iſt unan-
ſtaͤndig und gegen gute Sitten, daß ein
Sohn eben derjenigen beywohne, welcher
der Vater beygewohnet hat, indem die
Ehrerbietung, die du deinem Vater und
deiner Stiefmutter ſchuldig biſt, eine ehe-
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de dieſes auch von ſehr widrigen Folgen
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/391>, abgerufen am 22.11.2024.
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