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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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"und ihre Beruhigung [in Sünden] neh¬
"men."

Heeren in seiner Entwickelung der politischen
Folgen der Reformation für Europa. Kleine
historische Schriften. I. S. 77. rc

Anders bei den Völkern Deutschen Stam¬
mes; selbst als sogenannte Heiden, waren die
Germanier keine Götzendiener, oder gar Fetisch¬
verehrer. Karl der Große schrieb wider den
Bilderdienst!, und auf einer allgemeinen Ver¬
sammlung der Bischöfe seiner Staaten ward diese
Absagung 794 gebilligt, und die Einführung
und Verehrung neuer Heiligen verboten. Und
auch nur der Germanische Geist war zum Wie¬
derauffassen des Urchristenthums geschickt; kein
anderes Volksthum war dazu menschheitlich ge¬
nug, weder das aus dem abgestorbenen Römi¬
schen neuhervorgetriebene, noch das völkerreiche
Slavische. Die morgenländische Kirche konnte
nichts der Art unter den Russen, die abendlän¬
dische nichts unter den Pohlen entwickeln. Da¬
gegen konnten die den Deutschen Völkern einge¬
bürgerten, eingevölkerten und angewöhnten wil¬
den Stämme, Finnen, Ehsten, Letten, Lithauer,

„und ihre Beruhigung [in Sünden] neh¬
„men.“

Heeren in ſeiner Entwickelung der politiſchen
Folgen der Reformation für Europa. Kleine
hiſtoriſche Schriften. I. S. 77. ꝛc

Anders bei den Völkern Deutſchen Stam¬
mes; ſelbſt als ſogenannte Heiden, waren die
Germanier keine Götzendiener, oder gar Fetiſch¬
verehrer. Karl der Große ſchrieb wider den
Bilderdienſt!, und auf einer allgemeinen Ver¬
ſammlung der Biſchöfe ſeiner Staaten ward dieſe
Abſagung 794 gebilligt, und die Einführung
und Verehrung neuer Heiligen verboten. Und
auch nur der Germaniſche Geiſt war zum Wie¬
derauffaſſen des Urchriſtenthums geſchickt; kein
anderes Volksthum war dazu menſchheitlich ge¬
nug, weder das aus dem abgeſtorbenen Römi¬
ſchen neuhervorgetriebene, noch das völkerreiche
Slaviſche. Die morgenländiſche Kirche konnte
nichts der Art unter den Ruſſen, die abendlän¬
diſche nichts unter den Pohlen entwickeln. Da¬
gegen konnten die den Deutſchen Völkern einge¬
bürgerten, eingevölkerten und angewöhnten wil¬
den Stämme, Finnen, Ehſten, Letten, Lithauer,

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[157/0187] 157 „und ihre Beruhigung [in Sünden] neh¬ „men.“ Heeren in ſeiner Entwickelung der politiſchen Folgen der Reformation für Europa. Kleine hiſtoriſche Schriften. I. S. 77. ꝛc Anders bei den Völkern Deutſchen Stam¬ mes; ſelbſt als ſogenannte Heiden, waren die Germanier keine Götzendiener, oder gar Fetiſch¬ verehrer. Karl der Große ſchrieb wider den Bilderdienſt!, und auf einer allgemeinen Ver¬ ſammlung der Biſchöfe ſeiner Staaten ward dieſe Abſagung 794 gebilligt, und die Einführung und Verehrung neuer Heiligen verboten. Und auch nur der Germaniſche Geiſt war zum Wie¬ derauffaſſen des Urchriſtenthums geſchickt; kein anderes Volksthum war dazu menſchheitlich ge¬ nug, weder das aus dem abgeſtorbenen Römi¬ ſchen neuhervorgetriebene, noch das völkerreiche Slaviſche. Die morgenländiſche Kirche konnte nichts der Art unter den Ruſſen, die abendlän¬ diſche nichts unter den Pohlen entwickeln. Da¬ gegen konnten die den Deutſchen Völkern einge¬ bürgerten, eingevölkerten und angewöhnten wil¬ den Stämme, Finnen, Ehſten, Letten, Lithauer,

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/187>, abgerufen am 21.11.2024.