ter Bruder konnte ihn doch leichter ver- hindern, als des Vaters Bruder. De- rowegen verboth Gott auf die weiseste Art die Ehe mit des Vatern Bruders Frau ganz und gar, mit der Frau des Bruders der Mutter aber nicht.
§. 26.
Göttliche Weisheit in seinen Ehe- gesetzen.
Nachdem ich schon so weitläuftig ge- zeiget, was für Ursachen die Verbothe der Ehen zwischen diesen oder jenen nahen Ver- wandten entweder nothwendig oder doch heilsam gemacht, wird es unnöthig seyn, mich bey den Ursachen aufzuhalten, warum Gott die Ehen mit einer Schwiegertochter, Stieftochter und Schwiegermutter verbo- then. Sie sind aus dem vorhergehenden so leicht abzunehmen, daß die Anführung derselben eine blosse Wiederholung des schon mehrmals gesagten seyn würde. An dessen statt will dieses bemerklich ma- chen. Wie gar abgemessen sind die be- trachteten Ehegesetze, theils nach den all- gemeinen Umständen des menschlichen Ge- schlechts, theils nach der besondern Ver- fassung des Jsraelitischen Volkes? Der Weiseste schränket Freyheiten ein, die gar zu leicht das Wol und Vergnügen der Fa- milien stöhren könnten. Wo aber dieses entweder gar nicht, oder wenigstens nicht leicht in Gefahr kommet, da lässet er dem
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ter Bruder konnte ihn doch leichter ver- hindern, als des Vaters Bruder. De- rowegen verboth Gott auf die weiſeſte Art die Ehe mit des Vatern Bruders Frau ganz und gar, mit der Frau des Bruders der Mutter aber nicht.
§. 26.
Goͤttliche Weisheit in ſeinen Ehe- geſetzen.
Nachdem ich ſchon ſo weitlaͤuftig ge- zeiget, was fuͤr Urſachen die Verbothe der Ehen zwiſchen dieſen oder jenen nahen Ver- wandten entweder nothwendig oder doch heilſam gemacht, wird es unnoͤthig ſeyn, mich bey den Urſachen aufzuhalten, warum Gott die Ehen mit einer Schwiegertochter, Stieftochter und Schwiegermutter verbo- then. Sie ſind aus dem vorhergehenden ſo leicht abzunehmen, daß die Anfuͤhrung derſelben eine bloſſe Wiederholung des ſchon mehrmals geſagten ſeyn wuͤrde. An deſſen ſtatt will dieſes bemerklich ma- chen. Wie gar abgemeſſen ſind die be- trachteten Ehegeſetze, theils nach den all- gemeinen Umſtaͤnden des menſchlichen Ge- ſchlechts, theils nach der beſondern Ver- faſſung des Jſraelitiſchen Volkes? Der Weiſeſte ſchraͤnket Freyheiten ein, die gar zu leicht das Wol und Vergnuͤgen der Fa- milien ſtoͤhren koͤnnten. Wo aber dieſes entweder gar nicht, oder wenigſtens nicht leicht in Gefahr kommet, da laͤſſet er dem
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ter Bruder konnte ihn doch leichter ver-
hindern, als des Vaters Bruder. De-
rowegen verboth Gott auf die weiſeſte Art
die Ehe mit des Vatern Bruders Frau
ganz und gar, mit der Frau des Bruders
der Mutter aber nicht.
§. 26.
Nachdem ich ſchon ſo weitlaͤuftig ge-
zeiget, was fuͤr Urſachen die Verbothe der
Ehen zwiſchen dieſen oder jenen nahen Ver-
wandten entweder nothwendig oder doch
heilſam gemacht, wird es unnoͤthig ſeyn,
mich bey den Urſachen aufzuhalten, warum
Gott die Ehen mit einer Schwiegertochter,
Stieftochter und Schwiegermutter verbo-
then. Sie ſind aus dem vorhergehenden
ſo leicht abzunehmen, daß die Anfuͤhrung
derſelben eine bloſſe Wiederholung des
ſchon mehrmals geſagten ſeyn wuͤrde.
An deſſen ſtatt will dieſes bemerklich ma-
chen. Wie gar abgemeſſen ſind die be-
trachteten Ehegeſetze, theils nach den all-
gemeinen Umſtaͤnden des menſchlichen Ge-
ſchlechts, theils nach der beſondern Ver-
faſſung des Jſraelitiſchen Volkes? Der
Weiſeſte ſchraͤnket Freyheiten ein, die gar
zu leicht das Wol und Vergnuͤgen der Fa-
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leicht in Gefahr kommet, da laͤſſet er dem
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/406>, abgerufen am 22.11.2024.
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