Dennoch hat man in neuern Zeiten den entgegengesetzten Versuch glücklich gewagt, Ei¬ ne Schule eingerichtet für Alle, die eine ge¬ lehrte, und nur bürgerliche Bildung erhalten sollen; für Knaben aus dem untersten Stande, die zu Handwerkern bestimmt sind; für Knaben wohlhabender Ältern, die ihren Kindern eine fei¬ nere Bildung geben wollen; und für die eigent¬ lichen künftigen Gelehrten.
Plan und Ordnung der Stadtschule zu Köthen von Vetterlein. 2te Auflage.
d) Hochschulen.
Von allen Menschen hat der Gelehrte den wichtigsten Beruf: Er soll Menschenbildner zur Menschlichkeit sein, Gestalter und Nachschöpfer der unvollendeten Welt werden. Des neuern Nachrömischen Europas bürgerliche Gesellschaft stellti hn unter ihren Ständen, auf den höchsten, und einzigsten Standort. Darum sind ihm ei¬ gene Bevorrechtungen verliehen, eigene Bil¬ dungsanstalten ausschließlich gewidmet; als höch¬ ste, und letzten die Hochschulen. Sie gründen den Wissenschaften ein eigenes Reich, in ihm jeder Muse ein eigenes Gebiet. Hier im freien
Dennoch hat man in neuern Zeiten den entgegengeſetzten Verſuch glücklich gewagt, Ei¬ ne Schule eingerichtet für Alle, die eine ge¬ lehrte, und nur bürgerliche Bildung erhalten ſollen; für Knaben aus dem unterſten Stande, die zu Handwerkern beſtimmt ſind; für Knaben wohlhabender Ältern, die ihren Kindern eine fei¬ nere Bildung geben wollen; und für die eigent¬ lichen künftigen Gelehrten.
Plan und Ordnung der Stadtſchule zu Köthen von Vetterlein. 2te Auflage.
d) Hochſchulen.
Von allen Menſchen hat der Gelehrte den wichtigſten Beruf: Er ſoll Menſchenbildner zur Menſchlichkeit ſein, Geſtalter und Nachſchöpfer der unvollendeten Welt werden. Des neuern Nachrömiſchen Europas bürgerliche Geſellſchaft ſtellti hn unter ihren Ständen, auf den höchſten, und einzigſten Standort. Darum ſind ihm ei¬ gene Bevorrechtungen verliehen, eigene Bil¬ dungsanſtalten ausſchließlich gewidmet; als höch¬ ſte, und letzten die Hochſchulen. Sie gründen den Wiſſenſchaften ein eigenes Reich, in ihm jeder Muſe ein eigenes Gebiet. Hier im freien
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Dennoch hat man in neuern Zeiten den
entgegengeſetzten Verſuch glücklich gewagt, Ei¬
ne Schule eingerichtet für Alle, die eine ge¬
lehrte, und nur bürgerliche Bildung erhalten
ſollen; für Knaben aus dem unterſten Stande,
die zu Handwerkern beſtimmt ſind; für Knaben
wohlhabender Ältern, die ihren Kindern eine fei¬
nere Bildung geben wollen; und für die eigent¬
lichen künftigen Gelehrten.
Plan und Ordnung der Stadtſchule zu Köthen
von Vetterlein. 2te Auflage.
d) Hochſchulen.
Von allen Menſchen hat der Gelehrte den
wichtigſten Beruf: Er ſoll Menſchenbildner zur
Menſchlichkeit ſein, Geſtalter und Nachſchöpfer
der unvollendeten Welt werden. Des neuern
Nachrömiſchen Europas bürgerliche Geſellſchaft
ſtellti hn unter ihren Ständen, auf den höchſten,
und einzigſten Standort. Darum ſind ihm ei¬
gene Bevorrechtungen verliehen, eigene Bil¬
dungsanſtalten ausſchließlich gewidmet; als höch¬
ſte, und letzten die Hochſchulen. Sie gründen
den Wiſſenſchaften ein eigenes Reich, in ihm
jeder Muſe ein eigenes Gebiet. Hier im freien
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/107>, abgerufen am 27.11.2024.
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