Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Tie.

Der Turnplatz ist kein Drillort, und kann also nicht
von Schulsteifheit starren. Bei den Übungen selbst darf
ausdrücklich nichts anders von den Turnern gesprochen
werden, als was zur Sache gehört. Dafür muß aber
natürlich jeder Turnplatz einen der Größe der Turnan-
stalt angemessenen Tie haben. Der Tie ist Versamm-
lung-, Erhohlung-, Unterhaltung- und Gesellschafts-
Platz. Schattenbäume müssen ihn umgeben. In der
Mitte muß eine etwas erhabene Dingstatt sein, und
ein Dingbaum, woran an einem schwarzen Brette die
Turngesetze und andere Dinge zu lesen. Von der Ding-
statt herab wird den Turnern das Nöthige bekannt
gemacht. Hier werden die neuen Turner eingeschrieben,
und die etwanigen Händel geschlichtet. Hier sind die
Anzeigetafeln von verlornen und gefundenen Sachen.
Hier hangen die Gesetze. Hier ist das Tagebuch. Hier
ist die Glocke oder ein ähnliches Werkzeug, womit man
die Turner zusammenruft.

Auf dem Tie stehen Bänke zur Bequemlichkeit der
Turner, wo sich die eben Angekommenen ausruhen, die
Turnmüden erholen und die Freunde gegenseitig etwas
mittheilen können. Hier werden mancherlei Geschäfte
abgemacht. Hier ist fröhliches Gespräch, munterer Scherz,
jugendlicher Witz und Gesang. Hier einzig und allein

darf
Tie.

Der Turnplatz iſt kein Drillort, und kann alſo nicht
von Schulſteifheit ſtarren. Bei den Übungen ſelbſt darf
ausdrücklich nichts anders von den Turnern geſprochen
werden, als was zur Sache gehört. Dafür muß aber
natürlich jeder Turnplatz einen der Größe der Turnan-
ſtalt angemeſſenen Tie haben. Der Tie iſt Verſamm-
lung-, Erhohlung-, Unterhaltung- und Geſellſchafts-
Platz. Schattenbäume müſſen ihn umgeben. In der
Mitte muß eine etwas erhabene Dingſtatt ſein, und
ein Dingbaum, woran an einem ſchwarzen Brette die
Turngeſetze und andere Dinge zu leſen. Von der Ding-
ſtatt herab wird den Turnern das Nöthige bekannt
gemacht. Hier werden die neuen Turner eingeſchrieben,
und die etwanigen Händel geſchlichtet. Hier ſind die
Anzeigetafeln von verlornen und gefundenen Sachen.
Hier hangen die Geſetze. Hier iſt das Tagebuch. Hier
iſt die Glocke oder ein ähnliches Werkzeug, womit man
die Turner zuſammenruft.

Auf dem Tie ſtehen Bänke zur Bequemlichkeit der
Turner, wo ſich die eben Angekommenen ausruhen, die
Turnmüden erholen und die Freunde gegenſeitig etwas
mittheilen können. Hier werden mancherlei Geſchäfte
abgemacht. Hier iſt fröhliches Geſpräch, munterer Scherz,
jugendlicher Witz und Geſang. Hier einzig und allein

darf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0299" n="229"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Tie</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Turnplatz i&#x017F;t kein Drillort, und kann al&#x017F;o nicht<lb/>
von Schul&#x017F;teifheit &#x017F;tarren. Bei den Übungen &#x017F;elb&#x017F;t darf<lb/>
ausdrücklich nichts anders von den Turnern ge&#x017F;prochen<lb/>
werden, als was zur Sache gehört. Dafür muß aber<lb/>
natürlich jeder Turnplatz einen der Größe der Turnan-<lb/>
&#x017F;talt angeme&#x017F;&#x017F;enen <hi rendition="#g">Tie</hi> haben. Der <hi rendition="#g">Tie</hi> i&#x017F;t Ver&#x017F;amm-<lb/>
lung-, Erhohlung-, Unterhaltung- und Ge&#x017F;ell&#x017F;chafts-<lb/>
Platz. Schattenbäume mü&#x017F;&#x017F;en ihn umgeben. In der<lb/>
Mitte muß eine etwas erhabene <hi rendition="#g">Ding&#x017F;tatt</hi> &#x017F;ein, und<lb/>
ein <hi rendition="#g">Dingbaum</hi>, woran an einem &#x017F;chwarzen Brette die<lb/>
Turnge&#x017F;etze und andere Dinge zu le&#x017F;en. Von der Ding-<lb/>
&#x017F;tatt herab wird den Turnern das Nöthige bekannt<lb/>
gemacht. Hier werden die neuen Turner einge&#x017F;chrieben,<lb/>
und die etwanigen Händel ge&#x017F;chlichtet. Hier &#x017F;ind die<lb/>
Anzeigetafeln von verlornen und gefundenen Sachen.<lb/>
Hier hangen die Ge&#x017F;etze. Hier i&#x017F;t das Tagebuch. Hier<lb/>
i&#x017F;t die Glocke oder ein ähnliches Werkzeug, womit man<lb/>
die Turner zu&#x017F;ammenruft.</p><lb/>
            <p>Auf dem Tie &#x017F;tehen Bänke zur Bequemlichkeit der<lb/>
Turner, wo &#x017F;ich die eben Angekommenen ausruhen, die<lb/>
Turnmüden erholen und die Freunde gegen&#x017F;eitig etwas<lb/>
mittheilen können. Hier werden mancherlei Ge&#x017F;chäfte<lb/>
abgemacht. Hier i&#x017F;t fröhliches Ge&#x017F;präch, munterer Scherz,<lb/>
jugendlicher Witz und Ge&#x017F;ang. Hier einzig und allein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">darf</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0299] Tie. Der Turnplatz iſt kein Drillort, und kann alſo nicht von Schulſteifheit ſtarren. Bei den Übungen ſelbſt darf ausdrücklich nichts anders von den Turnern geſprochen werden, als was zur Sache gehört. Dafür muß aber natürlich jeder Turnplatz einen der Größe der Turnan- ſtalt angemeſſenen Tie haben. Der Tie iſt Verſamm- lung-, Erhohlung-, Unterhaltung- und Geſellſchafts- Platz. Schattenbäume müſſen ihn umgeben. In der Mitte muß eine etwas erhabene Dingſtatt ſein, und ein Dingbaum, woran an einem ſchwarzen Brette die Turngeſetze und andere Dinge zu leſen. Von der Ding- ſtatt herab wird den Turnern das Nöthige bekannt gemacht. Hier werden die neuen Turner eingeſchrieben, und die etwanigen Händel geſchlichtet. Hier ſind die Anzeigetafeln von verlornen und gefundenen Sachen. Hier hangen die Geſetze. Hier iſt das Tagebuch. Hier iſt die Glocke oder ein ähnliches Werkzeug, womit man die Turner zuſammenruft. Auf dem Tie ſtehen Bänke zur Bequemlichkeit der Turner, wo ſich die eben Angekommenen ausruhen, die Turnmüden erholen und die Freunde gegenſeitig etwas mittheilen können. Hier werden mancherlei Geſchäfte abgemacht. Hier iſt fröhliches Geſpräch, munterer Scherz, jugendlicher Witz und Geſang. Hier einzig und allein darf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/299
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/299>, abgerufen am 22.11.2024.