"liche entzog, berechnete ihre Wirksamkeit nur "auf den kalten Verstand [und das kindliche "Gemüth], und raubte der Phantasie und dem "Gefühl fast jedes ihrer Jdole. Sie war für "den [Germanischen menschheitlichern] Norden, "nicht für den Süden berechnet [der wenn auch "durch schöne Künste verfeinert, sich noch nie "vom alten Fetischdienst losgewunden hat.] Der "ruhig-forschende Geist der Germanischen Na¬ "tionen fand in ihr die Nahrung, die er be¬ "durfte und suchte; und die Gränzen der Wohn¬ "sitze dieser Völker, wurden daher von den Kü¬ "sten von Schottland und Norwegen bis zu den "Helvetischen Alpen, im Ganzen genommen, "auch ihre Gränzen. Der feurigern Phantasie, "dem lebhaften Gefühl [der Grobsinnlichkeit] "der südlichern Völker, besonders des andern Ge¬ "schlechts, konnte sie nicht gefallen. Will man "der Spanierin, der Jtalienerin ihre Ma¬ "donna, oder ihre Heiligen [die himmlischen "Urbilder, ihrer irdischen Buhlschaft mit Ci¬ "cisbeen und Cortejos] rauben? Umsonst "wird man es versuchen! Man würde ihr "mit ihnen ihren Trost [in Ausschweifungen]
„liche entzog, berechnete ihre Wirkſamkeit nur „auf den kalten Verſtand [und das kindliche „Gemüth], und raubte der Phantaſie und dem „Gefühl faſt jedes ihrer Jdole. Sie war für „den [Germaniſchen menſchheitlichern] Norden, „nicht für den Süden berechnet [der wenn auch „durch ſchöne Künſte verfeinert, ſich noch nie „vom alten Fetiſchdienſt losgewunden hat.] Der „ruhig-forſchende Geiſt der Germaniſchen Na¬ „tionen fand in ihr die Nahrung, die er be¬ „durfte und ſuchte; und die Gränzen der Wohn¬ „ſitze dieſer Völker, wurden daher von den Kü¬ „ſten von Schottland und Norwegen bis zu den „Helvetiſchen Alpen, im Ganzen genommen, „auch ihre Gränzen. Der feurigern Phantaſie, „dem lebhaften Gefühl [der Grobſinnlichkeit] „der ſüdlichern Völker, beſonders des andern Ge¬ „ſchlechts, konnte ſie nicht gefallen. Will man „der Spanierin, der Jtalienerin ihre Ma¬ „donna, oder ihre Heiligen [die himmliſchen „Urbilder, ihrer irdiſchen Buhlſchaft mit Ci¬ „cisbeen und Cortejos] rauben? Umſonſt „wird man es verſuchen! Man würde ihr „mit ihnen ihren Troſt [in Ausſchweifungen]
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0186"n="156"/><fwtype="pageNum"place="top">156<lb/></fw>„liche entzog, berechnete ihre Wirkſamkeit nur<lb/>„auf den kalten Verſtand [und das kindliche<lb/>„Gemüth], und raubte der Phantaſie und dem<lb/>„Gefühl faſt jedes ihrer Jdole. Sie war für<lb/>„den [Germaniſchen menſchheitlichern] Norden,<lb/>„nicht für den Süden berechnet [der wenn auch<lb/>„durch ſchöne Künſte verfeinert, ſich noch nie<lb/>„vom alten Fetiſchdienſt losgewunden hat.] Der<lb/>„ruhig-forſchende Geiſt der Germaniſchen Na¬<lb/>„tionen fand in ihr die Nahrung, die er be¬<lb/>„durfte und ſuchte; und die Gränzen der Wohn¬<lb/>„ſitze dieſer Völker, wurden daher von den Kü¬<lb/>„ſten von Schottland und Norwegen bis zu den<lb/>„Helvetiſchen Alpen, im Ganzen genommen,<lb/>„auch ihre Gränzen. Der feurigern Phantaſie,<lb/>„dem lebhaften Gefühl [der Grobſinnlichkeit]<lb/>„der ſüdlichern Völker, beſonders des andern Ge¬<lb/>„ſchlechts, konnte ſie nicht gefallen. Will man<lb/>„der Spanierin, der Jtalienerin ihre Ma¬<lb/>„donna, oder ihre Heiligen [die himmliſchen<lb/>„Urbilder, ihrer irdiſchen Buhlſchaft mit Ci¬<lb/>„cisbeen und Cortejos] rauben? Umſonſt<lb/>„wird man es verſuchen! Man würde ihr<lb/>„mit ihnen ihren Troſt [in Ausſchweifungen]<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[156/0186]
156
„liche entzog, berechnete ihre Wirkſamkeit nur
„auf den kalten Verſtand [und das kindliche
„Gemüth], und raubte der Phantaſie und dem
„Gefühl faſt jedes ihrer Jdole. Sie war für
„den [Germaniſchen menſchheitlichern] Norden,
„nicht für den Süden berechnet [der wenn auch
„durch ſchöne Künſte verfeinert, ſich noch nie
„vom alten Fetiſchdienſt losgewunden hat.] Der
„ruhig-forſchende Geiſt der Germaniſchen Na¬
„tionen fand in ihr die Nahrung, die er be¬
„durfte und ſuchte; und die Gränzen der Wohn¬
„ſitze dieſer Völker, wurden daher von den Kü¬
„ſten von Schottland und Norwegen bis zu den
„Helvetiſchen Alpen, im Ganzen genommen,
„auch ihre Gränzen. Der feurigern Phantaſie,
„dem lebhaften Gefühl [der Grobſinnlichkeit]
„der ſüdlichern Völker, beſonders des andern Ge¬
„ſchlechts, konnte ſie nicht gefallen. Will man
„der Spanierin, der Jtalienerin ihre Ma¬
„donna, oder ihre Heiligen [die himmliſchen
„Urbilder, ihrer irdiſchen Buhlſchaft mit Ci¬
„cisbeen und Cortejos] rauben? Umſonſt
„wird man es verſuchen! Man würde ihr
„mit ihnen ihren Troſt [in Ausſchweifungen]
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/186>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.