sprache betrogen werden; so lange man den Kindern die Sprachmutter raubt, und ihnen eine fremde Sprachamme gewaltsam aufdringt. Die Geschmacklosigkeit und die Unklarheit neuer Schriftsteller entstehen aus meindeutscher Volksvergessenheit. Kolbe, ein wackerer Käm- pfer, hat die urkundlichen Beweise geliefert, in seinen Schriften: Über Wortmengerei. 2te ver- mehrte Auflage. Leipzig bei Reklam 1812. (2 Thaler 12 gr.) -- Abgerissene Bemerkungen über Sprache. Ein Nachtrag zu der Schrift: Über Wortmengerei, Leipzig bei Fleischer 1813 (20 gr.) -- Noch ein Wort über Sprachein- heit. Berlin. Realschulbuchhandlung. 1815 (12 gr.). Die Vielspracherei ist der Sünden- pfuhl, woraus aller Büchernebel dunstet. Was Einer Sprache recht bleibt, ist der andern -- und der eigenen zumal, auch wohl billig. Was eine lebendige Sprache um Leib und Leben bringt, sollte man ihr doch nicht zu Leide thun. Nimmermehr wird die Deutsche Sprache eine Mangsprache werden. Noch immer behauptet sie im siegreichen Kriege ihr Urrecht als Urspra- che. Ihr ist Wortmengerei -- Armuth, Rein-
heit
ſprache betrogen werden; ſo lange man den Kindern die Sprachmutter raubt, und ihnen eine fremde Sprachamme gewaltſam aufdringt. Die Geſchmackloſigkeit und die Unklarheit neuer Schriftſteller entſtehen aus meindeutſcher Volksvergeſſenheit. Kolbe, ein wackerer Käm- pfer, hat die urkundlichen Beweiſe geliefert, in ſeinen Schriften: Über Wortmengerei. 2te ver- mehrte Auflage. Leipzig bei Reklam 1812. (2 Thaler 12 gr.) — Abgeriſſene Bemerkungen über Sprache. Ein Nachtrag zu der Schrift: Über Wortmengerei, Leipzig bei Fleiſcher 1813 (20 gr.) — Noch ein Wort über Sprachein- heit. Berlin. Realſchulbuchhandlung. 1815 (12 gr.). Die Vielſpracherei iſt der Sünden- pfuhl, woraus aller Büchernebel dunſtet. Was Einer Sprache recht bleibt, iſt der andern — und der eigenen zumal, auch wohl billig. Was eine lebendige Sprache um Leib und Leben bringt, ſollte man ihr doch nicht zu Leide thun. Nimmermehr wird die Deutſche Sprache eine Mangſprache werden. Noch immer behauptet ſie im ſiegreichen Kriege ihr Urrecht als Urſpra- che. Ihr iſt Wortmengerei — Armuth, Rein-
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[XXI/0027]
ſprache betrogen werden; ſo lange man den
Kindern die Sprachmutter raubt, und ihnen
eine fremde Sprachamme gewaltſam aufdringt.
Die Geſchmackloſigkeit und die Unklarheit neuer
Schriftſteller entſtehen aus meindeutſcher
Volksvergeſſenheit. Kolbe, ein wackerer Käm-
pfer, hat die urkundlichen Beweiſe geliefert, in
ſeinen Schriften: Über Wortmengerei. 2te ver-
mehrte Auflage. Leipzig bei Reklam 1812.
(2 Thaler 12 gr.) — Abgeriſſene Bemerkungen
über Sprache. Ein Nachtrag zu der Schrift:
Über Wortmengerei, Leipzig bei Fleiſcher 1813
(20 gr.) — Noch ein Wort über Sprachein-
heit. Berlin. Realſchulbuchhandlung. 1815
(12 gr.). Die Vielſpracherei iſt der Sünden-
pfuhl, woraus aller Büchernebel dunſtet. Was
Einer Sprache recht bleibt, iſt der andern —
und der eigenen zumal, auch wohl billig. Was
eine lebendige Sprache um Leib und Leben
bringt, ſollte man ihr doch nicht zu Leide thun.
Nimmermehr wird die Deutſche Sprache eine
Mangſprache werden. Noch immer behauptet
ſie im ſiegreichen Kriege ihr Urrecht als Urſpra-
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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/27>, abgerufen am 24.11.2024.
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