Herkommensmänner, und Schlendermenschen sor¬ gen dafür, daß er so sich bewähren muß, weil sie jeden Versuch hindern. Unwillig spottet dann der Vorausdenker über Zeitgenossen und Zeit¬ alter, beide seiner nicht werth; verhöhnt in sei¬ ner Denkergröße, des Lebemanns Erfahrungs¬ kitzel; erschließt sich sinnend eine Welt, die für keinen sonst ist als ihn; und überhohlt so jenen Weisheitsdünkel. Bei diesem leidigen Geblän¬ ker leiden: Wahrheit, Wissenschaft, und Mensch¬ heit. Eine unglückselige Gelahrtheit trennt die Menschen, in Zuwenig- und Zuvielwisser.
Nur selten, und dann noch in theils schwa¬ chen, theils unglücklichen Versuchen, wandelten sich die Hochschulen in ein dem Volksthum gün¬ stigeres Gebilde. Wohl waren sie durch das Zusammenhalten so vieler großen Köpfe Licht¬ gestirne, und wieder Veranlasser der Finsterniß, weil sie alle Strahlen ausschließlich in Einen Brennpunkt faßten, die Wissenschaften sich vor¬ wärts in besondern Bahnen bewegten, und das Weltleben wieder in eigenen Kreisen blieb. Nur das Ab- und Zu-wandern der Wißbegierigen, bewahrte noch die Hochschulen vor gänzlicher
Herkommensmänner, und Schlendermenſchen ſor¬ gen dafür, daß er ſo ſich bewähren muß, weil ſie jeden Verſuch hindern. Unwillig ſpottet dann der Vorausdenker über Zeitgenoſſen und Zeit¬ alter, beide ſeiner nicht werth; verhöhnt in ſei¬ ner Denkergröße, des Lebemanns Erfahrungs¬ kitzel; erſchließt ſich ſinnend eine Welt, die für keinen ſonſt iſt als ihn; und überhohlt ſo jenen Weisheitsdünkel. Bei dieſem leidigen Geblän¬ ker leiden: Wahrheit, Wiſſenſchaft, und Menſch¬ heit. Eine unglückſelige Gelahrtheit trennt die Menſchen, in Zuwenig- und Zuvielwiſſer.
Nur ſelten, und dann noch in theils ſchwa¬ chen, theils unglücklichen Verſuchen, wandelten ſich die Hochſchulen in ein dem Volksthum gün¬ ſtigeres Gebilde. Wohl waren ſie durch das Zuſammenhalten ſo vieler großen Köpfe Licht¬ geſtirne, und wieder Veranlaſſer der Finſterniß, weil ſie alle Strahlen ausſchließlich in Einen Brennpunkt faßten, die Wiſſenſchaften ſich vor¬ wärts in beſondern Bahnen bewegten, und das Weltleben wieder in eigenen Kreiſen blieb. Nur das Ab- und Zu-wandern der Wißbegierigen, bewahrte noch die Hochſchulen vor gänzlicher
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Herkommensmänner, und Schlendermenſchen ſor¬
gen dafür, daß er ſo ſich bewähren muß, weil
ſie jeden Verſuch hindern. Unwillig ſpottet dann
der Vorausdenker über Zeitgenoſſen und Zeit¬
alter, beide ſeiner nicht werth; verhöhnt in ſei¬
ner Denkergröße, des Lebemanns Erfahrungs¬
kitzel; erſchließt ſich ſinnend eine Welt, die für
keinen ſonſt iſt als ihn; und überhohlt ſo jenen
Weisheitsdünkel. Bei dieſem leidigen Geblän¬
ker leiden: Wahrheit, Wiſſenſchaft, und Menſch¬
heit. Eine unglückſelige Gelahrtheit trennt die
Menſchen, in Zuwenig- und Zuvielwiſſer.
Nur ſelten, und dann noch in theils ſchwa¬
chen, theils unglücklichen Verſuchen, wandelten
ſich die Hochſchulen in ein dem Volksthum gün¬
ſtigeres Gebilde. Wohl waren ſie durch das
Zuſammenhalten ſo vieler großen Köpfe Licht¬
geſtirne, und wieder Veranlaſſer der Finſterniß,
weil ſie alle Strahlen ausſchließlich in Einen
Brennpunkt faßten, die Wiſſenſchaften ſich vor¬
wärts in beſondern Bahnen bewegten, und das
Weltleben wieder in eigenen Kreiſen blieb. Nur
das Ab- und Zu-wandern der Wißbegierigen,
bewahrte noch die Hochſchulen vor gänzlicher
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/109>, abgerufen am 27.11.2024.
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