Der Turnplatz ist kein Drillort, und kann also nicht von Schulsteifheit starren. Bei den Übungen selbst darf ausdrücklich nichts anders von den Turnern gesprochen werden, als was zur Sache gehört. Dafür muß aber natürlich jeder Turnplatz einen der Größe der Turnan- stalt angemessenen Tie haben. Der Tie ist Versamm- lung-, Erhohlung-, Unterhaltung- und Gesellschafts- Platz. Schattenbäume müssen ihn umgeben. In der Mitte muß eine etwas erhabene Dingstatt sein, und ein Dingbaum, woran an einem schwarzen Brette die Turngesetze und andere Dinge zu lesen. Von der Ding- statt herab wird den Turnern das Nöthige bekannt gemacht. Hier werden die neuen Turner eingeschrieben, und die etwanigen Händel geschlichtet. Hier sind die Anzeigetafeln von verlornen und gefundenen Sachen. Hier hangen die Gesetze. Hier ist das Tagebuch. Hier ist die Glocke oder ein ähnliches Werkzeug, womit man die Turner zusammenruft.
Auf dem Tie stehen Bänke zur Bequemlichkeit der Turner, wo sich die eben Angekommenen ausruhen, die Turnmüden erholen und die Freunde gegenseitig etwas mittheilen können. Hier werden mancherlei Geschäfte abgemacht. Hier ist fröhliches Gespräch, munterer Scherz, jugendlicher Witz und Gesang. Hier einzig und allein
darf
Tie.
Der Turnplatz iſt kein Drillort, und kann alſo nicht von Schulſteifheit ſtarren. Bei den Übungen ſelbſt darf ausdrücklich nichts anders von den Turnern geſprochen werden, als was zur Sache gehört. Dafür muß aber natürlich jeder Turnplatz einen der Größe der Turnan- ſtalt angemeſſenen Tie haben. Der Tie iſt Verſamm- lung-, Erhohlung-, Unterhaltung- und Geſellſchafts- Platz. Schattenbäume müſſen ihn umgeben. In der Mitte muß eine etwas erhabene Dingſtatt ſein, und ein Dingbaum, woran an einem ſchwarzen Brette die Turngeſetze und andere Dinge zu leſen. Von der Ding- ſtatt herab wird den Turnern das Nöthige bekannt gemacht. Hier werden die neuen Turner eingeſchrieben, und die etwanigen Händel geſchlichtet. Hier ſind die Anzeigetafeln von verlornen und gefundenen Sachen. Hier hangen die Geſetze. Hier iſt das Tagebuch. Hier iſt die Glocke oder ein ähnliches Werkzeug, womit man die Turner zuſammenruft.
Auf dem Tie ſtehen Bänke zur Bequemlichkeit der Turner, wo ſich die eben Angekommenen ausruhen, die Turnmüden erholen und die Freunde gegenſeitig etwas mittheilen können. Hier werden mancherlei Geſchäfte abgemacht. Hier iſt fröhliches Geſpräch, munterer Scherz, jugendlicher Witz und Geſang. Hier einzig und allein
darf
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Tie.
Der Turnplatz iſt kein Drillort, und kann alſo nicht
von Schulſteifheit ſtarren. Bei den Übungen ſelbſt darf
ausdrücklich nichts anders von den Turnern geſprochen
werden, als was zur Sache gehört. Dafür muß aber
natürlich jeder Turnplatz einen der Größe der Turnan-
ſtalt angemeſſenen Tie haben. Der Tie iſt Verſamm-
lung-, Erhohlung-, Unterhaltung- und Geſellſchafts-
Platz. Schattenbäume müſſen ihn umgeben. In der
Mitte muß eine etwas erhabene Dingſtatt ſein, und
ein Dingbaum, woran an einem ſchwarzen Brette die
Turngeſetze und andere Dinge zu leſen. Von der Ding-
ſtatt herab wird den Turnern das Nöthige bekannt
gemacht. Hier werden die neuen Turner eingeſchrieben,
und die etwanigen Händel geſchlichtet. Hier ſind die
Anzeigetafeln von verlornen und gefundenen Sachen.
Hier hangen die Geſetze. Hier iſt das Tagebuch. Hier
iſt die Glocke oder ein ähnliches Werkzeug, womit man
die Turner zuſammenruft.
Auf dem Tie ſtehen Bänke zur Bequemlichkeit der
Turner, wo ſich die eben Angekommenen ausruhen, die
Turnmüden erholen und die Freunde gegenſeitig etwas
mittheilen können. Hier werden mancherlei Geſchäfte
abgemacht. Hier iſt fröhliches Geſpräch, munterer Scherz,
jugendlicher Witz und Geſang. Hier einzig und allein
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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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