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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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für die ganze öffentliche Lesewelt bestimmt. Aber
die Folgerungen jener Nachforschungen, die
durch Schlüsse herausgebrachten Wahrheiten
sollten ein stilles Opfer für mein Vaterland sein.

Jch suchte dem Strom der Begebenheiten
von der ersten kundgewordenen Quelle, bis zum
jüngsten Ausfluß zu folgen, um in der Ge¬
schichte die höhern Winke zu finden. Alle Mit¬
tel der höchsten Erziehungs- und Heilkunst --
bewährt im Werden und Leben, in Gesundheit
und Krankheit, in Geburt und Tod, von Staa¬
ten und Völkern -- war ich zu sammeln be¬
müht. Jn einen Zusammenhang gebracht, zu
einer Auslese geordnet, wollte ich diese Staats-
und Völker-Mittellehre den höchsten Behörden
übergeben -- keinen andern, und nie dem Druck.
Glanzsucht, und der Sinn Gutes zu stiften,
wandeln nie einträchtig mit einander! Wessen
Dasein die erste übergleißet, aus dessen Leben ist
der andere verschwunden. Wunden muß man
nur aufreißen, wenn man sie heilen will, und
es nicht anders kann. Jn Unpäßlichkeiten und
gesunden Tagen ist des Arztes Geschäft der
Gesundheit Erhaltung, aber auch dann und

für die ganze öffentliche Leſewelt beſtimmt. Aber
die Folgerungen jener Nachforſchungen, die
durch Schlüſſe herausgebrachten Wahrheiten
ſollten ein ſtilles Opfer für mein Vaterland ſein.

Jch ſuchte dem Strom der Begebenheiten
von der erſten kundgewordenen Quelle, bis zum
jüngſten Ausfluß zu folgen, um in der Ge¬
ſchichte die höhern Winke zu finden. Alle Mit¬
tel der höchſten Erziehungs- und Heilkunſt —
bewährt im Werden und Leben, in Geſundheit
und Krankheit, in Geburt und Tod, von Staa¬
ten und Völkern — war ich zu ſammeln be¬
müht. Jn einen Zuſammenhang gebracht, zu
einer Ausleſe geordnet, wollte ich dieſe Staats-
und Völker-Mittellehre den höchſten Behörden
übergeben — keinen andern, und nie dem Druck.
Glanzſucht, und der Sinn Gutes zu ſtiften,
wandeln nie einträchtig mit einander! Weſſen
Daſein die erſte übergleißet, aus deſſen Leben iſt
der andere verſchwunden. Wunden muß man
nur aufreißen, wenn man ſie heilen will, und
es nicht anders kann. Jn Unpäßlichkeiten und
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[X/0016] X für die ganze öffentliche Leſewelt beſtimmt. Aber die Folgerungen jener Nachforſchungen, die durch Schlüſſe herausgebrachten Wahrheiten ſollten ein ſtilles Opfer für mein Vaterland ſein. Jch ſuchte dem Strom der Begebenheiten von der erſten kundgewordenen Quelle, bis zum jüngſten Ausfluß zu folgen, um in der Ge¬ ſchichte die höhern Winke zu finden. Alle Mit¬ tel der höchſten Erziehungs- und Heilkunſt — bewährt im Werden und Leben, in Geſundheit und Krankheit, in Geburt und Tod, von Staa¬ ten und Völkern — war ich zu ſammeln be¬ müht. Jn einen Zuſammenhang gebracht, zu einer Ausleſe geordnet, wollte ich dieſe Staats- und Völker-Mittellehre den höchſten Behörden übergeben — keinen andern, und nie dem Druck. Glanzſucht, und der Sinn Gutes zu ſtiften, wandeln nie einträchtig mit einander! Weſſen Daſein die erſte übergleißet, aus deſſen Leben iſt der andere verſchwunden. Wunden muß man nur aufreißen, wenn man ſie heilen will, und es nicht anders kann. Jn Unpäßlichkeiten und geſunden Tagen iſt des Arztes Geſchäft der Geſundheit Erhaltung, aber auch dann und

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/16>, abgerufen am 28.04.2024.