Reede (Siehe Seite 237), handeln (45), schweben und rennen. Nie wollte man der Sprache Gewalt anthun, wohl aber die Ur- rechte der Sprache aufrecht erhalten, und Selb- ständigkeit und wahre Sprachfreiheit von wälsch- süchtigen Meindeutschen zurückerkämpfen. Sprache ist Gemeingut der Sprachgenossen, das Sprachthum ist die Handveste; die Bilde- gesetze sind Gerechtsame, die jeder Einzelne wah- ren, schützen und schirmen muß. Die Sprach- gemeinde lebt auf uraltem Ganerbe, und darf ihr Traugut nicht verschulden, nicht verbösern, nicht verbilden, nicht aufgeben und verschleudern. Sie muß, was sie zu treuen Händen empfan- gen, als eisern überliefern, und urkräftig und nachhaltig hinterlassen.
Unbedenklich entlehnten wir alte Wörter aus den reingehaltenen Kunstsprachen. Rah, Nock und Rust sind seemännisch, Bühne ist bergmännisch, Holm ist zimmermännisch. Auch Ackerbau, Handwerk und Gewerbe sind vergli- chen. Selbst sogar die Kriegssprache ist benutzt, so sehr sie auch noch an den Franzosenmäh- lern der alten Niederlagen leidet. (Zu verglei-
chen
Reede (Siehe Seite 237), handeln (45), ſchweben und rennen. Nie wollte man der Sprache Gewalt anthun, wohl aber die Ur- rechte der Sprache aufrecht erhalten, und Selb- ſtändigkeit und wahre Sprachfreiheit von wälſch- ſüchtigen Meindeutſchen zurückerkämpfen. Sprache iſt Gemeingut der Sprachgenoſſen, das Sprachthum iſt die Handveſte; die Bilde- geſetze ſind Gerechtſame, die jeder Einzelne wah- ren, ſchützen und ſchirmen muß. Die Sprach- gemeinde lebt auf uraltem Ganerbe, und darf ihr Traugut nicht verſchulden, nicht verböſern, nicht verbilden, nicht aufgeben und verſchleudern. Sie muß, was ſie zu treuen Händen empfan- gen, als eiſern überliefern, und urkräftig und nachhaltig hinterlaſſen.
Unbedenklich entlehnten wir alte Wörter aus den reingehaltenen Kunſtſprachen. Rah, Nock und Ruſt ſind ſeemänniſch, Bühne iſt bergmänniſch, Holm iſt zimmermänniſch. Auch Ackerbau, Handwerk und Gewerbe ſind vergli- chen. Selbſt ſogar die Kriegsſprache iſt benutzt, ſo ſehr ſie auch noch an den Franzoſenmäh- lern der alten Niederlagen leidet. (Zu verglei-
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Reede (Siehe Seite 237), handeln (45),
ſchweben und rennen. Nie wollte man der
Sprache Gewalt anthun, wohl aber die Ur-
rechte der Sprache aufrecht erhalten, und Selb-
ſtändigkeit und wahre Sprachfreiheit von wälſch-
ſüchtigen Meindeutſchen zurückerkämpfen.
Sprache iſt Gemeingut der Sprachgenoſſen,
das Sprachthum iſt die Handveſte; die Bilde-
geſetze ſind Gerechtſame, die jeder Einzelne wah-
ren, ſchützen und ſchirmen muß. Die Sprach-
gemeinde lebt auf uraltem Ganerbe, und darf
ihr Traugut nicht verſchulden, nicht verböſern,
nicht verbilden, nicht aufgeben und verſchleudern.
Sie muß, was ſie zu treuen Händen empfan-
gen, als eiſern überliefern, und urkräftig und
nachhaltig hinterlaſſen.
Unbedenklich entlehnten wir alte Wörter
aus den reingehaltenen Kunſtſprachen. Rah,
Nock und Ruſt ſind ſeemänniſch, Bühne iſt
bergmänniſch, Holm iſt zimmermänniſch. Auch
Ackerbau, Handwerk und Gewerbe ſind vergli-
chen. Selbſt ſogar die Kriegsſprache iſt benutzt,
ſo ſehr ſie auch noch an den Franzoſenmäh-
lern der alten Niederlagen leidet. (Zu verglei-
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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XXXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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