"Staaten-Rath seine vollwichtige Stimme wie¬ "der geben wird. Selbst die Geschichte Deutsch¬ "lands öffnet uns diese beruhigenden Aussichten, "noch hat Deutschland nicht den ganzen Kreis "von Revolutionen durchlaufen, den es durch¬ "laufen muß, um das zu werden, wozu es der "hohe Ruf der Natur bestimmt hat.
"Jn seinem ersten Zeitraume kämpfte es "mit einer von keinen Gesetzen, und nur durch "ein schwaches Herkommen schwach gezügelten "despotischen Gewalt. Ungleich aber ist der "Kampf des Despotismus mit der Standhaf¬ "tigkeit eines durchaus frei sein wollenden Volks, "und so wurde aus der Despotie ein aristokra¬ "tischer Freistaat. Stets war aber noch jede "aristokratische Verfassung die Mutter der Anar¬ "chie, und so wurde auch diese, nachdem die "große Religionstrennung erfolgt war, in "Deutschland auf lange Zeit permanent. Anar¬ "chie und Kraftäußerung gegen Außen sind "zwei ganz unmögliche Dinge; kann also das "Übel im Jnnern nicht geheilt werden, so führt "es zur fremden Knechtschaft. -- -- --
" -- -- -- Ein Glück für das seufzende
„Staaten-Rath ſeine vollwichtige Stimme wie¬ „der geben wird. Selbſt die Geſchichte Deutſch¬ „lands öffnet uns dieſe beruhigenden Ausſichten, „noch hat Deutſchland nicht den ganzen Kreis „von Revolutionen durchlaufen, den es durch¬ „laufen muß, um das zu werden, wozu es der „hohe Ruf der Natur beſtimmt hat.
„Jn ſeinem erſten Zeitraume kämpfte es „mit einer von keinen Geſetzen, und nur durch „ein ſchwaches Herkommen ſchwach gezügelten „deſpotiſchen Gewalt. Ungleich aber iſt der „Kampf des Despotismus mit der Standhaf¬ „tigkeit eines durchaus frei ſein wollenden Volks, „und ſo wurde aus der Despotie ein ariſtokra¬ „tiſcher Freiſtaat. Stets war aber noch jede „ariſtokratiſche Verfaſſung die Mutter der Anar¬ „chie, und ſo wurde auch dieſe, nachdem die „große Religionstrennung erfolgt war, in „Deutſchland auf lange Zeit permanent. Anar¬ „chie und Kraftäußerung gegen Außen ſind „zwei ganz unmögliche Dinge; kann alſo das „Übel im Jnnern nicht geheilt werden, ſo führt „es zur fremden Knechtſchaft. — — —
„ — — — Ein Glück für das ſeufzende
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„Staaten-Rath ſeine vollwichtige Stimme wie¬
„der geben wird. Selbſt die Geſchichte Deutſch¬
„lands öffnet uns dieſe beruhigenden Ausſichten,
„noch hat Deutſchland nicht den ganzen Kreis
„von Revolutionen durchlaufen, den es durch¬
„laufen muß, um das zu werden, wozu es der
„hohe Ruf der Natur beſtimmt hat.
„Jn ſeinem erſten Zeitraume kämpfte es
„mit einer von keinen Geſetzen, und nur durch
„ein ſchwaches Herkommen ſchwach gezügelten
„deſpotiſchen Gewalt. Ungleich aber iſt der
„Kampf des Despotismus mit der Standhaf¬
„tigkeit eines durchaus frei ſein wollenden Volks,
„und ſo wurde aus der Despotie ein ariſtokra¬
„tiſcher Freiſtaat. Stets war aber noch jede
„ariſtokratiſche Verfaſſung die Mutter der Anar¬
„chie, und ſo wurde auch dieſe, nachdem die
„große Religionstrennung erfolgt war, in
„Deutſchland auf lange Zeit permanent. Anar¬
„chie und Kraftäußerung gegen Außen ſind
„zwei ganz unmögliche Dinge; kann alſo das
„Übel im Jnnern nicht geheilt werden, ſo führt
„es zur fremden Knechtſchaft. — — —
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/153>, abgerufen am 14.05.2024.
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