"Das Urchristenthum war eine übersinnli¬ "che öffentliche Volksreligion, die ihr Stifter "der der jüdischen Priester und der Schwärme¬ "rei und den grübelnden Spitzfindigkeiten ent¬ "gegensetzte, indem er die Religion auf einen "durch richtigen Sinn und warmes Gefühl er¬ "leuchteten und belebten innern Gottesdienst, den "einzigen echten Gottesdienst, den Gottesdienst "im Geiste und in der Wahrheit, durch Beleh¬ "rung und Beispiel, ohne Herrschaft und Knecht¬ "schaft zurück führte. Wenn der Geist des Ur¬ "christenthums von neuem sollte belebt werden, "so mußte er aus dem Schutte wiederhervorge¬ "hen, durch den es eine verdorbene Kirche ver¬ "unstaltet hatte. Jn dieser Kirche war er durch "einen sinnlichen körperlichen und mechanischen "Gottesdienst, und durch mystische Schwärmerei "vertilgt. Das Christenthum war das gewor¬ "den, was das Judenthum zu Christus Zeiten "war; alle Mißbräuche, die dieses entstellt hat¬ "ten, entstellten auch jenes. Diese Mißbräuche
7. Deutſchheit und Urchriſtenthum.
„Das Urchriſtenthum war eine überſinnli¬ „che öffentliche Volksreligion, die ihr Stifter „der der jüdiſchen Prieſter und der Schwärme¬ „rei und den grübelnden Spitzfindigkeiten ent¬ „gegenſetzte, indem er die Religion auf einen „durch richtigen Sinn und warmes Gefühl er¬ „leuchteten und belebten innern Gottesdienſt, den „einzigen echten Gottesdienſt, den Gottesdienſt „im Geiſte und in der Wahrheit, durch Beleh¬ „rung und Beiſpiel, ohne Herrſchaft und Knecht¬ „ſchaft zurück führte. Wenn der Geiſt des Ur¬ „chriſtenthums von neuem ſollte belebt werden, „ſo mußte er aus dem Schutte wiederhervorge¬ „hen, durch den es eine verdorbene Kirche ver¬ „unſtaltet hatte. Jn dieſer Kirche war er durch „einen ſinnlichen körperlichen und mechaniſchen „Gottesdienſt, und durch myſtiſche Schwärmerei „vertilgt. Das Chriſtenthum war das gewor¬ „den, was das Judenthum zu Chriſtus Zeiten „war; alle Mißbräuche, die dieſes entſtellt hat¬ „ten, entſtellten auch jenes. Dieſe Mißbräuche
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7. Deutſchheit und Urchriſtenthum.
„Das Urchriſtenthum war eine überſinnli¬
„che öffentliche Volksreligion, die ihr Stifter
„der der jüdiſchen Prieſter und der Schwärme¬
„rei und den grübelnden Spitzfindigkeiten ent¬
„gegenſetzte, indem er die Religion auf einen
„durch richtigen Sinn und warmes Gefühl er¬
„leuchteten und belebten innern Gottesdienſt, den
„einzigen echten Gottesdienſt, den Gottesdienſt
„im Geiſte und in der Wahrheit, durch Beleh¬
„rung und Beiſpiel, ohne Herrſchaft und Knecht¬
„ſchaft zurück führte. Wenn der Geiſt des Ur¬
„chriſtenthums von neuem ſollte belebt werden,
„ſo mußte er aus dem Schutte wiederhervorge¬
„hen, durch den es eine verdorbene Kirche ver¬
„unſtaltet hatte. Jn dieſer Kirche war er durch
„einen ſinnlichen körperlichen und mechaniſchen
„Gottesdienſt, und durch myſtiſche Schwärmerei
„vertilgt. Das Chriſtenthum war das gewor¬
„den, was das Judenthum zu Chriſtus Zeiten
„war; alle Mißbräuche, die dieſes entſtellt hat¬
„ten, entſtellten auch jenes. Dieſe Mißbräuche
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/183>, abgerufen am 21.11.2024.
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