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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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"und das nicht ohne Grund, daß kaum 90
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"gions-Lehrer kommen werden." Seite 408.
"Wie viel hundert Lutherische Religionslehrer
"in Schlesien, im Erzgebürge, im Voigtlande
"an den südlichen und westlichen Gränzen Thü¬
"ringens, in der Pfalz, in Westphalen, der Alt¬
"mark, Mittelmark, Pommern, Preußen u. s. f.
"müssen bei einer jährlichen Einnahme von 18,
"20, 30, 40, 50, 60 Dukaten jämmerlich dar¬
"ben, und bei aller Arbeit ihr Leben in bitterer
"Armuth und völlig freudenleer hinbringen?"

Friedrich der Zweite fragte einst den Abt
Hähne von Kloster Bergen bei Magdeburg:
"Wie sind die Einkünfte der Schulen und Kir¬
"chen zu vermehren?" Hähne antwortete:
"Wenn man ihnen gelassen hätte, oder noch
"ließe, was von gottseligen Vorfahren dazu ge¬
"widmet ist, wie doch selbst Karl der Große
"auch nur Domstifter für den Lehrstand gegrün¬
"det hat -- so wären sie hinlänglich versehen."
Der große König schwieg. Ein freimüthiger
Unterthan wird nichts wagen, seinem Enkel auf
dem Throne jene Antwort zu hinterbringen.

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„ben, und bei aller Arbeit ihr Leben in bitterer
„Armuth und völlig freudenleer hinbringen?″

Friedrich der Zweite fragte einſt den Abt
Hähne von Kloſter Bergen bei Magdeburg:
„Wie ſind die Einkünfte der Schulen und Kir¬
„chen zu vermehren?″ Hähne antwortete:
„Wenn man ihnen gelaſſen hätte, oder noch
„ließe, was von gottſeligen Vorfahren dazu ge¬
„widmet iſt, wie doch ſelbſt Karl der Große
„auch nur Domſtifter für den Lehrſtand gegrün¬
„det hat — ſo wären ſie hinlänglich verſehen.″
Der große König ſchwieg. Ein freimüthiger
Unterthan wird nichts wagen, ſeinem Enkel auf
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[152/0182] 152 „wagen.″ Seite 408. „Jch vermuthe doch „und das nicht ohne Grund, daß kaum 90 „Dukaten auf einen jeden Lutheriſchen Reli¬ „gions-Lehrer kommen werden.″ Seite 408. „Wie viel hundert Lutheriſche Religionslehrer „in Schleſien, im Erzgebürge, im Voigtlande „an den ſüdlichen und weſtlichen Gränzen Thü¬ „ringens, in der Pfalz, in Weſtphalen, der Alt¬ „mark, Mittelmark, Pommern, Preußen u. ſ. f. „müſſen bei einer jährlichen Einnahme von 18, „20, 30, 40, 50, 60 Dukaten jämmerlich dar¬ „ben, und bei aller Arbeit ihr Leben in bitterer „Armuth und völlig freudenleer hinbringen?″ Friedrich der Zweite fragte einſt den Abt Hähne von Kloſter Bergen bei Magdeburg: „Wie ſind die Einkünfte der Schulen und Kir¬ „chen zu vermehren?″ Hähne antwortete: „Wenn man ihnen gelaſſen hätte, oder noch „ließe, was von gottſeligen Vorfahren dazu ge¬ „widmet iſt, wie doch ſelbſt Karl der Große „auch nur Domſtifter für den Lehrſtand gegrün¬ „det hat — ſo wären ſie hinlänglich verſehen.″ Der große König ſchwieg. Ein freimüthiger Unterthan wird nichts wagen, ſeinem Enkel auf dem Throne jene Antwort zu hinterbringen.

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/182>, abgerufen am 14.05.2024.