Ein Wort muß das andere erklären, jedes ist ein Schlüssel zur Sprachkammer, das erste beste ist der Reigenführer zur ganzen Wörterfolge, wie bei der Angabe der Sprunghöhen (Seite 28): Knöchelhoch, wadenhoch, knie- hoch, schenkelhoch, hüfthoch, nabelhoch, herzhoch, brusthoch, halshoch, schulter- hoch, kinnhoch, mundhoch, nasenhoch, augenhoch, stirnhoch, scheitelhoch.
Eine durchgeführte Kunstsprache muß schon in der Wortbildung ein Wortfinden gewäh- ren; als: Sprunghöhe, Sprungweite, Sprungtiefe -- und von turnschen und Turnschene alle mögliche Arten. Mithin soll aber auch kein Buchrichter ein einzelnes Kunst- wort herausgreifen, vor seinen Freistuhl ziehen, und darüber dünkelweise aburtheln. Man muß die Kunstwörter einer Kunstsprache allesammt in Reih und Glied mustern, und dann Schau über sie halten, ob jedes an Ort und Stelle ist, und kunstgerecht seinen Posten einnimmt. Wer nicht mit Umsicht, Übersicht und Einsicht erst die Kunst und ihren Wortbedarf erforscht -- mag leicht vorlaut Wörter verabschieden, so er
nach
Ein Wort muß das andere erklären, jedes iſt ein Schlüſſel zur Sprachkammer, das erſte beſte iſt der Reigenführer zur ganzen Wörterfolge, wie bei der Angabe der Sprunghöhen (Seite 28): Knöchelhoch, wadenhoch, knie- hoch, ſchenkelhoch, hüfthoch, nabelhoch, herzhoch, bruſthoch, halshoch, ſchulter- hoch, kinnhoch, mundhoch, naſenhoch, augenhoch, ſtirnhoch, ſcheitelhoch.
Eine durchgeführte Kunſtſprache muß ſchon in der Wortbildung ein Wortfinden gewäh- ren; als: Sprunghöhe, Sprungweite, Sprungtiefe — und von turnſchen und Turnſchene alle mögliche Arten. Mithin ſoll aber auch kein Buchrichter ein einzelnes Kunſt- wort herausgreifen, vor ſeinen Freiſtuhl ziehen, und darüber dünkelweiſe aburtheln. Man muß die Kunſtwörter einer Kunſtſprache alleſammt in Reih und Glied muſtern, und dann Schau über ſie halten, ob jedes an Ort und Stelle iſt, und kunſtgerecht ſeinen Poſten einnimmt. Wer nicht mit Umſicht, Überſicht und Einſicht erſt die Kunſt und ihren Wortbedarf erforſcht — mag leicht vorlaut Wörter verabſchieden, ſo er
nach
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0042"n="XXXVI"/>
Ein Wort muß das andere erklären, jedes iſt<lb/>
ein Schlüſſel zur Sprachkammer, das erſte beſte<lb/>
iſt der Reigenführer zur ganzen <hirendition="#g">Wörterfolge</hi>,<lb/>
wie bei der Angabe der <hirendition="#g">Sprunghöhen</hi><lb/>
(Seite 28): <hirendition="#g">Knöchelhoch, wadenhoch, knie-<lb/>
hoch, ſchenkelhoch, hüfthoch, nabelhoch,<lb/>
herzhoch, bruſthoch, halshoch, ſchulter-<lb/>
hoch, kinnhoch, mundhoch, naſenhoch,<lb/>
augenhoch, ſtirnhoch, ſcheitelhoch</hi>.</p><lb/><p>Eine durchgeführte Kunſtſprache muß ſchon<lb/>
in der Wortbildung ein Wortfinden gewäh-<lb/>
ren; als: <hirendition="#g">Sprunghöhe, Sprungweite,<lb/>
Sprungtiefe</hi>— und von <hirendition="#g">turnſchen</hi> und<lb/><hirendition="#g">Turnſchene</hi> alle mögliche Arten. Mithin ſoll<lb/>
aber auch kein <hirendition="#g">Buchrichter</hi> ein einzelnes Kunſt-<lb/>
wort herausgreifen, vor ſeinen Freiſtuhl ziehen,<lb/>
und darüber dünkelweiſe aburtheln. Man muß<lb/>
die Kunſtwörter einer Kunſtſprache alleſammt in<lb/>
Reih und Glied muſtern, und dann Schau<lb/>
über ſie halten, ob jedes an Ort und Stelle iſt,<lb/>
und kunſtgerecht ſeinen Poſten einnimmt. Wer<lb/>
nicht mit Umſicht, Überſicht und Einſicht erſt die<lb/>
Kunſt und ihren <hirendition="#g">Wortbedarf</hi> erforſcht —<lb/>
mag leicht vorlaut Wörter verabſchieden, ſo er<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nach</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[XXXVI/0042]
Ein Wort muß das andere erklären, jedes iſt
ein Schlüſſel zur Sprachkammer, das erſte beſte
iſt der Reigenführer zur ganzen Wörterfolge,
wie bei der Angabe der Sprunghöhen
(Seite 28): Knöchelhoch, wadenhoch, knie-
hoch, ſchenkelhoch, hüfthoch, nabelhoch,
herzhoch, bruſthoch, halshoch, ſchulter-
hoch, kinnhoch, mundhoch, naſenhoch,
augenhoch, ſtirnhoch, ſcheitelhoch.
Eine durchgeführte Kunſtſprache muß ſchon
in der Wortbildung ein Wortfinden gewäh-
ren; als: Sprunghöhe, Sprungweite,
Sprungtiefe — und von turnſchen und
Turnſchene alle mögliche Arten. Mithin ſoll
aber auch kein Buchrichter ein einzelnes Kunſt-
wort herausgreifen, vor ſeinen Freiſtuhl ziehen,
und darüber dünkelweiſe aburtheln. Man muß
die Kunſtwörter einer Kunſtſprache alleſammt in
Reih und Glied muſtern, und dann Schau
über ſie halten, ob jedes an Ort und Stelle iſt,
und kunſtgerecht ſeinen Poſten einnimmt. Wer
nicht mit Umſicht, Überſicht und Einſicht erſt die
Kunſt und ihren Wortbedarf erforſcht —
mag leicht vorlaut Wörter verabſchieden, ſo er
nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XXXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/42>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.