Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.immer bleibt Verschwiegensein eine Arztpflicht. Auch ich sah niemahls in dem Preußischen Östreich ist ein zu großer Völkermang, immer bleibt Verſchwiegenſein eine Arztpflicht. Auch ich ſah niemahls in dem Preußiſchen Öſtreich iſt ein zu großer Völkermang, <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="XI"/><fw type="pageNum" place="top"><hi rendition="#aq">XI</hi><lb/></fw>immer bleibt Verſchwiegenſein eine Arztpflicht.<lb/> Öffentlichkeit kann zu weit getrieben werden,<lb/> kann in Laſter und Verbrechen, in offenbare<lb/> Vaterlandsbekriegung ſogar ausarten. „Wer<lb/> ſeine Naſe abſchneidet, ſchändet ſein Geſicht.“<lb/> An dieſes alten Sprichworts Warnung muß<lb/> jeder denken, der über ſeines Vaterlandes Ta¬<lb/> gesgeſchichte und Staatsangelegenheiten zu ſchrei¬<lb/> ben Beruf fühlt.</p><lb/> <p>Auch ich ſah niemahls in dem Preußiſchen<lb/> Staat das höchſte ſchon Gewordene menſchlicher<lb/> Regierungskunſt; aber ich entdeckte in ihm eine<lb/> Triebkraft zur Vollkommnung und einſtigen<lb/> Vollendung. Er war mir der Kern vom zer¬<lb/> ſplitterten Deutſchlande — — — der jüngſte<lb/> ſchnellwüchſige Schößling aus der alten Reichs¬<lb/> wurzel, der, da das Alte ein Mahl unaufhalt¬<lb/> ſam verging, als Überleber und Jndieſtelletreter<lb/> des greiſigen Hauptſtamms emporzuſtreben ſchien.<lb/> Das Heil eines jeden Volks kann nur aus ihm<lb/> ſelbſt kommen. — — — Wo ſonſt ſollte nun<lb/> damahls Deutſchlands Rettungsſtern aufgehen?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Öſtreich</hi> iſt ein zu großer Völkermang,<lb/> wo mit Ramler zu reden „die Wohlfahrt des<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XI/0017]
XI
immer bleibt Verſchwiegenſein eine Arztpflicht.
Öffentlichkeit kann zu weit getrieben werden,
kann in Laſter und Verbrechen, in offenbare
Vaterlandsbekriegung ſogar ausarten. „Wer
ſeine Naſe abſchneidet, ſchändet ſein Geſicht.“
An dieſes alten Sprichworts Warnung muß
jeder denken, der über ſeines Vaterlandes Ta¬
gesgeſchichte und Staatsangelegenheiten zu ſchrei¬
ben Beruf fühlt.
Auch ich ſah niemahls in dem Preußiſchen
Staat das höchſte ſchon Gewordene menſchlicher
Regierungskunſt; aber ich entdeckte in ihm eine
Triebkraft zur Vollkommnung und einſtigen
Vollendung. Er war mir der Kern vom zer¬
ſplitterten Deutſchlande — — — der jüngſte
ſchnellwüchſige Schößling aus der alten Reichs¬
wurzel, der, da das Alte ein Mahl unaufhalt¬
ſam verging, als Überleber und Jndieſtelletreter
des greiſigen Hauptſtamms emporzuſtreben ſchien.
Das Heil eines jeden Volks kann nur aus ihm
ſelbſt kommen. — — — Wo ſonſt ſollte nun
damahls Deutſchlands Rettungsſtern aufgehen?
Öſtreich iſt ein zu großer Völkermang,
wo mit Ramler zu reden „die Wohlfahrt des
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