allen Dingen nöthig, daß sie Gott und ihre Abhängigkeit von demselben erkenne- ten und ein ehrerbietiges und liebreiches Andenken an denselben ihre Handlungen regierete. Ferner war höchst nöthig, den Menschen in einer demüthigen Erkänntniß seiner Sünde und in einer heiligen Furcht Gottes, zugleich aber auch in einem geneig- ten und freudigen Zutrauen zu ihm zu er- halten, und sie auf solche Arth von der Sünde zu einer tugendhaften Gesinnung zu führen. Zu diesem Ende ordnete Gott unter andern die Dank- und Sünd-Opfer. Die ersten sollten die Menschen erinnern, daß alles Gute, so sie genössen, Gnaden- Geschenke Gottes wären, und sie in eine liebreiche Erkänntlichkeit gegen den höchsten Wohlthäter setzen. Die Sünd-Opfer aber sollten sie auf die Betrachtung ihrer Sünde führen, und der Tod des Opfer- Viehes sollte ihnen andeuten, daß sie we- gen der Sünde des Todes schuldig, und sollte zugleich ein Bild des künftigen voll- kommenern Opfers des Heilandes aller Welt abgeben.*) Die wichtige Ursache, warum Gott anfänglich einen so gar sinn- lichen Gottesdienst geordnet, wird derje- nige leicht errathen, der sich die ersten Men- schen nach ihren wahren Umständen vor-
stellet.
*) Hebr. Cap. 10. v. 3. Cap. 9. v. 9. Cap. 10. v. 1.
allen Dingen noͤthig, daß ſie Gott und ihre Abhaͤngigkeit von demſelben erkenne- ten und ein ehrerbietiges und liebreiches Andenken an denſelben ihre Handlungen regierete. Ferner war hoͤchſt noͤthig, den Menſchen in einer demuͤthigen Erkaͤnntniß ſeiner Suͤnde und in einer heiligen Furcht Gottes, zugleich aber auch in einem geneig- ten und freudigen Zutrauen zu ihm zu er- halten, und ſie auf ſolche Arth von der Suͤnde zu einer tugendhaften Geſinnung zu fuͤhren. Zu dieſem Ende ordnete Gott unter andern die Dank- und Suͤnd-Opfer. Die erſten ſollten die Menſchen erinnern, daß alles Gute, ſo ſie genoͤſſen, Gnaden- Geſchenke Gottes waͤren, und ſie in eine liebreiche Erkaͤnntlichkeit gegen den hoͤchſten Wohlthaͤter ſetzen. Die Suͤnd-Opfer aber ſollten ſie auf die Betrachtung ihrer Suͤnde fuͤhren, und der Tod des Opfer- Viehes ſollte ihnen andeuten, daß ſie we- gen der Suͤnde des Todes ſchuldig, und ſollte zugleich ein Bild des kuͤnftigen voll- kommenern Opfers des Heilandes aller Welt abgeben.*) Die wichtige Urſache, warum Gott anfaͤnglich einen ſo gar ſinn- lichen Gottesdienſt geordnet, wird derje- nige leicht errathen, der ſich die erſten Men- ſchen nach ihren wahren Umſtaͤnden vor-
ſtellet.
*) Hebr. Cap. 10. v. 3. Cap. 9. v. 9. Cap. 10. v. 1.
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allen Dingen noͤthig, daß ſie Gott und
ihre Abhaͤngigkeit von demſelben erkenne-
ten und ein ehrerbietiges und liebreiches
Andenken an denſelben ihre Handlungen
regierete. Ferner war hoͤchſt noͤthig, den
Menſchen in einer demuͤthigen Erkaͤnntniß
ſeiner Suͤnde und in einer heiligen Furcht
Gottes, zugleich aber auch in einem geneig-
ten und freudigen Zutrauen zu ihm zu er-
halten, und ſie auf ſolche Arth von der
Suͤnde zu einer tugendhaften Geſinnung
zu fuͤhren. Zu dieſem Ende ordnete Gott
unter andern die Dank- und Suͤnd-Opfer.
Die erſten ſollten die Menſchen erinnern,
daß alles Gute, ſo ſie genoͤſſen, Gnaden-
Geſchenke Gottes waͤren, und ſie in eine
liebreiche Erkaͤnntlichkeit gegen den hoͤchſten
Wohlthaͤter ſetzen. Die Suͤnd-Opfer
aber ſollten ſie auf die Betrachtung ihrer
Suͤnde fuͤhren, und der Tod des Opfer-
Viehes ſollte ihnen andeuten, daß ſie we-
gen der Suͤnde des Todes ſchuldig, und
ſollte zugleich ein Bild des kuͤnftigen voll-
kommenern Opfers des Heilandes aller
Welt abgeben. *) Die wichtige Urſache,
warum Gott anfaͤnglich einen ſo gar ſinn-
lichen Gottesdienſt geordnet, wird derje-
nige leicht errathen, der ſich die erſten Men-
ſchen nach ihren wahren Umſtaͤnden vor-
ſtellet.
*) Hebr. Cap. 10. v. 3. Cap. 9. v. 9. Cap. 10.
v. 1.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/40>, abgerufen am 27.07.2024.
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